Der verbotene Garten
heimgesucht, gequält, verhext und ihm so groÃes Leid angetan zu haben. Hiermit wird bekanntgegeben, dass wir, die wir uns auf dem Grund und Boden von Mr. Thomas Rudd in Gegenwart des Gesetzes versammelten, Miss Abigail Fish für schuldig befinden. Wir empfehlen daher, der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Das Mädchen ist zur Sühne für seine Verbrechen zu hängen.«
Die Rede ging um, der Baum habe sich der Seele des Mädchens angenommen, da ihr das Himmelreich verwehrt blieb. Immer mehr Menschen kamen nun, zunächst heimlich, dann in aller Offenheit, um sie zu Rate zu ziehen. Einige banden sogar Wünsche an die Zweige. Menschen jeglichen Alters, Glaubens, gesellschaftlichen Standes und jeder Rasse kamen mit dem gleichen Satze von dem Baum â dass er sprechen könne. Ihm wohne ein Zauber inne, man müsse nur lauschen.
Beinah ein halbes Jahrzehnt ist nun vergangen, seit ein wütender Februarsturm und ein unglücklich ausgebrochener Wagen dem Baum zum Verhängnis wurden. Im Sommer noch hatte er Früchte getragen und seine schweren, vollen Ãste geneigt â obwohl sein erster Herzschlag, wie bei allem dieser Stadt, an einem anderen Ort stattgefunden hatte und er so viele Male neue Wurzeln schlagen musste. Peter Stuyvesants geliebter Baum, eine Gottheit Gothams, war über das Meer verbracht und neu verpflanzt worden, auf dass ein Teil der Niederlande überleben würde, auch falls Neu Amsterdam verlorenginge. Zweihundertzwanzig Jahre wuchs er unbeirrt, gedieh vom schützenden Laubdach an einem gewundenen Pfad zu einer beliebten Wegmarke unserer Zeit â und nun ist er Erinnerung. Heute verbleibt er uns nur noch als Motiv von Künstlerhand und Fotografen, auf deren Bildern seine Zweige immer noch die Apothekenfront verschatten â Fortschritt und Tradition, Seite an Seite.
Es heiÃt, der Baum kannte jedes Geheimnis dieser Stadt. Es gibt wohl keine GroÃmutter in New York, die nicht irgendwann in ihren Töpfen, in Kohl und Erinnerungen gerührt und dabei seine Wundermacht bezeugt hätte. An dem Tag, als der Baum fiel, wurde ein Refrain geboren: »Lasst es alle wissen, dieses war der Tag, als Old New York auf immer unterging.«
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AN DIE JUNGE LADY
im blauen Kleid in der StraÃenbahn Third Avenue.
Sie haben mir letzten Dienstag »Kontaktanzeige«
zugeflüstert. Möchten Sie sich zu
vergnüglicher Konversation verabreden?
Es war vierzehn Uhr, als Sie in der Nähe Houston
Street die Bahn bestiegen haben â ich bin
kurz vor der Tenth Street ausgestiegen.
Ich bin ein abenteuerlustiger Kerl und suche die
Bekanntschaft einer unkonventionellen jungen Lady.
Wenn Sie besagte Lady sind, schreiben Sie bitte an:
Mr. E.M.V., Box 473, Herald Office.
Um einen Irrtum auszuschlieÃen,
erwähnen Sie bitte einige Details.
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XVII
E ins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun . Ich markierte jeden Tag, den ich bisher hier verbracht hatte, am Rand der Zeitschrift, in der ich auch mein Inventar vermerkte. Es war gerade wieder angewachsen, um ein Kostüm, auf dessen Annahme Miss Everett bestanden hatte. Ein seidener StraÃenanzug, mit passendem Hut, Handschuhen und Stiefeln . Die Kleider, die sie mir während der ersten Tage im Haus gegeben hatte, waren hübsch, doch dieser Anzug, in der gleichen Farbe wie der Flieder, der im Frühling an Miss Keteltasâ Zaun erblühte, war weitaus schöner.
Das Kostüm bekam ich gemeinsam mit einigen Stunden Nachmittagsunterricht. Die Lektion brachte mir bei, mich in so etwas zu bewegen. Missouri Mills gab die Lehrerin und führte mich zum Salon, in einem Kostüm, das noch viel raffinierter war, und mit einem Sonnenschirm aus Spitze an der Schulter. »Heb das Kinn, achte auf den Saum«, wies sie mich an, Tonfall und Gestik ganz vom Südstaatenrhythmus durchdrungen.
Mit ihren leuchtend roten Locken und strahlend grünen Augen bot sie gemeinsam mit Rose und Emily den perfekten Dreiklang. Missouri war die üppige Schönheit zwischen der dunklen Rose Duval und der blonden Emily Sutherland. Miss Everett hatte alles an ihr gemocht, auÃer
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