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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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harten Tag auf dem Kutter hinter mir, hatte einen großen Fang eingefahren und anschließend mit ein paar Kumpels ordentlich gefeiert. Der Alkohol hatte mich mutig gemacht, und dann bin ich auf die Klippe rauf. Ziemlich riskant, der Weg war verdammt schmal damals. Das war noch keine Straße und eigentlich nur was für eine Bergziege, aber das war mir egal. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, ihr einen Heiratsantrag zu machen.« Seine Stimme zitterte. »Aber als ich beim Haus ankam, sah ich durchs Fenster …«
    Nell beugte sich vor.
    Er lehnte sich zurück. »Na ja, die Geschichte werden Sie ja kennen.«
    »Jemand anders war bei ihr?«
    »Und zwar nicht irgendjemand anders.« Er brachte die Worte nur schwer heraus. »Es war ein Verwandter von ihr.« William rieb sich ein Auge, betrachtete seinen Finger, als suchte er nach einem Staubkörnchen. »Sie waren gerade dabei …« Er schaute Nell an. »Sie können sich schon denken, was ich meine.«
    Ein Geräusch von draußen, gefolgt von einem kühlen Luftzug. Dann ertönte Robyns Stimme von der Tür her: »Es wird allmählich richtig kalt draußen.« Sie betrat das Wohnzimmer. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin.« Erwartungsvoll schaute sie erst William, dann Nell an, während sie sich mit der Hand über ihr vom Nebel feuchtes Haar fuhr. »Alles in Ordnung hier?«
    »Könnte nicht besser sein, meine Liebe«, sagte William mit einem kurzen Seitenblick in Nells Richtung.
    Nell nickte. Sie hatte nicht die Absicht, das Geheimnis eines alten Mannes auszuplaudern.

    »Ich wollte gerade die Suppe auftragen«, verkündete William. »Komm und lass dich mal von dem alten Gump ansehen.«
    »Gump! Ich hatte dir doch gesagt, dass ich den Tee machen würde. Ich hab alles mitgebracht.«
    Gump knurrte etwas in seinen Bart und stand ächzend auf. »Wenn du erst mal mit diesem Kerl zugange bist, weiß man doch nie, wann der alte Gump dir wieder in den Sinn kommt. Ich hab mir gesagt, wenn ich mich nicht selbst um alles kümmere, krieg ich heute Abend womöglich überhaupt nichts zwischen die Zähne.«
    »Ach, Gump«, schalt Robyn ihn liebevoll, als sie ihre Tasche mit den Einkäufen in die Küche trug. »Du bist vielleicht eine Marke. Wann hätte ich dich denn jemals vergessen?«
    »Du nicht, mein Kind.« Er schlurfte hinter ihr her. »Aber dein Verehrer. Der ist ein Schaumschläger wie alle Anwälte.«
    Während die beiden sich über Henrys Tauglichkeit als Robyns Verlobter kabbelten und darüber, ob William noch rüstig genug war, um sich selbst eine Fischsuppe zu kochen, ging Nell noch einmal alles durch, was der alte Mann ihr erzählt hatte. Inzwischen begriff sie, warum er behauptete, das Haus sei irgendwie mit einem Makel behaftet, denn für ihn verhielt es sich zweifellos so. Aber sein Geständnis hatte William von seiner Geschichte abgebracht, und Nell musste ihn irgendwie wieder auf den richtigen Pfad lenken. Dabei spielte es eigentlich gar keine Rolle, mit wem genau Eliza an jenem Abend zusammen gewesen war, so neugierig Nell auch sein mochte, es zu erfahren. Wenn sie William zu sehr drängte, würde er sich nur sperren. Das durfte sie auf keinen Fall riskieren, nicht ehe sie in Erfahrung gebracht hatte, was Eliza dazu veranlasst haben könnte, Rose und Nathaniel Walker ihr Kind - nämlich sie, Nell - wegzunehmen und nach Australien in ein völlig anderes Leben zu schicken.
    »So, jetzt gibt’s was zu essen.« Robyn erschien mit drei dampfenden Suppentellern auf einem Tablett.

    William folgte ihr leicht verlegen und ließ sich in seinen Sessel sinken. »Ich mache immer noch die beste Fischsuppe diesseits von Polperro.«
    Robyn sah Nell mit hochgezogenen Brauen an. »Niemand hat je daran gezweifelt, Gump«, sagte sie, während sie Nell einen Teller reichte.
    »Nur an meiner Fähigkeit, sie von der Küche ins Wohnzimmer zu tragen«, knurrte er.
    Robyn seufzte theatralisch. »Mensch, Gump, wir wollen dir doch nur ein bisschen helfen.«
    Nell knirschte mit den Zähnen. Sie musste unbedingt verhindern, dass es zu einem richtigen Streit zwischen den beiden kam und William sich wieder zurückzog. »Köstlich«, sagte sie laut, nachdem sie einen Löffel von der Suppe probiert hatte. »Die perfekte Menge an Worcestershiresoße.«
    William und Robyn starrten sie an, die Löffel halb gehoben.
    »Was ist?« Nell blickte von einem zum anderen. »Was ist los?«
    Robyn öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch. »Die Worcestershiresoße.«
    »Das ist unsere geheime Zutat«, sagte

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