Der verbannte Highlander
wenn es ihm gelänge, Jamie Campbell zu töten, würde er es nicht tun.
Das Blut rauschte ihm durch die Adern und mit all seinen Instinkten wehrte er sich dagegen, denn die Hitze des Kampfes hatte ihn immer noch im Griff. Doch er gab auf.
Er begegnete Campbells Blick und als der Vollstrecker das Schwert herumschwang und versuchte, ihn mit dem Ellbogen zu Boden zu schlagen, wich Patrick nicht aus, und der Hieb traf ihn mit voller Wucht an der Schläfe.
Lizzies Schrei hallte ihm noch in den Ohren, als Schwärze über ihn hereinbrach.
Kapitel 21
E r war nicht tot. Das war das Erste, was Patrick bewusst wurde, als er erwachte. Das Nächste war, dass sein Kopf sich anfühlte, als wäre er explodiert und dann als heilloses Durcheinander wieder zusammengefügt worden; und das Dritte, dass er nicht alleine war.
Er lag auf einem Bett in etwas, das eine alte, steinerne bothan zu sein schien. Er konnte eine Feuerstelle zum Heizen und Kochen erkennen, das Bett, ein paar Tische und Stühle, einen Schrank, und auf einem Stuhl in der Ecke des Zimmers saß Jamie Campbell und beobachtete ihn mit finsterer Miene. Auch wenn er entspannt wirkte und keine unmittelbare Bedrohung darzustellen schien, machte Patrick sich nichts vor. Argylls Vollstrecker war einer der erbittertsten und tödlichsten Männer Schottlands – gleichgültig ob Highlands oder Lowlands.
Dennoch, er war allein, und einen Augenblick lang zog Patrick in Erwägung, zu fliehen.
Als könne er seine Gedanken lesen, lächelte Jamie. »Das würde ich nicht raten«, sagte er. »Selbst wenn Ihr an mir vorbeikämt, was ich angesichts Eurer augenblicklichen Verfassung bezweifle, haben meine Männer das Gebäude umstellt. Diesmal werden sie nicht zögern, zu schießen.«
Patrick wurde klar, dass es wahrscheinlich Lizzies Nähe gewesen war, die sie bei seiner Ergreifung davon abgehalten hatte, von ihren Schusswaffen Gebrauch zu machen. Sofort war er sich seines deutlichen Nachteils bewusst. Doch der Teufel sollte ihn holen, wenn er hier wie ein verdammter Invalide liegenblieb! Also biss er die Zähne zusammen und setzte sich langsam auf. Sein Kopf explodierte in neuem Schmerz und
Übelkeit erfasste ihn, doch er schluckte den Drang, seinen Magen zu entleeren, hinunter und ließ die Welle der Übelkeit verebben. Dann sah er eine Flasche neben dem Bett und genehmigte sich einen tiefen Schluck, erfreut über den brennenden Geschmack des einfachen Whiskys – Ambrosia für einen Verhungernden.
»Patrick MacGregor«, meinte Jamie, während er mit den Fingern auf die Armlehne des hölzernen Sessels trommelte. »Es ist schon ziemlich lange her.«
Nicht so lange wie du denkst. Jamie bezog sich auf die Zeit, als sie – wenn auch nur kurz – auf der Isle of Lewis zusammen gekämpft hatten, doch Patrick hatte ihn schon vor weit kürzerer Zeit gesehen. Erst vor wenigen Monaten war sein Pfeil auf Campbells Rücken gerichtet gewesen.
»Nicht lange genug«, entgegnete Patrick trocken, in Anbetracht seiner gegenwärtigen Gefangenschaft. »Wie habt Ihr uns gefunden?«
»Wir erfuhren beinahe sofort von dem Überfall auf Lizzie – einem der Wachmänner war es gelungen, zu entkommen. Dann, während wir die Gegend durchkämmten, war einer meiner Männer zufällig in der Nähe, als das flammende Kreuz durch Callander gebracht wurde. Wir vermuteten auf gut Glück, dass ihr hierher unterwegs wart.«
Patrick fluchte über diesen unglücklichen Zufall. »Und meine Männer?«
Jamie bedachte ihn mit einem langen Blick. »Wir haben keine Spur von ihnen entdeckt, bis ihr ankamt.« Seine Miene verhärtete sich. »Der geächtete Gregor und seine Männer allerdings wurden nicht lange, nachdem Ihr gefallen seid, gefasst. Sie werden in Edinburgh für ihre Verbrechen hingerichtet werden.«
Patrick verspürte einen Stich in der Brust. Nicht für den Bruder, den er hatte, sondern für den, den er verloren hatte, bevor die Umstände Gregor in den verbitterten, hasserfüllten Mann verwandelt hatten, der er geworden war.
»Und die Verbrechen Eures Bruders?«, sagte Patrick schneidend. »Wird Auchinbreck für die seinen hingerichtet werden?«
Campbell presste die Lippen zu einem grimmigen Strich zusammen. »Es tut mir leid, was Eurer Schwester widerfahren ist.«
Dieses Zugeständnis überraschte ihn. Jamie Campbell schien von den Taten seines Bruders aufrichtig abgestoßen zu sein. »Und dennoch wird Auchinbreck für das, was er getan hat, nicht bezahlen.« Es war keine Frage, sondern eine
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