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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hügelkette, kaum zwei Meilen von den Türken entfernt. Es mochten sechshundert Mann sein, aber gegen das türkische Heer wirkten sie hilflos.
    »Soll ich die Türken allein angreifen oder reitest du mit mir?«, fragte Andrej spöttisch. Vlad warf ihm einen warnenden Blick zu, sagte aber nichts. Abu Dun fügte hinzu:
    »Gib mir Zeit, um auf die andere Seite zu gelangen. Du treibst sie vor dir her, und ich mache sie alle nieder.«
    »Ein interessanter Vorschlag, Heide«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
    »Ich werde darüber nachdenken: falls mein eigener Plan fehl-schlägt.« Andrej drehte sich im Sattel herum - und fuhr so heftig zusammen, das sein Pferd scheute und nervös mit den Vorderhufen zu scharren begann. Tepesch war nur wenige Schritte hinter ihnen aufgetaucht; Andren hatte seine Stimme erkannt, noch bevor er sich herumgedreht hatte, und blickte nun auf den Drachenritter in seiner blutroten Rüstung. Auch sein Pferd war auf die bizarre Art gepanzert und sah aus wie ein Fabelwesen. Tepesch hatte zusätzlich eine kurze Lanze im Steigbügel stecken, an der eine schwarze Flagge mit einem blutroten Drachen befestigt war. Andrejs Erschrecken galt aber nicht Dracul. Es galt den beiden Rittern, die etwa zwanzig Meter hinter ihm aufgetaucht waren. Sie waren ebenso außergewöhnlich gekleidet wie Tepesch, aber nicht in Rot, sondern in blitzendes Gold gerüstet. Biehler und Körber, die Handlanger von Vater Domenicus.
    »Oh ja«, sagte Tepesch spöttisch, als er Andrejs Erschrecken bemerkte.
    »Fast hätte ich es vergessen. Ich habe lieben Besuch mitgebracht.
    Ich war sicher, du würdest sie gerne begrüßen und ein wenig mit ihnen über alte Zeiten plaudern, aber leider ist der Augenblick dazu nicht besonders günstig. Zunächst muss ich einen Krieg gewinnen.«
    Andrej hörte kaum hin. Er starrte die beiden goldenen Ritter an. Sie hatten ihre Helme abgenommen und vor sich auf die Sättel gelegt.
    Andrej war es unmöglich, den Ausdruck auf ihren Gesichtern zu deuten. Er selbst empfand nichts als Hass, blindwütigen, roten Hass, der ihn dazu bringen wollte, sich unverzüglich auf die beiden Ritter - die beiden Vampyre! - zu stürzen und ihnen das Herz aus den Leibern zu reißen!
    »Ich sehe, du freust dich mindestens so sehr wie sie über das Wiedersehen«, höhnte Tepesch. Andrej reagierte noch immer nicht. Er begann am ganzen Leib zu zittern. Die Heftigkeit seiner eigenen Reaktion überraschte ihn. Er hatte diesen beiden Männern den Tod geschworen, aber er hatte nicht gewusst, wie sehr er sie hasste. Sein Zorn grenzte an Raserei.
    »Ihr wollt Selic angreifen?«, fragte Abu Dun.
    »Das ist im Allgemeinen der Zweck einer Armee«, antwortete Dracul spöttisch, »eine andere Armee anzugreifen.«
    »Bei einem so unterschiedlichen Größenverhältnis? Das ist Wahnsinn!«
    »Die Größe einer Armee bestimmt nicht immer den Ausgang der Schlacht«, antwortete Tepesch.
    »Ich weiß zwar nicht, warum ich dir meine Schlachtpläne offenle-gen soll, aber bitte: Selic rechnet nicht mit einem Angriff.«
    »Du glaubst wirklich, er hätte deinen kleinen Aufmarsch nicht bemerkt?«
    »Seine Späher waren so nahe, das ich ihren Atem riechen konnte«, antwortete Tepesch.
    »Aber er denkt wie du, das wir es nicht wagen werden, ihn anzugreifen. Graf Oldesky wartet mit tausend Husaren einen Tagesritt westlich von hier, um sich mit uns zu verbünden und die Osmanen zu zerschmettern, bevor sie in Ungarn einfallen können. Selic erwartet, das wir dorthin reiten, um ihn mit vereinten Kräften schlagen. Außerdem sind die Muselmanen abergläubische Narren, die nicht bei Nacht kämpfen. Wir greifen bei Einbruch der Dunkelheit an, mit dem Vorteil der Überraschung auf unserer Seite.«.
    »Und viel weniger Kriegern.«
    »Ich habe Verbündete, mit denen Selic nicht rechnet.« Tepesch drehte sich wieder zu Andrej um.
    »Die habe ich doch, oder?«
    »Wenn ich dir sagen würde, das du dich mit dem Teufel verbündet hast - würde dich das beeindrucken?« Es fiel Andrej schwer, überhaupt zu sprechen. Sein Blick hing wie gebannt auf den Gesichtern der beiden Ritter. Er konnte nicht sagen, ob sie zornig, triumphie-rend oder hasserfüllt aussahen, aber sie starrten ihn ebenso konzentriert an wie er sie.
    »Die Wahl liegt bei dir«, sagte Tepesch.
    »Wir werden angreifen. Spätestens, wenn die Sonne untergeht. Es ist deine Entscheidung, ob sie an meiner Seite reiten oder ob du es tust.« Er griff neben sich und löste ein Schwert vom Sattel, das Andrej als

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