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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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wollen nicht gleich mit ihren Sorgen zur Polizei gehen. Also beauftragen sie einen Detektiv.«
    Emily zog konzentriert die Augenbrauen zusammen. »Wenn dieser Herr noch einmal kommt, werde ich ihn danach fragen. Dann soll er mir genau erzählen, was ein Detektiv so macht.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich auf die Seite, was Charlotte als Aufforderung nahm, das Zimmer zu verlassen.
    Sie hatte eine Lampe dabei, da die schlecht beleuchtete Wendeltreppe in den Turm nicht ungefährlich war. Vor ihrer Zimmertür spürte sie etwas Glattes unter dem Fuß und bückte sich, wobei sie die Lampe knapp über den Boden hielt.
    Es war ein Blatt, braun, feucht und unscheinbar, und wäre ihr nicht weiter aufgefallen, wenn es irgendwo anders gelegen hätte. An dieser Stelle aber hatte es etwas Bedrohliches, das sie dazu brachte, die Zimmertür rasch zuzuschlagen und von innen abzuschließen.

25
    Beim Frühstück überbrachte Mrs. Evans Charlotte die Nachricht, dass Mr. Ashdown um eine Unterredung mit ihr ersucht habe.
    Charlotte war überrascht; so bald hatte sie nicht damit gerechnet. »Wann und wo soll diese Unterredung denn stattfinden?«
    Mrs. Evans schaute sie mit kaum verhohlener Neugier an. Vermutlich fragte sie sich, was es mit dem Besucher aus London auf sich hatte, der die Gouvernante um ein vertrauliches Gespräch bat.
    »Wilkins ist ins Hotel nach Dorking gefahren, um Mr. Ashdowns Anweisungen einzuholen.«
    Charlotte warf einen Blick zu Emily, die mit großen Augen zugehört hatte. »Wir können nicht noch einen Tag Unterricht ausfallen lassen. Ich werde dir Aufgaben bereitlegen. Wenn du damit fertig bist, kannst du mit Nora spielen oder basteln, bis ich wiederkomme.«
    Das Mädchen wartete, bis die Haushälterin den Raum verlassen hatte. »Fragen Sie ihn auch nach dem Detektiv?«
    Charlotte war kurz irritiert. »Ach so, den aus dem Zeitungsartikel. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, will ich das gern tun.«
    Emily schaute sie neugierig an, während sie ihre Toastscheibe in den Händen drehte. Als sie Charlottes strafenden Blick bemerkte, legte sie das Brot rasch auf den Teller.
    »Worüber will er wohl mit Ihnen reden? Wenn er über diese Gegend schreibt, sollte er doch eher jemanden fragen, der schon lange hier wohnt, oder? Er könnte mich fragen.«
    Charlotte lächelte. »Das wird er sicher noch tun. Ich werde ihm ausrichten, dass du ein wandelndes Lexikon für die Sehenswürdigkeiten von Surrey bist.«
    Emily strahlte. »Vielen Dank, Fräulein Pauly. Ich habe Ihnen ja schon einiges beigebracht.« Es klang nicht altklug, weil sie es in einem liebenswürdigen Ton sagte.
    Ein kleiner Raum im Hotel, dessen Tür aus Gründen des Anstands einen Spaltbreit offen blieb. Ein Kamin, in dem ein wärmendes Feuer brannte, einige Sessel, ein Beistelltisch mit einer Kaffeekanne und zwei Tassen. Mr. Ashdown erhob sich, als Charlotte eintrat, gab ihr die Hand und nahm ihr den Mantel ab, den er über einen Sessel legte.
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?« Er schaute sie fragend an, die Hand zur Kanne ausgestreckt.
    »Sehr gern, danke.«
    Mr. Ashdown hatte ihr durch Wilkins übermitteln lassen, dass er sich am liebsten um zwei Uhr mit ihr im Star and Garter Hotel treffen würde. Den Morgen hatte Charlotte genutzt, um ihre Aufzeichnungen zusammenzufassen und die wichtigsten Punkte ins Englische zu übersetzen, während Emily schriftliche Aufgaben löste. Charlotte beschrieb in Kürze alles, was sie in den vergangenen Tagen und Wochen mit Emily erlebt und über die Familie erfahren hatte. Sie ließ weder die Begegnung mit Tilly Burke noch das zufällige Zusammentreffen mit dem Wildhüter aus. Danach aß sie mit Emily zu Mittag und ließ sich anschließend von Wilkins ins Hotel fahren.
    Als sie im Sessel Platz nahm und Mr. Ashdown ihr die Kaffeetasse reichte, verspürte sie eine leise Erregung. Das Spiel beginnt, dachte sie und lächelte, um den albernen Gedanken zu vertreiben.
    »Wie ich sehe, hat meine Bitte, Ihren Nachmittag für mich zu opfern, Ihre gute Laune nicht vertreiben können«, sagte er und setzte sich ihr gegenüber. »Ich hielt es für besser, wenn wir dieses Gespräch sozusagen auf neutralem Boden führen.«
    »Es ist kein Opfer, wenn es um Emily geht«, sagte Charlotte.
    Er trank von seinem Kaffee und schaute sie aus eindringlichen dunklen Augen über den Rand der Tasse hinweg an. »Sie haben das Mädchen gern.«
    »Wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber sie ist mir ans Herz gewachsen.«
    »Das ist bei

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