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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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nach altem Käse und modrigem Stoff rochen. Wenn ich den Hals reckte, konnte ich Septio sehen. Er schien benommen zu sein und saß schwankend hinter einem anderen Banditen. Des Schimpfes nicht genug, hatten unsere beiden treulosen Gäule die Gesellschaft der Banditenpferde gesucht und trotteten nun reiterlos am Ende der Kolonne hinterher.
    Unser Haufen folgte einem Pfad durch eine Schlucht hinab und nicht zu den Ruinen des Tempels der Luft, wie ich erwartete. Das bedeutete, dass wir auf den oberen Abschnitt der Gerstenstraße stoßen würden.
    Der Ritt war lange und schmerzhaft. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so bald nach meinem alten Sattel sehnen würde. Schließlich passierten wir eine Reihe von Lagern, die ersten ziemlich trostlos und klein, die nachfolgenden zunehmend gepflegt und voller Menschen.
    Ich konnte auch Donner hören. Ein Gewitter hielt ich für unwahrscheinlich, denn meinem mühseligen Blick nach oben bot sich ein klarer, blauer Himmel mit nur ein paar Dunstwolken da und dort.
    Das Pferd hielt an, und grobe Hände luden mich ab. Ich hatte Glück, nicht mit dem Kopf aufzuschlagen. Ein rothaariger Mann zog mich inmitten weiteren Donnergrollens auf die Füße, während jemand die panisch tänzelnden Pferde wegführte.
    Blitze zuckten aus dem klaren Himmel etwa hundert Meter vor mir auf den Boden herab. Sie schlugen ununterbrochen innerhalb eines Kreises ein, der ein großes Zelt aus Fellen umgab. Nach einem Augenblick erkannte ich sie als Pelze von Leuten der Tanzmistress. Mein Magen hob sich bei dieser Erkenntnis, und ich verstand Septios Reaktion auf meine Art, Gnade mit der Klinge zu geben.
    Es war ein Zaun. Eine Wand aus elektrischem Feuer und betäubendem Schall aus dem Himmel. Der freie Platz erstreckte sich um den Kreis herum in alle Richtungen, da Choybalsans Anhänger Abstand hielten.
    »Wahrhaftig ein Gott«, sagte ich.
    »Sehr gut, für einen Priester«, knurrte mein rothaariger Bandit. Sein Petraeanisch hatte einen Akzent, aber es war der eines Bergbewohners, nicht der eines Ausländers.
    »Man braucht keine besondere Gabe, um ein Wunder wie dieses zu erkennen.« Auch keinen Glauben. Dies war Göttlichkeit für die Ungläubigen. Und eine sehr kostspielige Magie. Kein Wunder, dass die Liliengöttin beunruhigt gewesen war. Konnte ein Titan wieder in die Welt kommen? Oder waren alle göttlichen Geburten so explosiv?
    »Hinein mit dir.« Ich wurde auf den Ring der Blitze zugestoßen. Wegen der Armbrustwunde und den vom langen Ritt schmerzenden Muskeln konnte ich mich kaum auf den Beinen halten. Septio taumelte neben mir.
    »He.« Ich musterte ihn von der Seite.
    Seine Augen blickten ins Leere. Blut sickerte aus seinem Mund.
    Ich versuchte es erneut. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    Septios Lippen bewegten sich, aber heraus kamen nur ein paar rote Blasen.
    Beim Bruch des Rades! Etwas Schlimmes war mit ihm geschehen.
    »Komm mit«, sagte ich. »Zum Zelt. Entweder bringt er uns um oder er lässt uns laufen.«
    Mein armer Freund ächzte, aber er folgte mir.
    Ich versuchte gar nicht, den Blitzen auszuweichen. Wozu auch? Sie gehorchten Choybalsan. Er konnte sie beenden oder nicht, ganz wie es ihm beliebte. Dennoch war der Weg zum Ring sehr ungewöhnlich. Mein Mund begann nach Metall zu schmecken. Die Haare meiner Haut stellten sich auf. Mein Kopf fühlte sich betäubt an, während die Luft von einem seltsamen, dumpfen Laut erfüllt war.
    Wir stolperten in den Kreis, wegen der engen Fußfesseln mehr hüpfend als laufend. Nichts streckte uns nieder, doch der Donner raubte mir das Gehör. Das Zelt stand in der Mitte des Kreises, rund und mit einem schirmartigen Dach.
    Ich stürmte durch die Klappe. Septio war so dicht hinter mir, dass er uns beinahe beide zu Fall brachte.
    Ein großer schwarzer Stein stand in der Mitte des Raumes zwischen zwei Pfählen. Der Stein war übersät mit Blasen und den Spuren von Feuer – ein Stern, der auf die Welt gefallen war. Ich hatte nie selbst einen gesehen, aber eines von Mistress Danaes Büchern beinhaltete eine Abhandlung über die Steine des Himmels und dass die Götter in eisernen Häusern leben müssen. An den Wänden hingen Pferdedecken und ein paar zerrissene Wandteppiche, vermutlich Beutestücke aus einem überfallenen Herrenhaus. Ebenso die Decken und Teppiche auf dem Boden, über die man Binsen gestreut hatte. Ein niedriger Hocker stand vor dem Stein.
    Wir befanden uns allein im Haus des Königs, der ein Gott sein würde. Oder vielleicht des

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