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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiter.
    Abu Dun hatte sich noch einmal genau nach dem Weg erkundigt und in Erfahrung gebracht, das sie von Tandarei aus am besten nach Buzau, dann ein Stück nach Westen bis Cimpina und schließ-
    lich nach Kronstadt ritten, um nach Siebenbürgen und damit zu den Drachenkriegern zu gelangen; ein Weg, der auch mit guten Pferden mindestens eine Woche in Anspruch nehmen würde. Aber er war sicherer als der direkte, denn auf diese Weise umgingen sie den größten Teil der Gebiete, in denen sie auf Sultan Selics Truppen stoßen konnten. Sechs Tage lang bewegten sie sich auf dem vorgegebenen Weg, wobei sie versuchten, Städte und Menschenan-sammlungen nach Möglichkeit zu meiden. Sie übernachteten in einfachen Gasthäusern auf dem Lande oder auf Gehöften, sofern sie einen Bauern fanden, der bereit war, sie in seiner Scheune oder auf dem Heuboden nächtigen zu lassen. Als Abu Dun nach einer Weile auffiel, das Andrej Frederic praktisch keine Sekunde aus den Augen ließ, machte er nicht eine Bemerkung in diese Richtung, aber sein Schweigen war sehr beredt. Ohnehin wurde Abu Dun immer mehr zu einem Problem, je weiter sie nach Westen kamen. Die Menschen fürchteten sich vor Muselmanen - viele wohl zu Recht, wie Andrej annahm - und fast alle begegneten ihnen mit Misstrauen, einige mit Hass. Es fiel Andrej immer schwerer, eine glaubhafte Erklärung für die Anwesenheit des schwarzen Riesen zu finden. Ein paar Mal war es wohl nur Abu Duns Schwert, dessen Anblick die Menschen davon abhielt, ihren wahren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Und trotzdem war es Abu Dun, der ihnen am Abend des sechsten Tages vermutlich das Leben rettete. Sie waren früh aus der Nähe von Kronstadt Richtung Schäßburg aufgebrochen und Andrej rechnete damit, noch vor Sonnenuntergang Rettenbach zu erreichen, ihre letzte Zwischenstation auf dem Weg nach Petershausen, wo es nach Abu Duns Überzeugung - in der Nähe des Flusses Arges und des Poenari-Felsens einen Stützpunkt des ordo draconis geben sollte; der Ritter des Drachenordens. Sie waren wenigen Menschen begegnet, aber dafür hatten sich die Gerüchte gemehrt, das sich türkische Truppen in der Umgebung herumtreiben sollten. Sultan Selics Heer war noch mehrere Tagesreisen entfernt und Andrej glaubte nicht, das es überhaupt bis zu ihnen vordringen würde. Er interessierte sich nicht sonderlich für den Verlauf des Krieges. Es ging dabei um Dinge, die er nicht verstand und die ihn nichts angingen. Er war zu unbedeutend, um die Aufmerksamkeit der Mächtigen auf sich zu ziehen; und letztlich konnte es ihm egal sein, welches Herren Fahne über dem Land flatterte. Die einfachen Leute, mit deren Blut und Tränen dieser Krieg letzten Endes geführt wurde, würden unter osmanischer Herrschaft kaum schlechter leben als unter dem Banner der Walachen-Fürsten, die dafür bekannt waren, ein blutiges Regime zu führen. Trotzdem hatte er mitbekommen, das die Sache nicht gut für die Walachen stand, die drohten zwischen den Ungarn und den Türken wie zwischen zwei mächtigen Mahlsteinen zerrie-ben zu werden. Die heranstürmenden Osmanen schienen nicht aufzuhalten zu sein, auch wenn sie nicht jede Schlacht gewannen.
    Andrej bezweifelte dennoch, das sie hier auf sie stoßen würden. Die Stoßrichtung der Angreifer lag viel weiter westlich. Ihre Ziele waren Budapest und Wien und danach der Rest Europas, nicht Petershausen. Dennoch bestand die Gefahr, das sie auf einen versprengten Teil des türkischen Heers trafen oder vielleicht auch nur auf eine Patrouille, die Selic ausgeschickt hatte. Wäre das Land hier so eben gewesen wie weiter im Osten, wo ihre gemeinsame Reise begonnen hatte, so hätten sie eine gute Chance gehabt, eine Falle rechtzeitig zu erkennen und ihr auszuweichen. So aber bemerkten sie die Gefahr erst, als es zu spät war. Sie hatten einen der steilen Hügel über-quert, die für diesen Teil des Landes typisch waren, und ritten nebeneinander aus dem Wald heraus, da stießen sie auf ein Dutzend Reiter. Die Männer hatten abgesessen und waren offensichtlich damit beschäftigt, ein provisorisches Nachtlager aufzuschlagen. Einige hatten ihre Speere gegen Bäume gelehnt und die Schilde und Harnische abgeschnallt, und die meisten Pferde waren mit den Fesseln aneinander gebunden, damit sie nicht wegliefen. Andrej überschlug blitzschnell ihre Chancen, auf der Stelle herumzufahren und davonzugaloppieren. Sie standen vielleicht gar nicht schlecht. Die Männer waren mindestens ebenso überrascht wie sie, keiner

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