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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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getan hat. Er war sehr stolz auf das Unternehmen, das er sich aufgebaut hatte. Als ich ein Interesse für Edelsteine entwickelte, hat er mich gefördert. Ich habe in den Sommerferien und nach der Schule hier gearbeitet. Dann hat er mich aufs College geschickt. In dieser Zeit starb meine Mutter. Ich war nicht da. Ich war nicht hier, als sie starb.“
    „Schätzchen …“ Er zog sie fest an sich, versuchte, sie zu trösten. „Das tut mir so leid.“
    „Es war ein Unfall, alles geschah sehr schnell. Ein betrunkener Fahrer ist frontal in sie reingerast. Das war’s.“ Wieder überwältigte sie die Trauer. „Charles war am Boden zerstört. Er hat sich nie mehr richtig davon erholt. Er war fünfzehn Jahre älter als sie, und nach ihrem Tod verlor er jeden Lebensmut. Er zog sich von allem zurück und starb kaum ein Jahr später.“
    „Und du warst ganz allein?“
    „Ich hatte meine Brüder.“ Zitternd griff sie nach Cades Händen. „Timothy und Thomas. Charles’ Söhne. Meine Stiefbrüder.“ Sie schluchzte. „Zwillinge.“ Sie zog an seinen Händen. „Ich möchte jetzt gehen. Bitte.“
    „Erzähl mir von deinen Brüdern“, sagte er ruhig. „Sind sie älter als du?“
    „Ich möchte gehen. Ich muss hier raus.“
    „Sie arbeiten hier“, fuhr Cade fort. „Sie haben das Geschäft deines Stiefvaters übernommen. Du hast hier mit ihnen zusammen gearbeitet.“
    „Ja, ja. Sie haben das Geschäft übernommen. Und ich habe hier gearbeitet, nachdem ich das Studium abgeschlossen hatte. Wir sind eine Familie. Sie sind meine Brüder. Sie waren zwanzig, als ihr Vater meine Mutter heiratete. Wir lebten im selben Haus. Wir sind eine Familie.“
    „Einer von ihnen wollte dich umbringen.“
    „Nein!“ Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. „Es war ein Irrtum. Ich habe dir doch gesagt: Wir sind eine Familie. Wir haben zusammengelebt. Unsere Eltern sind tot, und nur wir sind noch übrig. Sie sind manchmal ungeduldig und schroff, aber sie würden mir niemals etwas tun. Und sie würden sich niemals gegenseitig etwas tun. Das könnten sie gar nicht.“
    „Sind ihre Büros auch hier? In diesem Gebäude, auf diesem Stockwerk?“ Sie schüttelte den Kopf, doch ihr Blick flog gehetzt nach links. „Ich möchte, dass du hierbleibst. Rühr dich nicht vom Fleck, Bailey.“
    „Wohin gehst du?“
    „Ich will einen Blick hineinwerfen.“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, sah ihr in die Augen. „Du weißt, dass ich nachsehen muss. Bleib hier.“
    Sie atmete tief ein und schloss die Augen. Sie würde hierbleiben. Es gab nichts, was sie sehen musste. Nichts, was sie wissen musste. Sie kannte ihren Namen, ihre Familie. Reichte das nicht?
    Doch die Szene spielte sich wieder und wieder in ihrem Kopf ab, egal, wie sehr sie sich bemühte, sie zu verdrängen. Sie hatte sich nicht vom Fleck gerührt, als Cade zurück ins Zimmer kam. Sie öffnete die Augen. Und sah es an seinem Blick.
    „Es ist Thomas“, sagte sie tonlos. „Thomas liegt tot in seinem Büro.“
    Es wunderte ihn nicht mehr, dass sie alle Erinnerungen an diesen Vorfall ausgelöscht hatte. Der Angriff war bösartig und brutal gewesen. Ihn überhaupt mit ansehen zu müssen, musste grauenvoll gewesen sein. Aber zu wissen, dass hier der eine Bruder den anderen abschlachtete, war einfach unvorstellbar.
    „Thomas“, wiederholte sie, während ihr die Tränen über die Wangen strömten. „Armer Thomas. Er wollte immer der Beste sein. Und er war es auch. Sie waren nie unfreundlich zu mir. Meistens haben sie mich ignoriert, wie ältere Brüder das nun mal so tun. Es gefiel ihnen nicht, dass Charles mir einen Teil der Firma vererbt hat, aber sie haben es akzeptiert. Und sie haben mich akzeptiert.“ Sie hielt inne, blickte auf ihre Hände hinab. „Wir können nichts mehr für ihn tun, oder?“
    „Nein, Bailey.“ Er nahm sie bei den Händen und zog sie auf die Füße. „Das reicht jetzt. Ich bringe dich hier raus.“
    „Sie hatten vor, die drei Sterne von Mithra zu klauen.“ Sie wollte jetzt nicht aufhören, sie wusste, dass sie es ertragen konnte, und sie wollte nicht länger allein sein mit dem, was in ihren Erinnerungen lauerte. „Wir hatten den Auftrag, die drei Diamanten zu schätzen und ihre Echtheit zu prüfen. Eigentlich hatte ich den Auftrag, denn das fiel in meinen Aufgabenbereich. Ich werde regelmäßig vom Smithsonian angerufen und um solche Dinge gebeten. Die drei Sterne sollten Teil einer Sonderausstellung sein. Sie kommen ursprünglich aus Persien. Sie

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