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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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den Boden des Schuppens, wobei er einen langen Blick auf das Kätzchen warf, das noch immer an der mütterlichen Zitze hing.
    »Sie wird doch wohl nicht explodieren? Zu viel trinken?«
    »Nein«, sagte der Arzt.
    Lucio schüttelte den Kopf, füllte die Gläser, stieß auf die Gesundheit der Kleinen an.
    »Der Doktor wusste, was mit deinem Arm los ist«, sagte Adamsberg.
    »Ist doch klar«, meinte Lucio. »Einen Spinnenbiss, den kratzt man bis in die Tiefen der Seele.«

12
     
    »Der Typ«, sagte Lucio, »mag ein As sein, aber ich hätte es nicht gern, wenn er an meinem Kopf herumfummelte. Der kriegt es fertig und bringt mir wieder das Saugen bei.«
    Was genau er in diesem Augenblick tat, wie Adamsberg feststellte, denn Lucio nuckelte am Rand seines Glases mit kleinen saugenden Geräuschen. Lucio trank weit lieber aus der Flasche. Die Gläser hatte er nur herausgeholt, weil ein Fremder dabei war. Der Arzt war vor einer guten Stunde gegangen, sie saßen noch unter dem Vordach, tranken die Flasche zu Ende und wachten über die schlafende Brut. Lucio war der Meinung, der Wein müsste ausgetrunken werden, weil er sonst sauer würde. Vollenden, oder gar nichts erst anfangen.
    »Ich möchte auch nicht, dass er mir zu nahe kommt«, sagte Adamsberg. »Er hat nur seinen Finger dahin gelegt«, er zeigte auf die Stelle im Nacken, »und schon sah es so aus, als ob es da ein Problem gibt, interessanter Fall‹, hat er gemeint.«
    »Was im Medizinerjargon so viel heißt wie, dass da was nicht in Ordnung ist.«
    »Ja.«
    »Solange du mit dem Problem einverstanden bist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Lucio, stell dir einen Augenblick vor, du wärst Émile.«
    »Okay«, sagte Lucio, der noch nie etwas von Émile gehört hatte.
    »Schlägertyp, sehr impulsiv, dreiundfünfzig Jahre alt, clever, aber auch ein Spinner, wird von einem alten Sonderling gerettet, der ihn als Mädchen für alles in seinem Haus anstellt, einschließlich ausgedehnter Partien Morpion abends am Kamin, mit zwei Gläsern Guignolet.«
    »Abgelehnt«, sagte Lucio. »Guignolet finde ich zum Kotzen.«
    »Nimm doch nur mal an, du bist Émile und der Alte schenkt dir einen Guignolet ein.«
    »Na gut, angenommen«, sagte Lucio verdrossen.
    »Vergiss diesen Guignolet. Es kann auch irgendwas anderes sein, das hat keine große Bedeutung.«
    »Einverstanden.«
    »Nimm an, dass deine alte Mutter in einem Hospiz lebt und dein Hund auf einen Bauerhof gegeben wurde, in Anbetracht deiner elf Jahre Abwesenheit, die du scheibchenweise hinter Gittern verbringst, nimm weiterhin an, dass du dich jeden Samstag in deinen Lieferwagen setzt, um deine Mutter abzuholen und mit ihr essen zu gehen und danach den Hund zu besuchen, mit Fleisch als Mitbringsel.«
    »Sekunde. Den Lieferwagen habe ich nicht vor Augen.«
    Lucio goss die beiden letzten Gläser ein.
    »Er ist blau, mit abgerundeten Kanten, der Lack ist schon ausgeblichen, das Rückfenster durch eine verrostete Leiter auf der Ladefläche verstellt.«
    »Alles klar.«
    »Stell dir vor, du wartest draußen vor dem Hof auf den Hund, er springt über den Zaun, er frisst bei dir, und du verbringst einen Teil der Nacht mit dem Köter dort auf der Ladefläche, bevor du um vier Uhr morgens wieder wegfährst.«
    »Sekunde. Den Hund habe ich nicht vor Augen.«
    »Und die Mutter? Hast du die vor Augen?«
    »Absolut.«
    »Der Hund ist ein Langhaarköter, schmutziges Weiß mit ein paar Flecken, Hängeohren, eine kleine Wollkugel, ein Bastard mit großen Augen.«
    »Ich sehe ihn.«
    »Nimm an, der alte Kauz ist ermordet worden und hat dich in seinem Testament bedacht, zu Ungunsten seines Sohnes. Du bist auf einmal reich. Nimm an, die Bullen verdächtigen dich und wollen dich einlochen.«
    »Das braucht man nicht anzunehmen. Die wollen mich einlochen.«
    »Ja. Nimm an, du trittst einem der Bullen mit aller Wucht in die Eier und brichst einem anderen eine Rippe und haust ab.«
    »Mache ich.«
    »Wie verhältst du dich dann gegenüber deiner Mutter?«
    Lucio nuckelte am Rand seines Glases.
    »Ich kann nicht zu ihr, die Bullen überwachen das Hospiz. Also schicke ich ihr einen Brief, damit sie sich keine Sorgen macht.«
    »Was machst du mit dem Hund?«
    »Wissen die, wo er untergebracht ist?«
    »Nein.«
    »Dann gehe ich zu ihm, um mit ihm zu reden, um ihn zu beruhigen, kann ja sein, dass ich für eine Weile verschwinden muss, ich sage ihm, dass er sich nicht aufregen soll, dass ich wiederkomme.«
    »Wann?«
    »Wann ich

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