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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einem schlechten Zeitpunkt gekommen. Ich habe keinen Termin. Ich dachte nur, vielleicht …“
    „Sieht so aus, als ob ich Zeit hätte.“
    Er wollte, dass sie ganz ins Zimmer kam. Von seiner ersten völlig absurden und noch nie da gewesenen Reaktion abgesehen, handelte es sich schließlich um eine potenzielle Klientin. Und eines war sicher: Keine Frau, die jemals Sam Spades heilige Räume betreten hatte, war perfekter gewesen als diese.
    Sie war blond und schön und verwirrt. Das nasse Haar fiel ihr glatt und fließend über die Schultern. Ihre Augen waren whiskeybraun, ihr Gesicht – obwohl ihm etwas mehr Farbe nicht geschadet hätte – war zart wie das einer Elfe, herzförmig, die Wangenknochen sanft geschwungen und die Lippen voll, ernst und nur dezent geschminkt.
    Sie hatte sich ihr Kostüm und die Schuhe im Regen ruiniert, beides von hoher Qualität. Er erkannte die schlichte Eleganz, die nur in Designerläden zu finden war. Neben der nassen blauen Seide ihres Kostüms wirkte die große Stofftasche, die sie fest mit beiden Händen umklammert hielt, merkwürdig fehl am Platz.
    Eine Jungfrau in Not, überlegte er, und seine Mundwinkel zogen sich kaum merklich nach oben. Genau das, was er jetzt brauchte.
    „Warum kommen Sie nicht herein und schließen die Tür, Miss …?“
    Sie verstärkte den Griff um ihre Tasche. „Sind Sie Privatdetektiv?“
    „So steht es zumindest auf dem Türschild.“ Cade lächelte erneut und stellte dabei skrupellos seine Grübchen zur Schau, während sie nervös auf ihrer Unterlippe kaute. Auf der er am liebsten selbst gekaut hätte, verdammt.
    Diese Reaktion, dachte er mit einiger Erleichterung, sah ihm schon ähnlicher. Pure Lust war ein Gefühl, das er problemlos begreifen konnte.
    „Lassen Sie uns nach nebenan in mein Büro gehen.“ Er betrachtete den Schaden, den er angerichtet hatte – zersplittertes Glas, verstreute Erde und verschütteten Kaffee. „Ich denke, ich bin hier erst mal fertig.“
    „Na gut.“ Sie holte tief Luft, trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich. Dann folgte sie ihm zögernd in das angrenzende Zimmer, in dem sich nicht viel mehr als ein Tisch und ein paar billige Stühle befanden. Nun, sie konnte im Moment nicht wählerisch sein. Geduldig wartete sie, bis er sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt hatte und ihr erneut dieses schnelle, um Vertrauen heischende Lächeln zuwarf.
    „Haben Sie – könnte ich …“ Sie schloss die Augen, versuchte, sich zu sammeln. „Haben Sie irgendeinen Berechtigungsschein, den ich mir ansehen könnte?“
    Nachdem er ihr den Besucherstuhl angeboten hatte, kramte er wortlos seine Lizenz aus der Schublade und reicht sie ihr. Sie trug zwei sehr hübsche Ringe, einen an jeder Hand. Ihre Ohrringe passten zu dem an ihrer Linken, einem schmalen, mit drei Steinen besetzten Goldring. Cade bemerkte es, als sie sich das Haar hinters Ohr strich und das Papier studierte, als wollte sie sich jedes einzelne Wort einprägen.
    „Würden Sie mir verraten, was Sie zu mir führt, Miss …?“
    „Ich glaube …“ Sie reichte ihm die Lizenz zurück und umklammerte erneut die Tasche, die sie jetzt auf ihren Schoß gelegt hatte. „Ich glaube, ich würde Sie gern engagieren.“ Jetzt waren ihre Augen auf sein Gesicht gerichtet, genauso prüfend wie zuvor auf die Lizenz. „Kümmern Sie sich auch um Vermisstenfälle?“
    Wen hast du verloren, Kleines? Er hoffte um ihretwillen und um der hübschen kleinen Fantasie willen, die sich in seinem Kopf formte, dass es sich nicht um einen Ehemann handelte. „Ja, ich nehme auch Vermisstenfälle an.“
    „Und, ähm, der Preis?“
    „Zweihundertfünfzig pro Tag. Plus Ausgaben.“ Als sie nickte, zog er einen Block hervor und schnappte sich einen Kugelschreiber. „Wen wollen Sie finden?“
    Sie nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. „Mich. Sie müssen mich finden.“
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, klopfte er mit dem Kugelschreiber auf den Block. „Wie mir scheint, habe ich das bereits getan. Soll ich Ihnen eine Rechnung ausstellen, oder wollen Sie gleich bar zahlen?“
    „Nein.“ Sie spürte, dass sie kurz davor stand, die Fassung zu verlieren. Sie hatte sich so lange zusammengerissen, aber jetzt wusste sie, dass der Strohhalm, an den sie sich geklammert hatte, seit sie den Boden unter den Füßen verloren hatte, langsam nachgab. „Ich kann mich nicht erinnern. An nichts. Ich weiß nicht …“ Ihre Stimme überschlug sich. Sie ließ die Tasche los und hielt die Hände

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