Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
stehen und straffte ihre Schultern. Du schaffst das. Lachen und Musik umhüllten sie, als sie die Zeltklappe zur Seite schob. Sie betrachtete die neue Umgebung und versuchte, alles auf einmal in sich aufzunehmen. Rechts entdeckte sie Laila auf einem hastig zusammengebauten Podium. Sie lag natürlich, und sie aß süßes Gebäck. Der Platz neben ihr war leer.
In der Mitte wiegten sich sechs nackte Männer in einem langsamen Tanz. Sie waren groß, athletisch gebaut und glänzend eingeölt. Zwei blonde, zwei rothaarige und zwei mit dunklen Haaren. Für jeden Geschmack etwas, sozusagen. Hände strichen über Leiber, und Körper stießen zusammen und rieben sich aneinander. Jeder der Männer hatte eine Erektion, aber Jane bezweifelte, dass ihnen gefiel, was sie taten. Ihre leblosen Augen starrten ins Leere. Waren sie verzaubert?
Links von ihr stand eine Band. Na ja, die Delfina-Version einer Band. Ein nackter Harfenspieler, ein nackter Geiger und ein nackter Sänger. Jane wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Abend auf etwas ganz Bestimmtes hinauslief. Mist. Das sah alles nach einer Orgie aus. Hoffentlich zwang sie niemand, daran teilzunehmen. Ihr Körper gehörte Nicolai, niemandem sonst.
„Odette“, rief Laila, als sie sie erblickte. „Schön, dass du gekommen bist.“
Was hast du vor, fragte sich Jane, als sie zu ihr ging. Die Prinzessin hatte dieses Gelage auf keinen Fall nur aus reiner Herzensgüte veranstaltet. Schließlich hätte sie dafür erst einmal ein Herz haben müssen.
Jane ließ sich auf ihre Liege sinken und streckte sich aus. „Ist mir ein … Vergnügen.“ Ihr fiel sofort auf, dass etwas mit der Prinzessin nicht stimmte. Nein, an ihr hatte sich etwas verändert. Ja, das traf es eher. In ihr pulsierte Macht, stärker als zuvor. Hatte sie einen Zauber auf sich selbst gelegt? Konnten Hexen das?
Jane würde sie wohl kaum fragen können. Sie sollte schließlich selbst eine Hexe sein.
Laila deutete mit einer Hand auf den Teller voller Gebäck. „Greif zu.“
Hmm, Zucker. Ihr Magen zog sich vor Hunger zusammen. Wie viele Stunden waren vergangen, seit sie diesen köstlichen Hähnchensalat gegessen hatte? Den Hähnchensalat, den sie im Haus der unschuldigen Frau zu sich genommen hatte, kurz bevor diese von Laila umgebracht worden war. Das verdarb ihr den Appetit wieder. „Ich habe keinen Hunger.“
„Du musst zumindest etwas trinken.“ Laila klatschte in die Hände. „Einen Kelch Wein für meine Schwester.“
Der Diener hinter den Stühlen sprang auf und drückte Jane einen juwelenbesetzten goldenen Kelch in die Hand. Statt ihn abzulehnen, hielt sie sich daran fest. Den Wein zu trinken kam allerdings nicht infrage. Sie brauchte einen klaren Kopf.
Wenn sich eine Gelegenheit ergab, würde sie heute ihre wohlverdiente Rache nehmen. Vergiften? Erdolchen? Egal welche Methode sie wählte, sie würde vorsichtig sein müssen. Gegen die magischen Fähigkeiten der Prinzessin kam sie nicht an. Besonders weil sie keine Ahnung hatte, wozu diese Frau in der Lage war.
„Und jetzt“, schnurrte Laila, „genieß es.“
Über eine Stunde lang sah Laila den Männern beim Tanzen zu, aß und trank. Jane sah ihr zu, wie man eine Ratte im Labor beobachtete. Bald schon kicherte die Prinzessin und bewarf die Männer mit Trauben. Als das Kichern verklungen war, wurde sie erregt. Schamlos schob sie ihre Hand unter ihr Kleid und fing an, sich zwischen den Beinen zu reiben.
„Berühr seine Brust“, befahl die Prinzessin den Tänzern heiser. „Ja, genau so. Jetzt leck seine Nippel. Oh, guter Junge. Genau so.“ Mit der freien Hand spielte sie an einer ihrer Brüste.
Jane wurde rot. Sie hatte also mit ihrer Vermutung, was diese Nacht anging, richtiggelegen. All diese Sklaven waren nur zu Lailas persönlichem Vergnügen gedacht. Jede Minute konnte es so weit sein, und sie alle würden anfangen zu orgieren.
Wie eklig. Sie hatte aus dem Wort „Orgie“ ein Verb gemacht.
Gerade wollte sie sich entschuldigen, als die Zeltklappe sich hob. Ein weiterer Mann, noch ein Sklave, betrat das Zelt, genauso nackt wie die anderen. Auch er war groß und eingeölt, aber er war schlank und schlaksig. Jane erkannte ihn nicht, und doch konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, ihr Blut erhitzte sich. Ihre Haut begann, köstlich zu kribbeln.
Er hatte Haar, so blass wie frisch gefallener Schnee. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht und dick mit Khol umrandet. Er war vielleicht eins achtzig
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