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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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mich nicht“, erwiderte Felicity und warf Lord St. Clair einen bedeutungsvollen Blick zu. „Im Gegensatz zu Schönfärberei.“
    Der Viscount hob sein Weinglas, und ein schwaches Lächeln erschien um seine Lippen. „Ah! Dann nehme ich an, dass Sie sich nie an dem weiblichen Vergnügen beteiligen, das man Klatsch nennt.“
    Ehe Felicity etwas erwidern konnte, sagte Sara: „Wie alle Männer findest du das, was Frauen reden, verdächtig, und ich räume ein, dass ihr Gerede manchmal boshaft ist. Aber selbst Klatsch kann nützlich sein. Dadurch können unangenehme Zeitgenossen gezwungen werden, bei der Ausübung ihrer Laster diskreter vorzugehen und sich so öffentlicher Missbilligung zu entziehen. Das hindert sie daran, unsere Jugend ungebührlich zu beeinflussen, nicht wahr?“
    Nie zuvor hatte Felicity ein eloquenteres Eintreten für ihren Berufsstand gehört. Sofort fügte sie in Gedanken der wachsenden Liste der Vorzüge Ihrer Ladyschaft „Vernunft“ und „Intelligenz“ hinzu.
    Lord St. Clair richtete seinen sie beunruhigenden Blick auf sie. „Und was ist, wenn der Klatsch nicht stimmt?“
    Sie lächelte süffisant. „Klatsch trifft öfter zu, als man denkt. Haben Sie nie die Redewendung gehört: ,Wo Rauch ist, ist auch Feuer?“ Lord St. Clair hatte fürwahr wie ein Schornstein geraucht!
    „Ja, aber wer hat das Feuer gemacht?“ Der Viscount trank einen großen Schluck Burgunder. „Wenn Sie in meinem Haus einen Brand legen und dann den Rauch melden, beweist das doch nur, dass Sie ein Feuer machen können, das rauchen kann. Aber dadurch ist nicht bewiesen, dass ich einen Hang zur Brandstiftung habe.“
    „Ich habe in Ihrem . . .“ Felicity hielt inne, als ihr auffiel, dass man sie anstarrte. „Wir Frauen legen keine Brände, Lord St. Clair. Männer machen so viele Feuer, dass wir Mühe haben, uns dem Rauch zu entziehen, um nicht zu ersticken.“ „Wir reden noch immer über Klatsch, nicht wahr?“ warf Gideon trocken ein. „Durch das ganze Gerede über Feuer habe ich den Faden verloren.“
    Sara warf ihrem Gatten einen wütenden Blick zu. „Nur, weil Männer alles so wörtlich nehmen! Alles ist schwarz oder weiß. Klatsch ist schlecht, die Wahrheit gut. Aber manchmal ist Klatsch gut und die Wahrheit ein ausgesprochen scheußlicher Dämpfer für die Eitelkeit.“ Als Ian etwas einwerfen wollte, fuhr Sara rasch fort: „Außerdem beklagt Ian sich nur über Klatsch, weil in der Evening Gazette über ihn geschrieben wurde.“
    „Wirklich?“ Felicity empfand eine Aufwallung von Boshaftigkeit. „Ich entsinne mich nicht, etwas über ihn in der Zeitung gelesen zu haben. Bitte, erzählen Sie mir, was man über ihn geschrieben hat.“
    „Es betraf seine neueste Mätresse.“ Saras Blick war belustigt. „Wie viele Geliebte hattest du schon, seit du vom Kontinent zurückgekehrt bist? Fünfzehn? Zwanzig? Und alle nach Kaiserin Josephine und deinen Spanierinnen! Falls man dem Klatsch glauben kann, verbringst du jede Minute in einem anderen Bett.“
    „Die langweiligen und ausgesprochen falschen Gerüchte reichen mir jetzt“, äußerte Lord St. Clair verärgert. „Außerdem haben wir über Mr. Taylors Gestaltung des Hauses diskutiert. Erzähl mir, Sara, ob die Rundtreppe beim hinteren Salon deine oder seine Idee war.“
    Mit wenigen Worten hatte der Viscount derart mühelos und wirkungsvoll das Thema gewechselt, dass er Felicity unwillkürlich Bewunderung abnötigte. Er hatte es geschafft, das Thema anzuschneiden, das sie garantiert ablenken musste.
    Nicht gewillt, ihn gewinnen zu lassen, konnte sie doch nicht widerstehen, Lady Worthing zuzuhören, als diese die Geschichte des Hausbaus erzählte. Bald stellte sie Fragen und versuchte, etwas über die letzten Wochen im Leben ihres Vaters herauszubekommen. Einige Male ertappte sie den Viscount dabei, dass er sie aufmerksam betrachtete, und unwillkürlich fragte sie sich, ob sie sich mit Senf bekleckert habe. Sie wollte ihm jedoch nicht die Genugtuung geben zu sehen, dass sie auf seinen Blick reagierte. Folglich ignorierte sie ihn.
    Nach dem Essen begaben die Herren sich wieder auf die Jagd. Felicity entspannte sich in dem Moment, da sie den Viscount mit seinen Begleitern den Raum verlassen sah. Wenn sie ihm doch in den nächsten Tagen ganz aus dem Weg gehen könnte!
    Lady Dryden beschloss, zum Haupthaus zu gehen, um ein
    Nickerchen zu machen. Sara forderte Felicity auf, bei ihr zu bleiben und Tee mit ihr zu trinken. Innerhalb von Minuten hatten die

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