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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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gelassen. Wenn ich eins bedaure, dann das.»
    Sie wandte den Blick ab. «Wer kümmert sich um mich, wenn ich alt bin?», sagte sie. «Daran muss ich ständig denken. Ich hätte mehr Kinder bekommen sollen. Mädchen.»
    Nicht zum ersten Mal wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen und ein paar Dinge anders machen. Ich hätte sie damals mit der neuen Situation nicht so alleinlassen sollen, hätte in L.A. bleiben und ihr helfen sollen, unseren Sohn großzuziehen. Ich wünschte, ich hätte einen Weg gefunden, Ellen einen Teil der Bürde abzunehmen, sie so zu entlasten, dass sie ihr eigenes Glück hätte finden können. Aber wie hätte mein Leben dann ausgesehen? Wäre ich heute wieder verheiratet? Hätte ich neben Danny noch andere Kinder? Würde ich tatsächlich Wally und Alex opfern wollen, um meinem Erstgeborenen ein anderes, besseres Schicksal zu ermöglichen?
    Und selbst, wenn ich geblieben wäre, hätte das noch lange nicht garantiert, dass sich Danny anders entwickelt hätte und auch sonst alles anders gekommen wäre. Denn es war gut möglich, dass seine Unfähigkeit, eine ernsthafte Beziehung einzugehen, sein Bedürfnis, auf Gun Shows Pistolen zu kaufen, wochenlang nur durch die Welt zu fahren und mit seinem Auto zu reden, angeboren und nicht angelernt war.
    Das Problem möglicher alternativer Lebensverläufe besteht darin, dass sie uns nicht wirklich etwas über das Leben sagen, das wir tatsächlich leben.
    «Komm schon», sagte ich und versuchte aufmunternd zu klingen. «Du und ich? Wir werden niemals alt.»
    Sie lächelte traurig. «Wir sind es schon», sagte sie.

 
     
    Am 14. Juni, dem Jahrestag der Todesschüsse tauchte Murray überraschend mit seinem Motorrad in Colorado auf. Es sei mal an der Zeit gewesen, die große amerikanische Reise zu machen, sagte er. Der Gedanke habe ihn eines Nachts aus dem Schlaf gerissen. Sein Gesicht war sonnenverbrannt, nur da, wo die Motorradbrille gesessen hatte, nicht. Er hatte eine dünne Blonde dabei.
    Ich stand in der Küche und aß ein Sandwich, als er klopfte, machte auf, sah in sein grinsendes Gesicht und war einen Moment lang völlig verwirrt. Wer war ich? Wo war ich noch mal? Was für einen Tag hatten wir? Ich machte die Tür ganz auf. Murray, mit lederner Bomberjacke, gab mir einen großen braunen Umschlag
    «Frohe Weihnachten», sagte er. Er trug Jeans zu seiner Lederjacke.
    «Was …?», begann ich.
    «Ihr Haarschnitt gefällt mir», sagte er. «Die ganze neue Aufmachung. Sehr rustikal, sehr armymäßig, ganz wie der Mittlere Westen.»
    Ich fasste mir an den Kopf. Ich hatte mich an meine kargere Erscheinung gewöhnt, die kurzen Haare und meine Dress-for-less-Garderobe. Allerdings wurde mir in diesem Moment bewusst, wie komisch ich für jemanden aussehen musste, der mich von früher kannte und zum ersten Mal so sah.
    «Das ist Nadia», verkündete Murray und ging an mir vorbei Richtung Kühlschrank. «Nadia, das ist Paul.»
    Nadia lächelte. Sie hob zögerlich grüßend die Hand. Murray erklärte mir, sie sei eine russische Einwanderin und spreche noch sehr wenig Englisch.
    «Ihre Green Card hat sie», sagte er, «allerdings ist es gut möglich, dass das Ding gefälscht ist. Sie hängt mit ein paar ziemlich ekelhaften Kerlen herum.»
    Während er sprach, sah ich auf den Umschlag, den er mir in die Hand gedrückt hatte. Er war groß, etwa zwanzig Mal fünfunddreißig Zentimeter, und wog sicher ein Pfund.
    «Was ist das?», fragte ich und hielt ihn in die Höhe.
    Murray durchsuchte den Kühlschrank nach etwas Essbarem. Er sah zu mir her.
    «Das ist das Tagebuch», sagte er. «Dannys Tagebuch.»
    Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Der Umschlag war dick wie ein Taschenbuch. Ich starrte ihn an, griff hinein und zog etwa hundert lose Seiten heraus. Die oberste war die Fotokopie eines Notizbucheinbands mit drei Buchstaben: CAC . Carter Allen Cash.
    Der Raum um mich herum begann sich zu drehen. Ich tat einen zittrigen Schritt zurück. Nadia legte eine Hand auf meinen Arm, um mich zu halten.
    «Woher haben Sie es?», fragte ich.
    «Von einem im Justizministerium, den ich kenne», sagte er und stellte eine Schüssel mit Nudelsalat auf die Küchentheke. «Ich habe denen einen Antrag gemäß dem Freedom of Information Act hingeknallt und damit gedroht zu klagen. Dann plötzlich letzte Woche war der Umschlag in der Post.»
    Er zog die Frischhaltefolie ab und begann mit den Fingern aus der Schüssel zu essen. Ich blätterte durch die Seiten. Die

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