Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden
Grundstücks warnte.
Cassandra lächelte nachdenklich. Betreten auf eigene Gefahr . Sie war in der letzten Zeit so oft an dem Schild vorbeigekommen, dass sie es schon gar nicht mehr wahrnahm. Jetzt, im Zusammenhang mit Roses Tagebucheintrag, bekam es plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
»Komm, Cass.« Ruby stand schon vor der Haustür und stampfte mit den Füßen. »Die Kletterpartie hab ich ja ohne Murren mitgemacht, aber ich hoffe, du erwartest jetzt nicht auch noch von mir, dass ich über eine Mauer klettere und mir ein Fenster suche, durch das ich ins Haus einsteigen kann.«
Lächelnd hielt Cassandra den großen Messingschlüssel hoch. »Keine Sorge. Es gibt keine weiteren körperlichen Herausforderungen. Jedenfalls nicht heute. Den geheimen Garten sparen wir uns für morgen auf.« Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn nach links, bis es laut klickte, und öffnete die Tür.
Ruby trat über die Schwelle und ging in Richtung Küche. Nachdem Cassandra und Christian die Ranken vor den Fenstern entfernt und den Schmutz eines ganzen Jahrhunderts von den Scheiben gewaschen hatten, war es viel heller im Haus.
»Ich werd verrückt«, flüsterte Ruby, als sie ihren Blick durch die Küche wandern ließ. »Die ist ja noch ganz im Originalzustand.«
»So kann man es auch ausdrücken.«
»Niemand hat versucht, hier etwas zu modernisieren. Was für eine Seltenheit.« Sie drehte sich zu Cassandra um. »Das Haus hat so eine angenehme Atmosphäre, nicht wahr? Warm und gemütlich. Mir ist beinahe, als könnte ich die Geister der Vergangenheit spüren.«
Cassandra lächelte. Sie hatte gewusst, dass es Ruby genauso ergehen würde wie ihr. »Ich bin so froh, dass du kommen konntest.«
»Das hätte ich mir doch nicht entgehen lassen«, sagte Ruby, während sie das Wohnzimmer durchquerte. »Ich hab Grey so viel von deinem Haus in Cornwall erzählt, dass er schon drauf und dran war, sich Ohrstöpsel zu kaufen, um sich das nicht länger anhören zu müssen. Außerdem hatte ich sowieso geschäftlich in Polperro zu tun, es hätte also gar nicht besser kommen können.«
Ruby stützte sich auf den Schaukelstuhl und spähte aus dem Fenster. »Ist das da ein Gartenteich?«
»Ja, aber nur ein kleiner.«
»Was für eine hübsche Skulptur. Ob der Kleine da draußen wohl friert?« Als sie den Schaukelstuhl losließ, wippte er leise quietschend weiter. Ruby setzte ihren Rundgang durch das Haus fort. In der Küche fuhr sie leicht mit den Fingerspitzen über den alten Herd.
»Was hattest du denn in Polperro zu tun?«, wollte Cassandra wissen, die im Schneidersitz auf dem Küchentisch hockte.
»Meine Ausstellung ist letzte Woche zu Ende gegangen, und ich hab die Walker-Zeichnungen zu ihrer Eigentümerin zurückgebracht. Es hat mir fast das Herz gebrochen, mich davon zu trennen, das kann ich dir sagen.«
»Besteht denn keine Chance, dass die Frau sie dem Museum als Dauerleihgabe überlässt?«
»Großartige Idee.« Rubys Kopf war in der Herdnische verschwunden, und ihre Stimme klang gedämpft. »Vielleicht kannst du sie ja dazu überreden.«
»Ich? Ich kenne sie doch gar nicht.«
»Noch nicht. Aber ich habe mit ihr über dich gesprochen. Hab ihr alles über deine Großmutter erzählt, dass sie mit den Mountrachets verwandt war und hier in Blackhurst geboren wurde, und wie sie aus Australien hergekommen ist und das Cottage gekauft hat. Clara fand das alles äußerst spannend.«
»Wirklich? Warum sollte sie sich dafür interessieren?«
Als Ruby sich aufrichtete, stieß sie sich den Kopf. »Aua!« Sie rieb sich die schmerzende Stelle. »Verdammter Mist.«
»Alles in Ordnung?«
»Ja, ja, nichts passiert. Ich halte eine Menge aus.« Sie blinzelte. »Claras Mutter hat als Dienstmädchen auf Blackhurst gearbeitet, erinnerst du dich? Das war diese Mary, die später einen Metzger geheiratet hat.«
»Ja, stimmt, jetzt erinnere ich mich wieder. Und wie kommst du darauf, dass Clara sich für Nell interessiert? Was hat sie gesagt?«
Ruby öffnete die Ofenklappe. »Sie meinte, es gibt etwas, worüber sie mit dir reden möchte. Etwas, das ihre Mutter ihr kurz vor ihrem Tod gesagt hat.«
Cassandra spürte ein Prickeln auf der Haut. »Was denn? Hat sie dir gesagt, worum es geht?«
»Nein, und mach dir keine allzu großen Hoffnungen. So wie die ihre Mutter verehrt hat, erzählt sie dir womöglich, die Jahre, die Mary als Dienstmädchen auf Blackhurst verbracht hat, wären die besten ihres Lebens gewesen, oder dass Rose sie mal
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