Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
grellen Licht, gerade als eine Armbrust zusammen mit Arm und Hand gegen den Fels prallte und nicht weit von mir landete.
Ich holte mir die Waffe, entfernte die Hand des einstigen Besitzers und begann, sie wie wild zu spannen. Ich wusste ja, wo ein Bolzen lag.
Als ich wieder aufblickte, lagen vier von ihnen auf dem Boden. Einer kniete und übergab sich. Mein Möchtegernvergewaltiger stapfte mit Mordlust in den Augen auf meinen Felsen zu. Ich entmutigte ihn mit einem Armbrustbolzen. Da ich ungeübt mit dieser Waffe war, verfehlte ich seinen Hals, aber der Schuss in seine Wange schien ihm den Schneid zu nehmen.
»Sie können die verdammten Brände da unten als Totenfeuer haben«, sagte ich und glitt auf dem Bauch zu Septios Versteck hinunter, darauf bedacht, dass mein Hintern dabei mit nichts in Berührung kam. Als ich auf die Füße kam, schnappte ich: »Wir müssen sofort aufbrechen. Lärm und Rauch locken bestimmt alles, was kreucht und fleucht, im Umkreis von mehreren Meilen an.«
»Nichts zu danken, dass ich dir das Leben gerettet habe!«
Ich packte sein Gesicht und küsste ihn. »Nicht jetzt, dummer Kerl.«
Septio musste mir einen Streifen zerrissenen Musselins um die Hüften wickeln, bevor ich meine Leggings und die Reithose anziehen konnte. Meine Brüste schmerzten ein wenig, aber ich band sie mit einem weiteren Stück Musselin so flach es möglich war. Darüber zog ich die Robe, die wir für den Auftritt als Brüder des Schwertlosen Heftes mitgebracht hatten. Die Pferde hatten sich vor dem Feuer und dem Kampflärm aus dem Staub gemacht, deshalb beschränkten wir unser Gepäck auf Wasser, unsere Taschen und mein Messer.
Zwei der Männer waren noch am Leben – der kotzende Mann und einer, der die volle Wucht der Explosion abbekommen hatte. Seine Augenlider waren verbrannt und seine Lippen verkohlt. Ich versetzte ihm den Gnadenstoß, so sanft ich vermochte. Der andere hatte aufgehört, sich zu erbrechen, aber er zitterte am ganzen Körper und wollte nicht reden. Ich gab auch ihm den Gnadenstoß, aber sorgte dafür, dass er es spürte. Ich wischte mein Messer an seiner Jacke ab und ging dann zum Bach hinunter, wo ich es noch einmal im Beisein der kleinen Fische säuberte.
Als ich mich wieder aufrichtete, sah ich, dass mich Septio anstarrte. Sein Gesicht war verhärmt und blass.
»Was?«, schnappte ich.
»Du hast sie getötet.«
»Ja, und? Sie haben dasselbe mit mir versucht.« Er war so ein Idiot. »Außerdem warst du derjenige mit den Bomben in der Tasche. Wofür hattest du sie denn gedacht? Als Festknaller?«
»Nein … ich …« Septios Stimme verstummte. »Bei dir war es so persönlich.«
Ich begann, bergauf zur Passhöhe zu gehen. Die Muskeln meines Hinterns brannten wie Feuer und machten jeden Schritt schwer, aber ich kämpfte mich voran. Hier draußen konnte ich mich wohl kaum auf ein Sofa legen und mir Glühwein kommen lassen, bis alles verheilt war.
Ich rief Septio zu, der in größerem Abstand hinter mir herstapfte: »Der Tod ist immer persönlich. Wie kannst du nur diesen blutrünstigen Gott verehren und das nicht verstehen?« Er beschleunigte seinen Schritt, um aufzuholen. Vermutlich hielt er mich nun für weniger gefährlich. »Die Menschen kommen bereits mit großen Schmerzen zu uns. Sie bitten darum, zu sterben oder angenommen zu werden.«
»Während sich diese Männer hier nur um ihren eigenen Mist kümmerten!«, schnaubte ich. »Ich verstehe.«
Der Eirigenepass lag jenseits des nächsten Tals etwa sechs Meilen vor uns. Abgesehen von den letzten Dunstschwaden bot uns die klare Morgenluft freien Blick auf die Alabasterruinen des Tempels der Luft. Eine große Kuppel war durch das Feuer eingestürzt, und Leichen lagen auf der Treppe davor.
Ein Dutzend berittene Männer schossen zwischen den Felsen direkt unter uns heraus. Sie riefen uns zu, uns auf den Boden zu legen oder zu sterben.
Die Banditen waren wütend über das Schicksal ihrer Kameraden. Nicht wütend genug, uns auf der Stelle zu töten, aber wir bekamen ihre Fäuste und Stiefel zu spüren. Als sie mir die Robe auszogen und die Verkleidung darunter entdeckten, hob eine lautstarke Debatte an.
Es wurde offensichtlich, dass sie nach mir Ausschau gehalten hatten.
Dann wuchs ihr Zorn erneut, als ich mich weigerte, mich rittlings auf eines der Pferde zu setzen. Schließlich lachten sie lauthals über mich, als sie den Grund dafür erkannten.
Sie zogen mir die Stiefel aus und legten mich quer über jemandes Satteltaschen, die
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