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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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der Kleinen sich als unüberwindliches Problem erweisen könnte. Erst als er miterlebte, dass Rose das Kind wie eine eigene Tochter liebte und nicht wie einen Kuckuck behandelte, war auch sein Herz weich geworden. Die göttliche Unschuld dieses kleinen Wesens hatte seine müde und verwundete Seele geheilt, und er hatte seine kleine Familie und die Kraft, die das Kind ihr verlieh, mit Freuden angenommen.
    Nach und nach war ihm die Arbeit an dem Buch immer unwichtiger geworden, und er hatte sich ganz den Interessen der Familie Mountrachet verschrieben; er hatte so getan, als existierte Eliza nicht, und als Adeline ihn bat, das Porträt von John Singer Sargent entsprechend zu ändern, hatte er bereitwillig die Schande auf sich genommen und am Werk des großen Künstlers herumgepfuscht. Inzwischen hatte er sich von so vielen Prinzipien verabschiedet, die ihm einst als unabdingbar erschienen waren, dass es auf ein weiteres auch nicht mehr ankam …
    Als Nathaniel die Lichtung im Zentrum des Labyrinths durchquerte, musterten ihn zwei Pfauenhähne. Vorsichtig umging er den Metallring, der leicht zur Stolperfalle werden konnte, und nahm den Weg, der zu dem ummauerten Garten führte.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Zweige knackten unter leisen Schritten. Das konnten nicht die Pfauenhähne sein.
    Hastig drehte er sich um. Da - etwas Weißes. Jemand folgte ihm.
    »Wer ist da?«, krächzte er, räusperte sich und fügte mit fester Stimme hinzu: »Ich verlange, dass Sie sich zeigen!«
    Einen Augenblick später trat seine Verfolgerin aus dem Schatten.

    »Ivory!«, rief er zugleich erleichtert und verblüfft. »Was machst du denn hier? Du weißt doch, dass du nicht ins Labyrinth gehen darfst.«
    »Bitte, Papa«, sagte das kleine Mädchen. »Nimm mich mit. Davies sagt, hinter dem Labyrinth gibt es einen Garten, wo alle Regenbogen anfangen.«
    Das Bild gefiel ihm. »Mit so was kennt er sich aus?«
    Ivory nickte mit dem kindlichen Ernst, der Nathaniel immer wieder so faszinierte. Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Adeline würde in einer Stunde zurück sein und sehen wollen, wie er mit Lord Haymarkets Porträt vorankam. Ihm blieb keine Zeit, Ivory zum Haus zu bringen und dann noch einmal zurückzukehren. Andererseits konnte man nie wissen, wann sich wieder eine Gelegenheit bot, Eliza unbemerkt aufzusuchen. Er kratzte sich das Ohr und seufzte. »Also gut, meine Kleine, dann komm mit.«
    Sie folgte ihm dicht auf den Fersen und summte beim Gehen ein Lied vor sich hin - »Apfelsinen und Zitronen«. Wusste der Himmel, von wem sie es gelernt hatte. Jedenfalls nicht von Rose, die konnte sich kein einziges Lied merken, und auch nicht von Adeline, die hatte nicht viel für Musik übrig. Wahrscheinlich hatte eins der Dienstmädchen es ihr beigebracht. Da sie kein eigenes Kindermädchen hatte, verbrachte seine Tochter viel Zeit mit den Bediensteten von Blackhurst Manor. Man konnte nur ahnen, was sie da sonst noch alles aufschnappte.
    »Papa?«
    »Ja.«
    »Ich habe mir noch ein Bild ausgedacht, wie du es mir beigebracht hast.«
    »Ach?« Nathaniel schob eine Brombeerranke zur Seite, damit Ivory weitergehen konnte.
    »Es war ein Schiff mit Captain Ahab drauf. Und der Wal ist neben dem Schiff hergeschwommen.«

    »Welche Farbe hatten die Segel?«
    »Weiß natürlich.«
    »Und der Wal?«
    »So grau wie das Metall, aus dem man Kanonen macht.«
    »Und wonach hat es auf deinem Schiff gerochen?«
    »Nach Salz und Schweiß und schmutzigen Stiefeln.«
    Nathaniel hob amüsiert die Brauen. »Das kann ich mir gut vorstellen.« Es war eins ihrer Lieblingsspiele, mit dem sie sich häufig vergnügten, wenn Ivory den Nachmittag bei ihm im Atelier verbrachte. Nathaniel hatte sich über sich selbst gewundert, als er feststellte, wie sehr er die Gesellschaft der Kleinen genoss. Sie brachte ihn dazu, die Dinge anders zu sehen, einfacher, auf eine Weise, die seine Porträts mit neuem Leben füllte. Ihre ständigen Fragen danach, was er gerade tat und warum er es tat, zwangen ihn, Dinge zu erklären, die er längst für selbstverständlich gehalten hatte: dass man zeichnen muss, was man sieht, und nicht das, was man sich vorstellt, dass jedes Bild aus nichts anderem als Strichen und Formen besteht, dass Farbe dazu dient, zu offenbaren und zu verbergen.
    »Warum gehen wir durch das Labyrinth, Papa?«
    »Auf der anderen Seite wohnt jemand, den ich besuchen muss.«
    Ivory überlegte. »Ist es ein Mensch?«
    »Natürlich ist es ein Mensch. Hast du

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