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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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sagte, er habe damit gedroht, am Morgen den Vermieter anzurufen, damit sie hinausgeworfen würden, und sei ins Bett gegangen. Seine Mitbewohner müssten daraufhin wohl beschlossen haben, ihm eine Lehre zu erteilen, und hätten deswegen die Polizei gerufen und behauptet, er hätte sie mit einer Waffe bedroht. Er habe aber kein Waffe. Er sei der Sohn eines Arztes und wirke an der Wahlkampagne eines Präsidentschaftskandidaten mit, der sechs Gesetzesvorschläge zur Waffenkontrolle unterstützt habe. Er hasse Waffen. Und wenn sie ihm jetzt nicht diese verdammten Handschellen abnähmen, werde er sie wegen unberechtigter Festnahme anzeigen.
    Schnell wurde er von seinen Fesseln befreit. In der Sorge, er könnte zu weit gegangen sein, versicherte Carter ihnen, dass sie nur ihren Job gemacht hätten. Er bat sie zu warten, während er seine Sachen packe, denn er fühle sich nicht mehr sicher hier mit diesen Kerlen unter einem Dach, nicht nach dieser Geschichte. Sie gaben ihm eine Viertelstunde. Er besaß nicht viel. Nur ein paar Sachen zum Anziehen und einige Bücher. Die Verbindungsstudenten standen rauchend draußen am Bordstein und warfen nervöse Blicke zu den Fenstern hinauf. Sie begannen laut zu protestieren, als sie sahen, dass die Polizei ihn hinausbrachte, nicht in Handschellen, sondern als freien Mann, und ihm sogar dabei half, seine weltlichen Besitztümer in Sicherheit zu bringen.
    Einer der Polizisten nahm sich die Jungs vor und hielt ihnen einen Vortrag. Carter konnte sehen, wie sie wild gestikulierten. Es gab ein hitziges Hin und Her, bis der Polizist einem von ihnen einen Finger vors Gesicht hielt und ihm sagte, er solle «seine verdammte Schnauze halten». Wie gelähmt standen die Burschen da mitten auf der Straße und sahen zu, wie die Polizisten Carters Koffer und seine Truhe in den Kofferraum ihres Streifenwagens packten, gefolgt von seinem Fahrrad. Einer der Uniformierten fragte Carter, wohin er wolle, und der antwortete, da es ja bereits hell werde – vielleicht könnten sie ihn hinüber zu Seagrams Zentrale bringen? Dann würde er im Austin Java einen Kaffee trinken und darauf warten, dass die Tür aufgeschlossen wurde. Ob übrigens einer der Herren Officer zufällig von einer freien Wohnung oder einem Zimmer wisse?
    Und so kam es, dass Carter Allen Cash seinen Standort wechselte. Den mit offenen Mäulern dastehenden Verbindungsstudenten winkte er zum Abschied hinten aus dem Polizeiwagen zu.

 
     
    Im April rief mich Ellen vom Parkplatz des ADMAX aus an. Vor fünf Monaten war Danny zum Tode verurteilt worden, das Attentat lag zehn Monate zurück. Für Ellen waren das acht Haarschnitte, dreihundertsechs Duschen, eintausendeinhundert Tagträume und sechzehntausend Anfälle von schlechtem Gewissen und Kummer. So zähle sie die Zeit, erklärte sie mir, «so wie einem die Nägel und das Haar nach dem Tod weiterwachsen.» Als fügte jeder Weg zur Arbeit, jedes Essen und jede unruhig verbrachte Nacht der Einbahnstraße ihres Lebens neue Steine hinzu.
    «Hör mal», sagte sie am Telefon. «Ich bin jetzt hier und habe gerade Danny besucht, er sieht schrecklich aus. Ich habe ihm gesagt, ich würde morgen wiederkommen, aber ich weiß nicht mal, wo genau ich mich eigentlich befinde. Ich habe kein Motel, nur einen Mietwagen.»
    Ich erklärte ihr, wohin sie fahren sollte, und sagte, ich würde mich gleich aufmachen. Eine Stunde später traf ich meine Ex-Frau in einem Diner auf halbem Weg zwischen Colorado City und dem Gefängnis. Sie saß da und starrte in eine Tasse Kaffee. Ihr Haar war in den Monaten seit Dannys Verurteilung völlig ergraut. Sie trug es locker mit einer Klammer hochgesteckt. Ihre Lippen, die immer schon schmal gewesen waren, verschwanden fast völlig, so wie Ellen sie aufeinandergepresst hielt.
    «Er sieht schlecht aus», sagte sie.
    «So schlecht nun auch wieder nicht.»
    «Er kommt mir wie abwesend vor, so als würde er schon dahinwelken.»
    Ich zog den Reißverschluss meiner Windjacke auf. Ellen und ich hatten seit der Urteilsverkündung nicht miteinander geredet. Sie zu sehen, wühlte die Gefühle jenes Tages wieder in mir auf, all die Angespanntheit und Müdigkeit. Es war ein Blick in den Abgrund.
    «Hast du mit ihm über eine mögliche Berufung gesprochen?», fragte ich.
    «Die will er nicht», sagte sie. «Ich habe ihn angebettelt, aber er weigert sich. Ich habe gesagt, ich beauftrage einen Anwalt damit. Dann würde er nie wieder ein Wort mit mir reden, behauptet er.»
    Ich nickte. Dieses

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