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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Besen in ihrem Rock verfing. »Ich habe Sie gar nicht kommen sehen.«
    »Von wem habt ihr gesprochen, Sally?«
    Die roten Flecken breiteten sich bis zu den Ohren der jungen Frau aus.
    »Sally«, sagte Rose. »Ich verlange eine Antwort. Wer ist schwanger?«
    »Mary, Ma’am«, flüsterte Sally.
    »Mary?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Mary ist schwanger?«
    Sally nickte hastig, und es war ihr anzusehen, dass sie es kaum erwarten konnte, die Flucht zu ergreifen.
    »Verstehe.« Ein bodenloses, schwarzes Loch hatte sich in
Roses Bauch aufgetan und drohte, sie in die Tiefe zu reißen. Diese dumme Gans mit ihrer widerlichen, billigen Fruchtbarkeit. Die sie auch noch unverschämt zur Schau stellte. Tat so, als wollte sie Rose trösten, versicherte ihr, alles würde gut werden, nur um hinter ihrem Rücken über sie zu spotten. Und sie war noch nicht einmal verheiratet! Das würde in diesem Haus nicht geduldet werden. Blackhurst Manor war seit Generationen ein moralisch untadeliges Haus, und Rose würde dafür sorgen, dass das so blieb. Vorsichtig atmete sie aus. »Danke, Sally. Du kannst gehen.«
     
     
     
    Adeline ließ die Bürste durch ihr Haar gleiten, immer und immer wieder. Mary war entlassen. Zwar bedeutete das, dass ihnen für die Party am kommenden Wochenende Personal fehlte, aber dafür mussten sie eben eine Lösung finden. Normalerweise sah sie es nicht gern, wenn Rose ohne Rücksprache mit ihr Entscheidungen in Bezug auf das Dienstpersonal traf, aber sie befand sich in einer außergewöhnlichen Lage, und Mary war ein kleines Biest. Dazu unverheiratet, was die ganze Sache noch skandalöser machte. Nein, Rose hatte instinktiv richtig gehandelt, auch wenn sie nicht die beste Methode gewählt hatte.
    Die arme Rose. Dr. Matthews hatte Adeline Anfang der Woche um ein Gespräch gebeten. Er hatte ihr im Wintergarten gegenübergesessen und wie immer, wenn es um etwas Besorgniserregendes ging, sehr leise gesprochen. Rose gehe es nicht gut, hatte er gesagt (als wüsste Adeline das nicht selbst), und er mache sich große Sorgen.
    »Leider beschränken sich meine Befürchtungen nicht allein auf ihren körperlichen Zustand, Lady Mountrachet. Es gibt …« Er hüstelte in seine kleine Faust. »… noch andere Gründe.«
    »Andere Gründe, Doktor Matthews?« Adeline reichte ihm eine Tasse Tee.

    »Emotionale Probleme, Lady Mountrachet.« Dr. Matthews lächelte schmallippig und nippte an seinem Tee. »Als ich sie zu den körperlichen Aspekten ihres Ehelebens befragte, beschrieb mir Mrs Walker eine Neigung zu fleischlichen Gelüsten, die ich aus meiner Sicht als Arzt als ungesund bezeichnen muss.«
    Adeline spürte, wie sich ihre Lunge ausdehnte, sie hielt den Atem an und zwang sich, langsam und ruhig auszuatmen. Da ihr die Worte fehlten, gab sie einen weiteren Zuckerwürfel in ihren Tee und rührte um. Ohne Dr. Matthews anzusehen, bat sie ihn fortzufahren.
    »Seien Sie getrost, Lady Mountrachet. Auch wenn es sich um ein merkwürdiges Phänomen handelt, ist Ihre Tochter nicht die Einzige, die davon betroffen ist. Derzeit treten unter den jungen Damen gehäuft Fälle von erhöhter fleischlicher Begierde auf, und ich bin mir sicher, dass sie das mit der Zeit überwinden wird. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass ihre Veranlagung zu ihren wiederholten Fehlschlägen beiträgt.«
    Adeline räusperte sich. »Fahren Sie fort, Doktor Matthews.«
    »Als Arzt bin ich der Meinung, dass Ihre Tochter vorübergehend auf die geschlechtliche Vereinigung mit ihrem Ehemann verzichten sollte, damit ihr armer Körper sich erholen kann. Denn es hängt alles miteinander zusammen, Lady Mountrachet, es hängt alles zusammen.«
    Adeline hob ihre Tasse an die Lippen und schmeckte die Bitterkeit des feinen Porzellans. Sie nickte kaum merklich.
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich, und das gilt auch für den menschlichen Körper, den er erschaffen hat. Man kann mit Recht von der Hypothese ausgehen, dass eine junge Dame mit erhöhtem … fleischlichem Verlangen«, er lächelte um Entschuldigung heischend, die Augen zusammengekniffen, »kaum der Idealvorstellung einer Mutter entspricht. Der Körper weiß diese Dinge, Lady Mountrachet.«
    »Wollen Sie damit sagen, Doktor Matthews, dass meine Tochter
eine größere Chance hätte, wenn sie weniger Versuche unternähme?«
    »Es ist zumindest eine Überlegung wert, Lady Mountrachet. Ganz abgesehen davon, dass Enthaltsamkeit sich ganz allgemein positiv auf ihren Gesundheitszustand und ihr Wohlbefinden auswirken

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