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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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einem bleichen Fleck im Licht der Sterne, denn der Mond war noch nicht aufgegangen. »Ich bin nie selbst in diesem Land unterwegs gewesen. Ich habe es nur auf einer Landkarte gesehen, wie ein Vogel, der über einer Papierwelt schwebt.«
    »Wie auch immer«, sagte Septio, »wir werden entweder auf einige von Choybalsans Männer stoßen oder auf seine Spur.« Ich konnte die gespielte Zuversicht aus seiner Stimme heraushören. »Wir kommen von hinter den Linien zu ihm, zwei unbewaffnete religiöse Wanderer, und bitten um eine Unterredung.«
    »Wollen wir hoffen, dass er sie uns gewährt.«
    Septio sah mich verwundert an. »Wir genießen beide göttlichen Schutz. Du durch eine südliche Macht, die mir fremd ist. Ich bin Schwarzbluts Mann mit Haut und Haar. Wir werden morgen unsere braunen Roben anlegen und als die Brüder des Schwertlosen Heftes auftreten.«
    »Wer sind die?« Irgendetwas gefiel mir an dem Namen.
    »Nur ein Scherz im Grunde.« Die Verlegenheit war nicht zu überhören. »Die Akolythen des Tempeldistrikts nannten sich vor dem Sturz des Herzogs Brüder des Schwertlosen Heftes. Das wurde eine Art Losungswort unter uns.«
    Was würde geschehen, wenn dieser Choybalsan diesen Scherz kannte, dachte ich; aber das war die geringste meiner Befürchtungen.
    Nachdem wir unsere Stiefel ausgezogen hatten, ging Septio voraus in die Felsspalte. Wir mussten dicht beieinander schlafen, einmal, um es warm zu haben in dieser Höhe, und zum anderen, weil nicht viel Platz vorhanden war. Er schien so angespannt zu sein und zuckte zusammen, als ich ihn berührte.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht, aber ich konnte sehen, dass er zitterte. Ich strich mit den Händen über seine Brust, und sein Zittern wurde fast ein Anfall. Ich weiß nicht, was über mich kam – schelmische Neugier oder ein plötzlicher Funke, der aus dem Herzen kam –, aber ich berührte seine Hose und fand ihn so prall, dass die Knöpfe zu bersten drohten.
    »Wir sollten nicht …«, begann er, aber ich schloss ihm die Lippen mit einem Kuss.
    Ich begann, ihn zu streicheln. »Ich bin es nicht gewohnt, mit Männern zu schlafen, aber du hast heute mein Herz erfreut und meinen Gedanken neue Nahrung gegeben.«
    »Wie du auch mir«, flüsterte er heiser, doch sein Verstand war bereits woanders. Bald fanden wir uns beide an diesem Ort ein.
    Mit einem Mann zu schlafen schmerzte nicht so sehr, wie ich gedacht hatte. Das Gefühl, sein Fleisch in mir zu haben, war so ganz anders als die gläsernen, ledernen und metallenen Spielzeuge, und ich verlangte ihm alles ab, bis unsere Kräfte verbraucht waren.
    Schließlich lag ich dicht gedrängt neben Septio. »Du bist mein erster Ju … Mann«, flüsterte ich.
    »Du bist meine erste Frau.« Eine große Verlegenheit war in seiner Stimme. »Das erste Gefäß, das ich füllen durfte. Ich bin in den Tempelriten bisher nur der Empfänger der Saat und nicht der Sämann gewesen.«
    Wir kuschelten uns aneinander, wickelten uns in die Decken und schliefen den Rest der Nacht.
    Ich erwachte wund und klebrig. Ich übersah geflissentlich sein wiedererwachendes Verlangen und zwängte mich aus unserer kleinen Höhle. Ich warf mir eine Decke über und ging zum Bach. Das Wasser war so kalt, dass es schmerzte, aber ich konnte mich waschen.
    Was sollte das denn?, fragte ich mich, aber ich schob den Gedanken beiseite. Im Lilientempel, nach der Trennung von Samma, war das Zusammensein mit den älteren Frauen nie eine Herzenssache gewesen. Stattdessen maß ich dem Ganzen wenig Bedeutung bei. Das Liebesspiel mit Septio war, gelinde gesagt, unbeholfen gewesen, aber solch ein süßes Gefühl hatte ich nicht mehr empfunden, seit Samma und ich einander zum ersten Mal im Schlafraum erforschten.
    »Ich muss ihn nicht von mir stoßen«, erklärte ich den Fischen in ihrem Teich. »Ich muss ihn auch nicht festhalten.« Ich würde den Dingen ihren Lauf lassen.
    Mit der Decke ausgebreitet in Händen, um mich einzuhüllen, drehte ich mich um und sah mich einem halben Dutzend grinsender Männer gegenüber. Drei hielten Armbrüste auf mich gerichtet.
    Es ist sehr schwierig, einen Mann anzugreifen, der eine schussbereite Armbrust hält. Selbst einen Bogenschützen kann man überrumpeln, wenn man Mut und Schnelligkeit aufbringt. Gegen Männer mit Klingen gibt es ein Dutzend verschiedene Angriffsmöglichkeiten. Ein Armbrustschütze hat nur einen Schuss in einem Kampf, aber aus nächster Nähe mag der sehr wohl tödlich sein.
    Als einer der Männer

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