Der verborgene Stern
Polizei gerufen. Was hätte ich sonst tun sollen? Ich schätze, der Mann kam wieder zu sich und ist abgehauen, bevor die Polizei eintraf. Ich meine, ich hab natürlich keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt, bis die Cops bei mir geklopft haben.“
Cade legte einen Arm um Baileys Taille. „Mrs. Weathers, haben Sie vielleicht einen Schlüssel für Baileys Apartment? Sie hat ihren bei mir vergessen, und wir müssen ein paar Sachen abholen.“
„Oh, so ist das also?“ Mrs. Weathers lächelte verschlagen, fuhr sich mit den Fingern noch einmal durchs Haar und warf Bailey einen bedeutungsschwangeren Blick zu. „Wurde auch höchste Zeit mit Ihnen. So wie Sie sich Abend für Abend in Ihrer Wohnung verschanzen … Nun, wollen wir doch mal sehen. Ich habe gerade Mr. Hollisters Begonien gegossen, daher habe ich alle Schlüssel hier. Bitte sehr.“
„Ich kann mich gar nicht daran erinnern, Ihnen einen Schlüssel gegeben zu haben?“
„Aber natürlich, Liebes. Letztes Jahr, als Sie mit Ihren Freundinnen nach Arizona gefahren sind. Ich habe mir einen nachmachen lassen, nur für den Fall.“ Zufrieden schloss sie Bailey die Tür auf, doch bevor sie neugierig einen Fuß in die Wohnung setzen konnte, schob Cade sie freundlich zur Seite.
„Besten Dank, Mrs. Weathers.“
„Kein Problem. Ich kann mir nicht vorstellen, wo dieses Mädchen hin ist“, murmelte sie, während sie sich den Hals verrenkte, um in die Wohnung zu spähen. „Ich habe der Polizei erzählt, was ich gesehen habe. Oh, wo ich gerade darüber nachdenke … Bailey, Ihren Bruder habe ich auch gesehen.“
„Timothy“, flüsterte sie.
„Ich bin mir nicht sicher, welcher von beiden es war. Die sehen ja aus wie Klone. Er kam vorbei, warten Sie mal …“ Sie klopfte mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn. „Muss Samstagabend gewesen sein. Ich sagte ihm, dass ich Sie nicht gesehen habe, dass Sie vielleicht im Urlaub sind. Er sah ein wenig beunruhigt aus. Er schloss einfach Ihre Tür auf und ließ mich draußen stehen.“
„Mir war nicht klar, dass er auch einen Schlüssel hat“, bemerkte Bailey, dann fiel ihr wieder ein, dass sie ihre Handtasche auf der Flucht zurückgelassen hatte. „Danke, Mrs. Weathers. Falls ich M.J. nicht finde, würden Sie ihr bitte ausrichten, dass ich nach ihr suche?“
„Aber natürlich, Liebes. Nun, wenn Sie …“ Sie runzelte die Stirn, als Cade ihr zum Abschied zuzwinkerte, Bailey in die Wohnung zog und ihr die Tür vor der Nase zuknallte.
Cade erkannte auf den ersten Blick, dass die ordentliche Bailey ihre Wohnung niemals in einem solchen Zustand verlassen hätte. Kissen waren aufgeschlitzt, Schubladen herausgerissen – offenbar hatte es Salvini nicht gereicht, die Wohnung einfach nur zu durchsuchen. Er hatte sie geradezu verwüstet. „Was für ein Amateur“, murrte er.
Bailey schluckte. Ihr Bruder hatte mit demselben Wahnsinn gehandelt, mit derselben rohen Gewalt, mit der er das Messer gepackt und Thomas attackiert hatte. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was Timothy einem Menschen antun konnte. „Ich muss Grace anrufen. M.J. würde als Erstes zu Grace gehen.“
„Hast du eine Ahnung, mit wem M.J. zusammen war?“
„Nein. Ich kenne niemanden, auf den die Beschreibung passt, und ich kenne fast alle ihre Freunde.“ Sie stakste durch das Chaos hindurch zum Telefon, ignorierte das Blinken des Anrufbeantworters und begann zu wählen. „Sie ist nicht da“, murmelte sie kurz darauf, richtete sich auf und sagte: „Grace, wenn du zu Hause bist, nimm ab. Es ist wichtig, bitte! Ich stecke in Schwierigkeiten. Und M.J. auch. Ich weiß nicht, wo sie ist. Ich möchte, dass du zur Polizei gehst und dort das Päckchen abgibst, das ich dir geschickt habe. Und ruf mich sofort an.“
„Gib ihr meine Nummer“, sagte Cade.
„Die weiß ich nicht.“
Er nahm ihr den Hörer aus der Hand, sagte seine Telefonnummer, reichte den Hörer an Bailey zurück.
Es war ein kalkuliertes Risiko, Baileys Aufenthaltsort zu verraten. Der Diamant lag in seinem Safe, und es war wichtig, dass Grace sie erreichen konnte.
„Grace, hör zu. Bleib nicht allein im Haus. Geh zur Polizei. Sprich nicht mit meinem Bruder, egal, was geschieht. Lass ihn nicht rein. Ruf mich an, bitte, ruf mich an.“
„Wo wohnt sie?“
„In Potomac“, antwortete Bailey, als er ihr sanft den Hörer abnahm und auflegte. „Vielleicht ist sie gar nicht da. Sie hat ein Haus in den Bergen, im Westen von Maryland. Dorthin habe ich das Päckchen geschickt. Da gibt es kein
Weitere Kostenlose Bücher