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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Hand. Er wollte wissen, wie es ihnen gefallen würde, wenn er denen Tropfen ins Glas gäbe und dann Fotos von ihnen machte, wie sie bewusstlos dalägen, mit seinem Schwanz in ihrem Mund. Die Jungs antworteten, es würde ihnen nicht sehr gefallen, aber er wusste, dass es nur seine Waffe war, die sie so gefügig machte. Ohne sie wären sie nicht so verträglich. Ohne sie würden sie über ihn herfallen.
    Er setzte den Lauf der Waffe auf die Stirn des Burschen, der ihn in den Schwitzkasten genommen hatte.
    «Von jetzt an benutzt du die Toilettenspülung», erklärte er ihm, «und klopfst nicht mehr morgens um zwei an meine Tür und fragst mich, ob ich mir den größten Haufen ansehen will, dem du je das Licht der Welt gezeigt hast. Ich will ihn nicht sehen. Keiner will das. Und du hörst auch auf, in die Dusche zu kotzen und gegen die Wand zu pinkeln. Wir sind Menschen, das ist hier kein Stall.»
    «Klare Sache, Mann», sagte der Bursche und schielte zur Pistole hinauf.
    Carter trat zurück und behielt sie alle im Blick. «Ich gehe jetzt in mein Zimmer und lege mich schlafen», erklärte er ihnen, «und wenn mich einer weckt, wird er sich mit der Waffe unterhalten. Verstanden?»
    Sie nickten alle. Schnell kehrt Nüchternheit ein, wenn Waffen gezogen werden. Carter wich rückwärts in sein Zimmer zurück und schloss die Tür. Er konnte sie draußen wütend flüstern und bereden hören, was sie tun sollten. Er ging zum Fenster, kletterte auf den Dachvorsprung und rutschte an der Regenrinne hinunter, dann lief er die drei Blocks bis zum Park und versteckte die Pistole unter einem Kanaldeckel. Im Laternenlicht kehrte er zum Haus zurück und kletterte wieder hinauf in sein Zimmer.
    Er dachte darüber nach, wie es sich angefühlt hatte, die Pistole auf die Typen zu richten. Über diese Macht, die wie ein Zaubertrank war, der dich zehn Meter groß machte. Wie es wohl gewesen wäre, wenn er die Pistole schon dabei gehabt hätte, als er mit Natalie zu Seagram gegangen war? Er stellte es sich vor, wie er sie hinten in seinem Bund spürte, wie sich Seagrams Ausdruck veränderte, von Geilheit zu Angst, Respekt und Ehrfurcht.
    Wer war jetzt der Große Mann?
    In seinem Kopf hatten sich einige Gedanken zu Tatsachen verfestigt: Der Präsidentschaftskandidat war ein Heuchler, ein Lügner. Die Pistole war die Wahrheit. Die Pistole konnte nicht lügen. Sie sagte genau, was sie meinte, jedesmal. Mit der Pistole würde Carter dem Kandidaten erklären, was es bedeutete, ehrlich zu sein. Er würde ihm beibringen, was Ehrenhaftigkeit war, so wie ein Sturz aus großer Höhe zeigte, was Schwerkraft war.
    Carter schloss das Fenster, so leise er konnte, und stellte sich Natalies Gesicht vor, wenn sie ihn mit der Pistole sah. Wenn sie sah, dass auch er ein mächtiger Mann war und nicht irgendeine Lusche. Er stellte sich die Erregung in ihren Augen vor, und wie ihr das blaue Kleid von den Schultern glitt. Darunter würde sie nackt sein, aber wo ihr dunkles Dreieck gewesen war, strahlte eine blendend gelbe Sonne.
    Er lag im Bett und las Gogol, als die Polizei kam und die Tür eintrat, die Waffen im Anschlag. Er setzte sich langsam auf und zeigte ihnen, dass er unbewaffnet war. Ein schwarzer Officer packte ihn beim Handgelenk, zog ihn auf den Boden und drückte ihm ein Knie unten in den Rücken. Er fragte, was los sei, und sie wollten wissen, wo er die Pistole habe. Er fragte: «Welche Pistole?» Er habe keine Pistole.
    Die Polizisten brachten ihn ins Wohnzimmer und nahmen sein Zimmer auseinander. Er konnte hören, wie einzelne Dinge zu Bruch gingen, wie Stoff zerriss und Kleider von Bügeln gezogen wurden. Als klar wurde, dass keine Pistole da war, entspannten sich die Polizisten ein wenig und gaben ihm die Möglichkeit, seine Version der Geschichte zu erzählen. Er schlug einen zornigen, aber zivilisierten Ton an und erklärte, er sei nach Hause gekommen und hätte seine Mitbewohner wieder mal laut und betrunken vorgefunden. Wie immer hätten sie vorm Fernseher gehangen und sich Pornos angesehen. Er erklärte, dass er im Gegensatz zu ihnen, die von ihren reichen Daddies Tausende von Dollars bekämen und ihren Rausch in der Uni ausschlafen könnten, arbeiten müsse und seinen Schlaf brauche. Als er sie jedoch gebeten habe, leiser zu sein, seien sie aggressiv geworden. Einer habe ihn in den Schwitzkasten genommen und ein anderer auf den Rücken geschlagen. Er zog sein T-Shirt hoch, um es ihnen zu zeigen. Die Stelle war bereits blau angelaufen. Er

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