Der verbannte Highlander
zu zögern. Jamie Campbell bot ihm die beiden Dinge, von denen er geglaubt hatte, dass er sie mehr als alles andere auf der Welt wollte, doch Patrick hatte sich geirrt. Lizzie hatte ihm etwas gegeben, das viel wichtiger war. Sie hatte ihn aus den tiefsten Tiefen der Dunkelheit zurückgeholt. Ohne sie wäre er wieder die leere, kalte Hülle eines Mannes, die er zuvor gewesen war.
Er wäre wie sein dem Untergang geweihter Bruder.
Patricks Kampf, sein Land zurückzubekommen, würde erst enden, wenn es wieder den MacGregors gehörte, doch er würde ihn nicht auf Kosten der Frau gewinnen, die er liebte.
Als er an den Streit dachte, den sie hatten, bevor er gefasst worden war, zuckte er innerlich zusammen. Er mochte zwar noch nicht die Gelegenheit gehabt haben, sie von seiner Liebe zu überzeugen, doch er würde den Rest seines Lebens damit verbringen, es ihr zu beweisen.
Er dachte an alles, was Lizzie bereitwillig für ihn aufgegeben hätte. Er würde nicht weniger für sie tun.
Kein Lächeln trübte den harten Zug um Campbells Kinn. »Selbst wenn es das Beste für Lizzie ist?«
»Wer seid Ihr, dass Ihr beurteilen könnt, was das Beste für Eure Schwester ist?«
»Offensichtlich«, entgegnete Campbell düster, »bin ich der Einzige, der hier vernünftig denkt. Herrgott, habt Ihr sie Euch angesehen? In Fetzen gekleidet, zerlumpt, müde bis zur Grenze der Erschöpfung. Sie sah aus, als wäre sie in den letzten paar Tagen durch die Hölle gegangen!«
Bei diesem Vorwurf biss Patrick die Zähne zusammen. Sie war tatsächlich durch die Hölle gegangen.
»Wenn Ihr wirklich etwas für sie empfindet, dann werdet Ihr sie nicht mit Euch ins Verderben ziehen. Ihr werdet nicht mitansehen wollen, wie ihr das Leben verwehrt wird, das ihr zusteht.«
Patrick erkannte, welche Richtung die Unterhaltung einschlug, doch er wollte verdammt sein, wenn er sie kampflos aufgab. »Diese Entscheidung sollte sie selbst treffen.«
Der andere Mann verlor langsam die Geduld. Er stand vom Stuhl auf und schritt auf das Bett zu, jeder Anschein von Gelassenheit war verflogen. Doch wenn Campbell glaubte, er könnte ihn einschüchtern, dann lag er verdammt falsch. Patrick erhob sich und sie standen sich Auge in Auge gegenüber.
»Im Moment mögt Ihr sie vielleicht glücklich machen«, donnerte Campbell. »Aber wie glücklich wird sie in ein paar Jahren sein, wenn das Elend sie ausgelaugt hat? Ich weiß nicht, was mein Cousin tun wird, aber wollt Ihr wirklich, dass sie riskiert, alles zu verlieren?«
Patrick versteifte sich, denn er hatte sich bereits dasselbe gefragt. »Will sie das denn?«
»Im Augenblick ist sie verwirrt. Sie weiß nicht, was sie will. Aber wenn Ihr jetzt fortgeht, dann wird sie sich wieder erholen.«
Patrick biss die Zähne zusammen. »Lasst mich mit ihr reden.«
»Ihr macht es ihr nur noch schwerer.« Campbell verstummte, dann sagte er ruhig: »Wenn Ihr wirklich etwas für sie empfindet, so wie ich glaube, dann werdet Ihr das Richtige tun. Hat sie denn nicht etwas Besseres verdient?«
Die Wahrheit schnitt ihm wie ein Messer in die Eingeweide. Campbell sprach nur aus, was Patrick bereits wusste und zu verdrängen versucht hatte. Sie verdiente alles, und einen Mann, der ihr das geben konnte. Doch er war es so verdammt leid, zu versuchen, das Richtige zu tun.
Lizzie …
Sein Herz schrie nach ihr. Sie war alles, was er wollte.
»Selbst wenn ich einwillige, was bringt Euch dazu, zu glauben, dass sie es akzeptieren wird?« Patrick griff nach jedem Strohhalm, doch wenn es etwas gab, das er über Lizzie gelernt hatte, dann war es, dass sie ihren eigenen Kopf hatte.
»Wenn Ihr meine Schwester so gut kennt, wie ich glaube, dann wisst Ihr die Antwort darauf.«
Das Land. Jamie würde es so aussehen lassen, als habe er nur das Land gewollt. Patrick wollte glauben, dass sie ihm das nicht zutrauen würde, doch nach ihrer letzten Unterhaltung, als sie herausgefunden hatte, dass er ihre Demütigung mitangesehen hatte, war sie verletzlich. Vielleicht sogar verletzlich
genug, um es zu glauben. »Sie wird mich hassen«, sagte Patrick dumpf.
Einen Augenblick lang dachte er, einen Hauch Mitgefühl in Campbells granithartem Blick gesehen zu haben. »Aye , aber so wird es am besten sein.« Es mochte zwar am besten sein, doch das hinderte Patrick nicht daran, sich zu fühlen, als wäre ihm gerade das Herz mit einer rostigen, schartigen Klinge aus der Brust geschnitten worden.
Noch nie hatte er sich so leer gefühlt. Es war, als wäre das
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