Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Blick zu den Schiffen hin zwischen den Felsen niedergelassen hatte, knüpfte er an das unterbrochene Gespräch an.
    »Diese drei Ritter, die Domenicus begleiten - sie sind wie du, habe ich Recht?«
    »Zwei«, sagte Andrej ruhig.
    »Es sind nur zwei.« Abu Dun setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihn und schüttelte heftig den Kopf.
    »Du bist schlecht informiert, Hexenmeister«, sagte er.
    »Du solltest deine Feinde kennen. Es sind drei. Ich habe sie selbst gesehen.«
    »Sie waren zu dritt«, erwiderte Andrej.
    »Ich habe einen von ihnen getötet.«

    »Dann sind sie nicht unsterblich.«
    »Doch«, sagte Andrej. Er wollte nicht reden, aber Abu Dun war offensichtlich nicht gewillt, einfach nachzugeben. Der Pirat machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte er.
    »Erst sagst du, sie sind wie du, und dann wieder … « Er schwieg einen Moment und ein sonderbares Funkeln erschien in seinen Augen.
    »Ich verstehe«, murmelte er.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ihr seid gar nicht unsterblich«, fuhr Abu Dun unbeeindruckt fort.
    »Man kann euch töten.«
    »Vielleicht«, sagte Andrej.
    »Aber bevor du jetzt etwas tust, was dich womöglich deinen Hals kostet, lass dir gesagt sein, das es nicht leicht ist, einen von uns um-zubringen. Selbst ich kenne nur eine sichere Methode.«
    »Würdest du sie mir verraten?«, fragte Abu Dun mit ernstem Gesicht. Andrej sah ihn kurz skeptisch an und mußte dann gegen seinen Willen lachen.
    »Ich werde nicht schlau aus dir, Pirat«, sagte er.
    »Was bist du? Dumm oder nur dreist?«.
    »So ähnlich geht es mir auch«, antwortete Abu Dun grinsend.
    »Ich verstehe allmählich die Welt nicht mehr. Bis jetzt habe ich geglaubt, das jeder Mann mit einem guten Messer zu töten ist. Dann habe ich dich kennen gelernt, und als wäre das nicht genug … «, er suchte nach Worten, »… wimmelt es plötzlich rings um mich herum von Hexenmeistern, die nicht zu töten sind. Das ist verrückt! «
    »Was willst du?«, fragte Andrej, noch immer mit einem leisen Lä-
    cheln in der Stimme, aber mit ernstem Blick.
    »Wieso bist du noch bei uns?«
    »Die Frage ist, was willst du?«, entgegnete Abu Dun.
    »Ich bin jetzt ein mittelloser Mann. Das Schiff und seine Ladung waren alles, was ich besaß. Ich kann nicht einfach in meine Heimat zurückkehren.«
    »Weil du ohne dein Vermögen und eine Bande von Halsabschneidern in deiner Begleitung nicht sicher wärst«, vermutete Andrej.
    »Mir bricht das Herz, Abu Dun.« Der Pirat grinste noch breiter, aber die nässenden Brandblasen auf seinem Gesicht ließen das Grinsen eher zu einer erschreckenden Grimasse werden.
    »Es tut gut zu wissen, das man noch Freunde hat.«
    »Wir sind keine Freunde«, antwortete Andrej.
    »Und du solltest dir das auch nicht wünschen, Pirat. Meine Freundschaft bringt nur zu oft den Tod. Wir werden uns trennen. Du kannst dich an unserem Feuer aufwärmen und deine Kleider trocknen, aber danach geht jeder von uns seiner Wege.« Abu Dun seufzte.

    »Und wohin führen dich deine Wege?«
    »Warum willst du das wissen?«, fragte Andrej.
    »Es lohnt nicht mehr, uns auszurauben. Wir haben nichts mehr, was man uns noch nehmen könnte.«
    »Jetzt bist du es, der mir das Herz bricht«, sagte Abu Dun seufzend.
    »Aber wer weiß … vielleicht habe ich ja etwas, das du haben willst?«
    »Und was sollte das sein?« Abu Dun schüttelte den Kopf.
    »Nicht so vorschnell, Deläny. Wenn wir einen Handel abschließen, muss ich erst sicher sein, auch auf meine Kosten zu kommen. Ich kann es mir nicht mehr leisten, großherzig zu sein.« Andrej hatte bisher gar nicht gewusst, das Abu Dun dieses Wort überhaupt kannte. Und er war auch ziemlich sicher, das Abu Dun nichts hatte, was ihm oder Frederic von Nutzen sein konnte. Wahrscheinlich wollte der Pirat einfach nur im Gespräch bleiben. Aber was hatte er schon zu verlieren, wenn er ihm zuhörte?
    »Was verlangst du? Vielleicht, das ich dich am Leben lasse?«
    »Mein Leben? Das habe ich dir jetzt schon ein paar Mal abgescha-chert. Eine Ware verliert rasch an Wert, wenn man zu leichtfertig damit wuchert.«
    »Abu Dun!«
    »Schon gut.« Der Pirat hob die Hände vors Gesicht, als hätte er Angst, das Andrej ihn schlug.
    »Nun lass mir doch meinen Spaß. Handeln gehört nun mal zum Geschäft. Wo bleibt denn da der Spaß, wenn man vorher nicht ein bisschen feilscht?« Andrej war für einen Moment unschlüssig, ob er laut lachen oder Abu Dun die Faust auf die Nase schlagen sollte.
    Der Pirat

Weitere Kostenlose Bücher