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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als drei- oder vierhundert Einwohner hatte. Jetzt mußte es die doppelte Anzahl von Menschen sein, die ihre Mauern füllte, und durch das wuchtige Tor drängten immer noch Flüchtlinge herein.
    Sie kamen ausnahmslos zu Fuß, denn vor dem Tor stand eine Truppe Bewaffneter, die die Menschen zwang, ihre Wagen stehen zu lassen und nur mit dem weiterzugehen, was sie auf dem Leib trugen. Ihre Wagen und Karren waren ein Stück vor der Stadt zu einem unregelmäßigen Karree zusammengestellt. Andrej bemerkte etwas, das ihn keineswegs überraschte: Vielleicht dreißig oder vierzig von Tepeschs Männern waren offensichtlich dazu abgestellt, das zurückgelassene Hab und Gut der Flüchtlinge zu bewachen, aber nicht wenige taten das Gegenteil: Sie plünderten. Es kam ihm grausam vor, das man die Menschen, die bereits fast alles zurückgelassen hatten, was sie besaßen, nun auch noch zwang, diesen letzten kümmerlichen Rest herzugeben, aber er sah auch ein, das es keine andere Möglichkeit gab. Die Stadt platzte schon jetzt aus ihren Nähten. Auf den Wehrgängen und hinter den Zinnen der großen Türme gewahrte er nur wenige Wachen. Wenn Petershausen sich auf eine längere Belagerung vorbereitete, dann geschah dies nicht sehr durchdacht.
    »Wie groß ist Draculs Heer?«, wandte er sich an Vlad, während sie sich der kleinen Gruppe bewaffneter Reiter näherten, die in geringer Entfernung auf sie wartete.
    »Nicht allzu groß«, antwortete Vlad.
    »Vielleicht einhundertfünfzig Mann. Der Rest sind einfache Soldaten, Söldner oder Bauern und Gefangene, die zum Dienst gezwungen worden sind.« Er überlegte einen Moment.
    »Alles in allem vielleicht gut fünfhundert Mann. Möglichweise auch siebenhundert, aber nicht mehr.«
    »Gegen dreitausend kampferprobte Männer auf Selics Seite.« Abu Dun schüttelte den Kopf.
    »Das ist Selbstmord.«
    »Du solltest niemals Menschen unterschätzen, die um ihr nacktes Leben kämpfen«, sagte Vlad. Abu Dun nickte.
    »Das tue ich nicht«, sagte er.
    »Ich weiß, wozu sie fähig sind. Ich habe genug von ihnen getötet.«
    Andrej war erleichtert, das sie mittlerweile die wartenden Pferde erreicht hatten und aufstiegen. Vlad hob die Hand zum Zeichen, das sie aufbrechen sollten; eine Geste, die Andrej mehr über ihn sagte, als er vielleicht wußte. Sie kam zu selbstverständlich, zu schnell. Vlad war es gewohnt, zu befehlen. Und er war es gewohnt, das seinen Befehlen Folge geleistet wurde. Der kleine Trupp setzte sich in Bewegung. Sicher nicht durch Zufall hielten die Reiter zwar einen deutlichen Abstand zu ihnen, gruppierten sich aber zu einem lang gestreckten Oval, das sie von allen Seiten einschloss und so jeden Fluchtversuch unmöglich machte. Andrej hatte auch nicht vor, zu fliehen. Er brannte darauf, Burg Waichs - und damit Fürst Tepesch - zu sehen. Allerdings schlugen sie nicht den direkten Weg zur Burg des Drachenritters ein, sondern bewegten sich nach Osten. Sie ritten eine Weile in nordöstlicher Richtung, nicht allzu schnell, aber stetig, und kamen Burg Waichs in dieser Zeit nicht sichtbar näher, sondern bewegten sich fast parallel zu der düsteren Burg, die wie ein Bote aus einer fremden, unheimlichen Welt am Horizont aufragte. Andrej bedauerte es, Waichs nicht genauer erkennen zu können - ganz egal, wie lange es dauern würde, irgendwann würden sich Tepesch und er mit dem Schwert gegenüberstehen, und jedes Detail, das er über die Festung des Drachenritters in Erfahrung brachte, mochte über Leben oder Tod entscheiden aber zugleich war er auch beinahe erleichtert. Von Waichs schien etwas
    … Düsteres auszugehen. Er konnte es nicht wirklich erfassen, aber es war da. Sie ritten einen sacht ansteigenden, aber langen Hang hinauf, und als sie seine Kuppe erreicht hatten und anhielten, lag Sultan Selics Heerlager direkt unter ihnen. Andrej stockte der Atem, als er die ungeheure Masse aus Zelten, Männern und Tieren - zum größten Teil waren es Pferde, aber Andrej erblickte zu seiner Überraschung auch etliche Kamele - unter sich sah. Sie waren noch Meilen entfernt, aber sicherlich mehr als dreitausend Mann. Er hatte noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen. Hätte man ihm in diesem Moment erzählt, das das Heer zehntausend Mann umfasste, er hätte es geglaubt. Vlad ließ ihm Zeit, das osmanische Heer zu betrachten, dann berührte er seinen Arm und deutete in die entgegengesetzte Richtung. Andrejs Blick folgte der Geste. Tepeschs Heer lagerte auf der anderen Seite der flachen

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