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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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meinen Oberkörper hart nach rechts, um seinen Kopf zwischen den gefesselten Arm und die Seite meines Körpers zu bekommen.
    Ich versuchte es drei Mal, schwitzend und weinend, aber schließlich hatte ich Septios Kopf fest an mich gedrückt. Ich drückte zu und rollte hart nach links. Nicht hart genug, denn er schrie auf,
    Noch einmal.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich und fuhr mit einem solchen Ruck herum, dass ich ihm das Genick brach. Dann hatte ich nicht mehr die Kraft, ihn loszulassen. Ich lag mit seinem Kopf an mich gedrückt und weinte eine lange Zeit.
    Später wurde mir bewusst, dass ich draußen keinen Donner mehr hörte. Das Zelt, das bei unserer Ankunft schon recht düster gewesen war, lag nun im Dunkeln. Mein Ellenbogen war noch immer um Septios Kopf geschlungen. Die Gerüche seines Todes hatten meine Sinne längst ausgehöhlt. Mein Körper war so steif und taub, dass ich zweifelte, ob ich mich überhaupt noch bewegen konnte, falls Federo mich von der Leiche befreite.
    Trauer und Verrat fochten in meinem Kopf, und ich begann, ihnen mit logischen Scharmützeln zu Leibe zu rücken.
    Wenn Federo ein Verräter war, warum sollte er mich dann zurückholen lassen? Er wäre wesentlich sicherer gewesen, wenn ich jenseits des Meeres verschollen geblieben wäre. Ich könnte mich kaum von Kalimpura aus in die Angelegenheiten der Steinküste einmischen.
    Wenn die Tanzmistress wusste, dass Federo der Verräter und Erbe der Magie des alten Herzogs war, warum hatte sie es mir dann nicht gleich gesagt? Vielleicht war sie gegen seinen Willen und in der Hoffnung übers Meer gekommen, durch meine Rückkehr eine Schwachstelle in seinen Plänen zu finden. Ich wusste nicht, wessen Wünsche obsiegt hatten, aber ich glaubte auch nicht, dass sie mich belogen hatte. Sicher war, dass sie mir nicht alles erzählte, aber eine Auslassung war nicht dasselbe wie eine Täuschung.
    Wir hätten nicht so viel Zeit damit verbracht, Copper Downs auf den Kopf zu stellen, wenn die Tanzmistress sicher gewusst hätte, wo der Herd der Fäulnis lag. Außerdem war ich es gewesen, der sie bat, dass wir nicht sofort den Übergangsrat aufsuchten.
    Herauszufinden, wer wen täuschte, war ein nicht leicht zu entwirrender Knoten.
    Welche Gründe mochte irgendjemand sonst gehabt haben, nach mir zu suchen? Dass ich keine Liebe für Copper Downs hegte, musste allen klar gewesen sein, die die Geschichte meines Lebens kannten. Niemand konnte von mir erwarten, dass ich mein Leben für die Stadt riskierte. Sie hätten auch nicht wissen können, dass die Göttin mich entsenden würde.
    Oder dass ich ihr gehorchen würde.
    Da musste ich lachen, und das Lachen ging in Weinen über. Die Trauer schlich sich in meinen Verstand zurück und erwies sich eine Weile als stärker als die Armeen meiner Logik. Der eine kleine Lichtblick war, dass durch die Zuckungen meiner Arme Septios Kopf aus der Umklammerung glitt.
    Ich hätte ihn dann wieder geküsst, doch nicht für alles Geld in König Pythos legendären Gewölben wollte sich mein Körper bewegen. Ich hatte kein Gefühl in meinen Armen, und meine Beine waren wie Holzblöcke voller Ameisen. Nur ein Leichnam hätte noch weniger spüren können.
    Auf meiner anderen Seite konnte ich leichter liegen und noch eine Weile weinen. Schließlich fand ich, dass es genug war. Meine Tränen halfen weder Septio, der Irdisches bereits hinter sich gelassen hatte, noch mir selbst.
    Alles schien damit zusammenzuhängen, was man mir gesagt hatte. Ein Teil der Magie des Herzogs fehlte noch immer. Dass ich sie besitzen könnte, schien sowohl bei der Tanzmistress als auch bei Federo zu einer fixen Idee geworden zu sein. Ich war nicht magisch. Überhaupt nicht.
    Außer es war ähnlich wie mit diesen Splittern der Gnade, die vom Göttlichen ausgegangen waren. Zusammen mit dem Gleichgewicht von Gut und Böse, das meine Seele formte, war jetzt vielleicht auch etwas von der Essenz des Herzogs in mir? Wie konnte das sein? Schließlich handelte es sich um die Magie der Genetten.
    Federo hatte sich in ihre Haut gehüllt und war in ihren Ländern auf Jagd gegangen. Ich schauderte bei diesem Gedanken. Suchte er die fehlende Magie für seine Erhebung zur Gottheit?
    Alle Überlegungen drehten sich um Federo und die Tanzmistress. Sie waren die beiden Beteiligten an der ursprünglichen Verschwörung, die meine Ausbildung durch den Faktor untergraben und mir ein neues Ziel gegeben hatte: die Verschwörung, den einst menschlichen Herzog seiner gestohlenen

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