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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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sein Zimmer zu kommen, aber einer von ihnen packte ihn und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er grub die Knöchel in Carters Schädel und sagte: «Dieser Kerl. Dieser verdammte Kerl.»
    Im Wohnzimmer lief ein Porno. Schwarze Frauen mit enormen in Elastan steckenden Ärschen liefen langsam vor der Kamera her. Er grub die Absätze in den Boden und versuchte sich zu befreien. Der Teppich unter ihm stank nach Zigaretten und Erbrochenem. Der Kerl ließ nicht locker. Welchen Spaß er zu Beginn auch im Sinn gehabt haben mochte, jetzt war da nur noch das alkoholselige Bedürfnis des Betrunkenen, jemanden zu demütigen.
    «Wo willst du hin, Nancy?», fragte er.
    Eine schwarze Frau auf dem Bildschirm schüttete sich Milch über die nackten Hinterbacken.
    Carter wand sich, aber der Kerl hielt ihn fest gepackt und zog ihn, Witze machend, über die Etage.
    «Ihr kennt doch Nancy, oder? Will einer sehen, war für ’ne Farbe ihr Tanga hat?»
    Die anderen lachten und schlugen ihm auf den Hintern. Er spürte, wie sein Gesicht brannte, schmeckte einen ekelhaften Geschmack von Metall im Mund.
    «Sehen wir mal, ob er was Bares dabei hat», sagte einer. «Wir haben nichts mehr zu trinken.»
    Sie durchwühlten seine Taschen. Die Achsel des Kerls, der ihn hielt, roch nach Rind und Käse. Sie fanden einen Fünfziger in einer der hinteren Hosentaschen. Carter trat wie ein Pferd nach hinten aus und traf auf etwas Weiches. Jemand schlug ihm aufs Rückgrat.
    «Ganz ruhig, Susan», sagte sein Peiniger und drückte noch etwas fester, bis Carter dachte, er verliere die Besinnung. Gemeinsam schoben ihn die Kerle Richtung Bad und stießen ihn hinein. Er hörte, wie sie die Tür abschlossen. Sein Gesicht war hochrot, das Blut pochte ihm in den Schläfen. Sie lachten und grunzten. Er schlug gegen die Tür, aber sie drehten nur die Musik lauter. Carter sah sich nach einem anderen Fluchtweg um. Der ursprünglich einmal durchsichtige Duschvorhang war über die Jahre von so vielen Schimmelschichten überwuchert worden, dass er wie ein grüner Vorhang aussah. Carter probierte, das kleine Fenster über der Toilette zu öffnen. Der aufgequollene Rahmen knarzte, gab aber nach. Er steckte den Kopf nach draußen und prüfte den Abstand bis zu seinem Zimmerfenster.
    Die Kerle saßen um eine Wasserpfeife gedrängt, als er mit der Pistole aus seinem Zimmer kam. Erst dachten sie, es sei ein Witz, aber dann lud er die Smith & Wesson durch, und plötzlich waren alle auf den Beinen, rissen die Hände in die Höhe und riefen, er solle sich «verdammt noch mal beruhigen». Aber er war ganz ruhig. Die Wut, die ihn noch im Bad erfüllt hatte, war verflogen, und an ihrer Stelle verspürte er einfach nur wohltuende Sicherheit. Er konnte die Angst in ihren Gesichtern sehen, nur der Dicke auf dem Sofa schlief immer noch. Der hatte schon vorher so dagelegen, ohne etwas von dem Schreien und dem Tumult mitzubekommen.
    Carter fuchtelte mit der Waffe und drängte sie zurück. Sie waren zu sechst, dick, dumm und betrunken. Fünf von ihnen wohnten im Haus. Sie waren es, die ihn Boss und Kumpel nannten. Sie waren die Trottel, die im Suff die Toilette verwüsteten und ihre Käse-Sandwiches direkt über den Flammen des Herdes rösteten, bis der Herd aussah wie ein tolkienscher Gebirgszug aus mit Fliegen übersäten Käseresten. Sie waren die tollpatschigen Troglodyten, die stockbesoffene Studentinnen auf dem Teppich ihrer Zimmer in den Arsch vögelten, um sie anschließend mit wundgescheuerten Knien davonzujagen.
    Er erklärte ihnen, er heiße weder Susan noch Nancy, und er höre auch nicht auf Boss , Kumpel , Jefe oder Jeeves . Die Waffe sei sein Name. Daran sollten sie immer denken. Wenn sie mit ihm redeten, redeten sie mit der Waffe. Auf dem Bildschirm zuckte eine weiße Frau mit harten, runden Brüsten zusammen, als sie der Same eines fetten, gesichtslosen Mannes ins Auge traf.
    Die Kerle sagten, er solle die Waffe herunternehmen, sie hätten doch nur Spaß gemacht. Er antwortete, sie müssten begreifen, dass das, was sie täten, Folgen habe. Ihre Daddies hätten ihnen das beibringen sollen, aber offenbar seien ihre Daddies auch nur Arschlöcher, also werde er das übernehmen. Und ihre Mommies hätten ihnen beibringen sollen, dass man Frauen nicht vergewaltigt und nicht auf ihre mit K.-O. -Tropfen betäubte Körper spuckt, aber ihre Mommies seien ganz offensichtlich Huren, also werde er das übernehmen. Er fragte sie, wie viele von ihnen eine Schwester hätten. Die Hälfte hob die

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