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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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dafür gelobt hat, wie schön sie das Silber polieren konnte.« Ruby machte die Ofenklappe zu und schaute Cassandra an. »Ich nehme nicht an, dass der Herd noch funktioniert, oder?«
    »Doch, das tut er. Wir konnten es auch nicht glauben.«
    »Wir?«
    »Christian und ich.«
    »Und wer ist Christian?«
    Cassandra fuhr mit der Hand über die Tischplatte. »Ach, ein Freund. Jemand aus dem Dorf, der mir hier beim Aufräumen hilft.«
    Ruby hob die Brauen. »Ach, ein Freund? So so.«
    »Ja«, antwortete Cassandra so beiläufig wie möglich und zuckte die Achseln.
    Ruby grinste. »Wie schön, wenn man gute Freunde hat.« Sie ging an dem Fenster mit der kaputten Scheibe vorbei zu dem alten Spinnrad. »Wirst du ihn mir vorstellen?« Sie drehte an dem Rad.
    »Pass auf«, sagte Cassandra, »dass du dir nicht in den Finger stichst.«
    »Ich werd mich hüten.« Ruby fuhr fort, das Spinnrad zu inspizieren. »Nachher bin ich schuld, wenn wir beide in einen hundertjährigen
Schlaf sinken.« Sie schaute Cassandra mit funkelnden Augen an. »Aber dann hätte dein Freund Gelegenheit, uns zu retten.«
    Cassandra spürte, wie sie errötete. Sie versuchte, sich möglichst gelassen zu geben, während Ruby die Deckenbalken, die blauweißen Fliesen um den Herd und die breiten Bodendielen begutachtete. »Und?«, fragte sie schließlich. »Was sagst du zu dem Haus?«
    Ruby verdrehte die Augen. »Das weißt du doch ganz genau - ich bin grün vor Neid! Es ist großartig!« Sie stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab. »Hast du immer noch vor, es zu verkaufen?«
    »Eigentlich ja.«
    »Du bist stärker als ich.« Ruby schüttelte den Kopf. »Ich könnte mich niemals von so was trennen.«
    Wie aus dem Nichts meldete sich bei Cassandra der Besitzerstolz, den sie sofort unterdrückte. »Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich kann mir nicht leisten, es zu unterhalten, vor allem, wo ich am anderen Ende der Welt lebe.«
    »Du könntest es als Ferienhaus behalten und vermieten, wenn du nicht hier bist. Dann hätten wir immer ein schönes Plätzchen an der Küste, wenn wir ein bisschen Meerluft schnuppern wollen.« Ruby lachte. »Ich meine natürlich, du hättest ein schönes Plätzchen.« Sie knuffte Cassandra in die Rippen. »Komm, zeig mir, wie es oben aussieht. Ich wette, von da aus hat man einen bombenmäßigen Ausblick.«
    Sie stiegen die schmale Treppe hoch. Im Schlafzimmer lehnte Ruby sich auf die Fensterbank und schaute aufs Meer hinaus. »Mensch, Cass«, sagte sie. »Die Leute würden Schlange stehen, um hier Urlaub machen zu dürfen. Ein Haus in unberührter Natur, nah genug am Dorf, um sich mit allem versorgen zu können, weit genug weg, um sich ungestört zu fühlen. Wie schön muss es sein, von hier aus einen Sonnenuntergang zu beobachten oder
nachts die Fischerboote wie kleine Sterne auf dem Meer funkeln zu sehen.«
    Rubys Worte freuten Cassandra und machten ihr zugleich Angst, denn sie entsprachen einem geheimen Wunsch, dessen sie sich bisher gar nicht bewusst gewesen war. Sie würde das Cottage tatsächlich am liebsten behalten, auch wenn ihr natürlich klar war, dass es vernünftiger wäre, es zu verkaufen. Die Atmosphäre des Hauses hatte es ihr angetan. Und es war mehr als nur die Verbindung zu Nell. Wenn sie sich in dem Haus oder im Garten aufhielt, kam es ihr vor, als wäre alles gut. Sie fühlte sich im Frieden mit der Welt und mit sich selbst. Zum ersten Mal seit zehn Jahren fühlte sie sich ganz und stabil, wie ein geschlossener Kreis, wie ein klarer Gedanke.
    »Genau!« Ruby drehte sich um und packte Cassandras Handgelenk.
    »Was ist?«, fragte Cassandra entgeistert. »Was ist passiert?«
    »Mir ist gerade eine fantastische Idee gekommen!« Sie schluckte und gestikulierte mit der Hand, während sie nach Luft schnappte. »Wir übernachten hier!«, stieß sie schließlich hervor. »Du und ich, wir beide schlafen heute Nacht hier im Cottage!«
     
     
     
    Cassandra hatte ihre Einkäufe auf dem Markt erledigt und trat gerade aus einem Laden, wo sie Kerzen und Streichhölzer erstanden hatte, als ihr Christian über den Weg lief. Seit ihrem gemeinsamen Abendessen im Pub waren drei Tage vergangen, und seitdem hatten sie sich nicht wiedergesehen oder gesprochen. Es hatte das ganze Wochenende über geregnet, und an die Fortsetzung der Arbeiten im geheimen Garten war nicht zu denken gewesen. Sie war plötzlich nervös, spürte, wie ihre Wangen schon wieder heiß wurden.
    »Fahren Sie ins Zeltlager?«

    »So was Ähnliches. Eine

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