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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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damit?“
    „Haben Sie das denn nicht gehört? In London hat heute Morgen jeder darüber geredet. Jedenfalls hat meine Schwägerin Emily das erzählt. Sie und mein Bruder Jordan leben hier ganz in der Nähe. Sie sind heute Morgen aus der Stadt eingetroffen und auf dem Heimweg bei uns gewesen. Ich habe mich unter vier Augen mit Emily unterhalten, und dabei hat sie mir eine höchst erstaunliche Neuigkeit verraten.“ Sara beugte sich vor und fügte in verschwörerischem Ton hinzu: „Ihren Worten zufolge . . .“

6. KAPITEL
    Hüten Sie sich, meine Freunde, vor den Fallen, die romantische Gefühle mit sich bringen können - Eitelkeit, Unbeherrschtheit und die Arroganz zu glauben, dass das Ziel Ihrer Zuneigung Ihre Gefühle unbedingt erwidern muss. Nichts ist so tragisch wie eine Frau oder ein Mann, die ein freundliches Lächeln für ein Zeichen echten Interesses halten.
    Lord X in der Evening Gazette vom 9. Dezember 1820
    Ian ließ den Kennerblick durch den überfüllten Ballsaal schweifen. Wie leid er diese verdammt sinnlose Suche nach einer Gattin war! Nur eins hielt ihn noch bei der Stange - die Erkenntnis, dass er, wenn er mit der Suche aufhörte, das Erbe seines Vaters einem Mann überließ, der das Wesen einer Schlange hatte.
    Als ihm nach dem Tod seines Vaters zum ersten Mal die Testamentsbedingungen zu Ohren gekommen waren, hatte er viel kostbare Zeit darauf vergeudet, den Letzten Willen anzufechten. Sein Vater hatte ein abscheuliches Testament verfasst. Schließlich hatte er zu seinem großen Ärger begreifen müssen, dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
    Wütend hatte er sich widerstrebend auf die Suche nach einer Frau gemacht, die ihm den Erben gebären konnte, den er brauchte, um die Testamentsbedingungen zu erfüllen. Zu seiner Überraschung hatte er festgestellt, dass er auf Grund der absurden Gerüchte eine sehr gute Partie war. Zu viele Leute hatten boshafte Spekulationen über seine abrupte Abreise aus England angestellt. Zu viele andere hatten getuschelt, er habe für die Franzosen spioniert.
    Es war unmöglich, so viele seit langem im Umlauf befindlichen Gerüchte aus der Welt zu schaffen, erst recht, da er nicht beabsichtigte, darüber zu reden, was er in all den Jahren gemacht hatte. Außerdem konnte eine Diskussion über seine Aktivitäten auf dem Kontinent zu Gerede darüber führen, warum er aus England geflohen war, und das war inakzeptabel.
    Zwei Damen seiner Wahl waren mit anderen Männern auf und davon gegangen. Zwei weitere, denen er Heiratsanträge gemacht hatte, hatten ihn nicht erhört, nachdem sein verdammter Onkel bei ihren Eltern gewesen war.
    Zweifellos hatte Onkel Edgar geglaubt, Ian würde nichts von den feigen Versuchen hören, seine Suche nach einer Gattin zu unterminieren. Aber Onkel Edgar wusste nicht, wie sehr sein Neffe sich in den letzten Jahren verändert hatte. Ian war nicht mehr der neunzehnjährige Hitzkopf, der auf Grund seines Stolzes und seiner Starrsinnigkeit weggelaufen war. Diesmal würde er sich behaupten und kämpfen. Er würde nicht zulassen, dass sein elender Onkel Chesterley so ruinierte wie das eigene Landgut. Falls er nicht rechtzeitig eine Gattin fand, würde Ian die Wahrheit über seinen Onkel öffentlich machen, selbst wenn das bedeutete, sich selbst zu vernichten. Er würde sich dem Untergang preisgeben, falls das notwendig sein sollte, um auch Onkel Edgar in die Hölle zu schicken.
    Sein Blick fiel auf eine lachende Frau. Miss Taylor. Sie unterhielt sich mit den berüchtigsten Klatschmäulern. Lady Brumley. Lord Jameson. Die Schwestern March.
    Miss Taylor war die einzige der Damen, die Stil und Geschmack hatte. Das überraschte Ian, da sie bei der ersten Begegnung so unordentlich ausgesehen hatte. Ihre Figur, um die jede Kurtisane sie beneiden würde, kam in dem eleganten Kleid besonders gut zur Geltung.
    Verdammt! Schon wieder gelüstete es ihn nach ihr. Das war dumm und gefährlich. Er dachte daran, dass die Hälfte seiner Schüsse nach dem Mittagessen daneben gegangen war, weil er an so unsinnige Dinge wie das strahlende Lächeln gedacht hatte, von dem Miss Taylors Gesicht erhellt worden war, als Sara den Entwurf ihres Vaters gepriesen hatte. Und auch der verschmitzte Ausdruck, der in ihren Augen gewesen war, als sie vorgegeben hatte, den von ihr über ihn geschriebenen Klatsch nicht zu kennen, hatte ihn abgelenkt.
    Zur Hölle mit ihr, weil sie ihm nicht aus dem Sinn ging. Wieso empfand er dieses verdammte Gefühl des Hingezogenseins zu ihr?

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