Der verbotene Kuss
Manuskript unter andere hinter ihr liegende Papiere und setzte ein süßliches Lächeln auf. „Guten Tag, Lord St. Clair. Bitte, sehen Sie mir die Überraschung nach. Ich glaube, wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden.“
„Nein, Madam.“ Er griff hinter sich und zog die Tür zu, ein Verhalten, das Felicitys Unbehagen noch vergrößerte. Dann schaute er sie mit verengten Augen an. „Aber ich weiß dennoch, wer Sie sind.“ Das hatte er in einem Ton geäußert, als sei er erstaunt, das herausgefunden zu haben. „Ich habe Sie bei einigen Bällen gesehen. Sie sind Miss Felicity Taylor. Ihr Vater Algernon war Architekt.“
„Ganz recht.“ Du lieber Himmel, war das seltsam! Lord St. Clair war zu Besuch gekommen, hatte jedoch erst jetzt begriffen, wen er vor sich hatte?
„Es tat mir Leid zu hören, dass Ihr Vater im vergangenen Jahr verstorben ist.“ Seine Bemerkung hatte gebührend mitfühlend geklungen, doch seine Miene war noch immer unergründlich. „Ich kenne Worthing Manor und Somerset House, die er erbaut hat. Er war sehr talentiert.“
„Ja, das war er.“ Plötzlich hatte Felicity einen Kloß im Hals. Der Vater war begabt und dumm gewesen. Durch sein Talent war er mit hoch stehenden Leuten zusammengekommen. Seine Dummheit und sein unbeherrschtes Wesen hatten ihn daran gehindert zu erkennen, wie gefährlich es war, über die eigenen Verhältnisse zu leben. Er war so unbekümmert gestorben, wie er gelebt hatte. Felicity machte sich über ihn keine Illusionen, auch nicht über die Leute, mit denen er verkehrt hatte. „Vielen Dank für Ihr Beileid, Sir. Doch nun müssen Sie mich entschuldigen. Ich bin sehr beschäftigt, und . ..“
„Wie ich feststelle, war Ihr Vater nicht das einzige begabte Mitglied Ihrer Familie“, fuhr der Viscount fort, als hätte Felicity nichts geäußert, und wies auf den mit Schriftstücken übersäten Schreibtisch. „Sie können offensichtlich sehr gut mit der Feder umgehen, Lord X.“
Felicity fühlte das Blut aus dem Gesicht weichen. Der Viscount wusste Bescheid!
Oder vielleicht glaubte er auch nur, Bescheid zu wissen. Sie musste vorsichtig vorgehen. „Meinen Sie diesen schrecklichen Mann, der für die Zeitung schreibt? Sie glauben doch nicht, dass ich irgendetwas mit ihm zu tun habe!“
Wie eine anrückende Armee näherte der Viscount sich Felicity. „Halten Sie mich nicht für einen Dummkopf, Miss Taylor, nur weil Sie denken, Sie würden meine Geheimnisse kennen. “
Sie spürte ihre Aufregung wachsen und wich zurück, wurde jedoch von dem leider hinter ihr stehenden, sehr massiven Schreibtisch aufgehalten. „Nur ein Trottel würde mich für Lord X halten. Derjenige, der Ihnen diesen Hinweis gegeben hat, war sehr schlecht informiert.“
Lord St. Clair blieb kurz vor ihr stehen, unschicklich nah, und sie bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Sie wünschte sich, ihn in seine Schranken weisen und ihm sein selbstgefälliges Lächeln austreiben zu können. Sie reichte ihm jedoch nur knapp bis zum Kinn, so dass sie ihn nicht von oben herab anschauen konnte, ohne lächerlich zu wirken.
„Niemand hat mir diese Information gegeben“, erwiderte er. „Ich habe eigene Nachforschungen angestellt. So habe ich Mr. Winston, Mr. Pilkingtons Angestellten, gefunden und bin ihm bis hierher gefolgt. Dann habe ich ihn fortgeschickt und seine Stelle eingenommen.“ Seine Lordschaft beugte sich an Felicity vorbei und suchte unter den auf dem Schreibtisch liegenden Papieren. „Ihre Haushälterin war so freundlich, mich heraufkommen zu lassen, um den Artikel abzuholen. “ Plötzlich hörte er zu suchen auf, und ein boshaftes Lächeln zuckte um seine Lippen. Er hielt ein Stück Papier hoch und sagte: „Dieses Manuskript!“
Es hatte wohl keinen Sinn, noch länger zu leugnen. Felicity reckte den Kopf und starrte Seine Lordschaft an. „Also gut, Sie haben mein Geheimnis entdeckt.“
„Ja, das habe ich.“
Lord St. Clairs Blick traf ihren, und der Ausdruck in seinen Augen war noch unergründlicher als zuvor. Sie wirkten geheimnisvoll wie die Nacht und ebenso verführerisch.
Felicity riss den Blick von ihnen los und richtete ihn auf eine Stelle hinter der kräftigen Schulter des Viscounts. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum Sie sich all die Mühe gemacht haben, mich aufzuspüren.“
Lord St. Clair warf das Manuskript auf den Schreibtisch, rückte jedoch nicht von Miss Taylor ab. „Das habe ich getan, weil Sie in der vergangenen Woche in Ihrem Artikel
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