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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kamen - umso besser. Er verstand nur noch nicht ganz, welche Rolle der geheimnisvolle Drachenritter dabei spielte. Noch nicht. Frederic kam spät von seiner Holzsuche zurück gerade in dem Moment, in dem Andrejs Sorgen um seinen Verbleib in den Impuls umschlugen, nach ihm zu suchen. Der junge trug eine Ladung trockener Äste auf den Armen, die ausgereicht hätte, einen halben Ochsen darüber zu braten, und er sah Andrej auf eine herausfordernde Art an. Er wußte genau, das er viel zu lange weggeblieben war, und wartete nur auf einen Verweis. Andrej hätte ihm auch gerne einen solchen erteilt, aber er schluckte die Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen, als er in Frederics Gesicht sah. Es glänzte rosig und so frisch, als hätte Frederic es sich nicht nur gerade gewa-schen, sondern auch ausgiebig geschrubbt. Wahrscheinlich hatte er geweint und wollte nicht, das man es ihm ansah. Andrej respektierte das, empfand aber eine vage Trauer. Vielleicht war Frederic einfach noch zu jung, um zu begreifen, das ein geteilter Schmerz manchmal leichter zu ertragen war. Frederic ließ das gesammelte Feuerholz beinahe auf Abu Duns Füße fallen, was dem Piraten ein erneutes,
    `,’ ärgerliches Stirnrunzeln entlockte.
    »Was macht der noch hier?« Frederic deutete mit einer zornigen Kopfbewegung auf Abu Dun.
    »Ich dachte, wir gehen allein weiter?«
    »lch habe meine Pläne geändert«, sagte Andrej ruhig.
    »Abu Dun wird uns begleiten. Wenigstens für eine Weile.«
    »Ach, ich verstehe«, sagte Frederic böse.

    »Verbünden wir uns jetzt mit Piraten?« Abu Duns Gesicht verfinsterte sich und Andrej begriff, das der Sklavenhändler am Rande seiner Beherrschung stand. Frederic machte es ihm wirklich nicht leicht.
    »Er weiß, wo wir den Drachenritter finden«, sagte ‘‘ er rasch.
    »Ich auch«, sagte Frederic. Er machte eine entsprechende Kopfbewegung.
    »Gleich dort hinten.« Seine Augen sprühten Funken.
    »Wir brauchen keinen Sklavenhändler, der uns hilft. Warum gehen wir nicht zurück und töten diese Hunde?«
    »Weil wir es nicht können«, antwortete Andrej.
    »Womöglich könnten wir sie überrumpeln, aber wenn es zum Kampf gegen sie käme, würden wir verlieren. Ich würde getötet.
    Und du auch.«
    »Du hast Angst«, behauptete Frederic.
    »ja«, gestand Andrej unumwunden.
    »Und das solltest du auch.«
    »Oder ist es etwas anderes?« Frederics Augen wurden schmal.
    »Ich verstehe. Es ist dieses Weibsstück, nicht? Maria. Du glaubst, sie wäre an Bord des Schiffes.« Abu Dun blickte fragend, und Andrej mußte sich abermals beherrschen, um nicht in gänzlich anderem Ton mit Frederic zu sprechen. Der junge war verletzt und zornig, aber das gab ihm nicht das Recht, auch anderen wehzutun. Es war ihm bis jetzt gelungen, die Erinnerung an Domenicus’ Schwester zu verdrängen, aber Frederics Worte riefen die qualvollen Bilder wieder wach. Er versuchte, sie zurückzudrängen, aber natürlich gelang es ihm nicht. Für einen Moment sah er Marias engelsgleiches Gesicht so deutlich vor sich, das er sich beherrschen mußte, nicht die Hand zu heben, um sie zu spüren.
    »Meine Entscheidung steht fest«, sagte er.
    »Abu Dun begleitet uns. Wir brauchen ihn. Und jetzt hilf mir, Feuer zu machen. Es ist kalt.« Frederic setzte zu einer scharfen Ent-gegnung an, doch dann schien ihn irgendetwas - vielleicht etwas, das er in Andrejs Augen las - zu warnen, und er tat, was Andrej von ihm verlangte. Nachdem er einen kleinen Teil des gesammelten Feuerholzes zu einer leicht schiefen Pyramide aufgeschichtet hatte, entzündete Andrej das Feuer mittels zweier trockener Äste, die er so lange aneinander rieb, bis ein dünner Rauchfaden aufstieg und die ersten Funken glommen. Er brauchte nun nur noch wenige Minuten, bis er ein Feuer entfacht hatte, das tatsächlich nahezu rauch-los brannte. Abu Dun sah ihm mit wachsendem Erstaunen zu.
    »Es zahlt sich tatsächlich aus, in deiner Nähe zu sein, Hexenmeister«, sagte er.
    »Feuer ohne Feuerstein, wie praktisch.«.
    »Und vor allem eine Idee, die aus deiner Heimat stammt«, sagte Andrej in leicht spöttischem Ton.

    »Aber gut, wie ich sehe, hast du schon den ersten Teil deiner Be-zahlung erhalten. jetzt bist du an der Reihe. In welche Richtung müssen wir gehen?« Abu Dun hielt die Hände über die prasselnden Flammen.
    »Du bist ein zu guter Schüler, Hexenmeister«, grollte er.
    »Oder ich ein zu guter Lehrer. Wir müssen nach Westen, mehr weiß ich im Moment auch noch nicht. Der Weg ist weit.

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