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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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herausgesucht, nachdem William Martin ihr prophezeit hatte, dass sie der Lösung ihres Rätsels einen großen Schritt näher kommen würde, wenn sie herausfand, wohin Eliza im Jahr 1909 verschwunden war.
    Am Sonntag traf Cassandra sich nachmittags mit Julia zum Tee. Es hatte den ganzen Vormittag geregnet, aber am späten Nachmittag nieselte es nur noch leicht. Durch die zweiflügeligen Fenster konnte Cassandra nur das Grün des durchweichten Rasens erkennen, alles andere war vom Nebel eingehüllt, aus dem nur hier und da ein paar nackte Zweige herausragten wie Haarrisse in einer weißen Wand. Ein Tag, wie Nell ihn geliebt hatte. Bei
der Erinnerung daran, wie ihre Großmutter regelmäßig aufgelebt war, wenn sie sich einen Regenmantel und Gummistiefel anzog, musste Cassandra lächeln. Vielleicht hatten sich da jedes Mal Nells Gene von tief drinnen gemeldet.
    Cassandra lehnte sich in ihrem Sessel zurück und betrachtete das Feuer im offenen Kamin. Überall im Aufenthaltsraum des Hotels saßen Leute zusammen - manche vertrieben sich die Zeit mit Brettspielen, andere lasen oder speisten - und genossen es, im Trockenen zu sitzen und sich am Feuer zu wärmen.
    Julia tat einen Löffel Sahne auf ihren dick mit Marmelade bestrichenen Scone. »Woher das plötzliche Interesse an der Gartenmauer?«
    Cassandra legte ihre Finger um ihre warme Henkeltasse. »Nell glaubte, dass sie die Lösung ihres eigenen Rätsels finden würde, wenn sie herausbekam, wohin Eliza 1909 verschwunden ist.«
    »Und was hat das mit der Gartenmauer zu tun?«
    »Das weiß ich nicht, vielleicht überhaupt nichts. Aber etwas in Roses Tagebuch hat mich nachdenklich gemacht.«
    »Was denn?«
    »Aus einem Eintrag vom März 1909 scheint mir hervorzugehen, dass sie Elizas Reise mit dem Bau der Gartenmauer in Zusammenhang bringt.«
    Julia leckte etwas Sahne von ihrem Finger. »Ja, ich erinnere mich«, sagte sie. »Das ist die Stelle, wo sie schreibt, dass man vorsichtig sein muss, denn wo es viel zu gewinnen gibt, da gibt es auch viel zu verlieren.«
    »Genau. Ich wünschte bloß, ich wüsste, was sie damit meint.«
    Julia biss sich auf die Unterlippe. »Wie dumm von ihr, dass sie sich nicht für uns, die wir neunzig Jahre später ihre Aufzeichnungen lesen, deutlicher ausgedrückt hat.«
    Cassandra lächelte und spielte abwesend an einem Faden, der sich aus dem Bezugstoff an der Sessellehne gelöst hatte. »Aber
warum hat sie das geschrieben? Was gab es zu gewinnen und was zu verlieren? Und was hat die Sicherheit des Cottages damit zu tun?«
    Julia biss ein Stück von ihrem Scone ab und kaute langsam und nachdenklich. Dann wischte sie sich mit einer Hotelserviette über die Lippen. »Rose war doch damals schwanger, nicht wahr?«
    »Das geht jedenfalls aus dem Eintrag in Nells Buch hervor.«
    »Dann waren es vielleicht einfach die Hormone. So was kommt doch vor, oder? Dass Frauen in der Schwangerschaft gefühlsmäßig überreagieren? Vielleicht hat Eliza ihr gefehlt, und sie hat sich gesorgt, dass jemand ins Cottage einbrechen könnte. Vielleicht fühlte sie sich verantwortlich. Die beiden standen sich damals immer noch sehr nahe.«
    Cassandra dachte darüber nach. Schwangere Frauen unterlagen manchmal ziemlich krassen Stimmungsschwankungen, aber war das wirklich die Antwort? Selbst wenn man einen Aufruhr der Hormone in Betracht zog, hatte der Eintrag etwas sehr Merkwürdiges. Was ging im Cottage vor sich, dass Rose sich so bedroht fühlte?
    »Morgen soll das Wetter wieder besser werden«, bemerkte Julia und legte ihr Messer auf dem mit Krümeln übersäten Teller ab. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, schob den Vorhang ein wenig zur Seite und schaute in den Nebel hinaus. »Sie werden wahrscheinlich die Arbeiten am Cottage fortsetzen?«
    »Nein, im Moment nicht. Eine Freundin kommt mich besuchen.«
    »Hier im Hotel?«
    Cassandra nickte.
    »Das ist großartig! Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie etwas brauchen.«

    Julia behielt recht . Am Montagnachmittag verzog sich der Nebel, und eine zaghafte Sonne schickte sich an, durch die Wolken zu brechen. Cassandra wartete im Aufenthaltsraum, als Rubys Auto auf dem Parkplatz vor dem Hotel hielt. Sie lächelte, als sie den kleinen weißen Wagen sah, sammelte die Notizhefte ein und eilte in die Eingangshalle.
    »Puh!« Ruby trat durch die Tür, ließ ihre Taschen fallen, nahm ihren Regenhut ab und schüttelte den Kopf. »Das nenne ich einen Empfang in Cornwall - kein Tropfen Regen, und ich bin trotzdem

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