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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Arrangement zu verändern. Adamsberg tippte Voisenet auf die Schulter und löste die Sperre.
    »Gehen wir nach draußen«, sagte er zu Josselin. »Der Fußboden darf nicht kontaminiert werden.«
    »Verstehe, verstehe. Wie Sie mir auch nichts weiter sagen können, nicht wahr?«
    »Ich kann Ihnen sagen, was auch die Nachbarn wissen. Es ist in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag passiert, man hat die Leiche gestern Morgen gefunden. Sein Gärtner hatte Alarm geschlagen, er kam um fünf Uhr früh nach Hause.«
    »Wieso Alarm? Hat er geschrien?«
    »Der Gärtner sagt, Vaudel habe nachts immer die Lichter brennen lassen. Als er nach Hause kam, war nirgendwo Licht, und dabei hatte sein Herr doch panische Angst vor der Dunkelheit.«
    »Ich weiß. Das reichte in die Kindheit zurück.«
    »Waren Sie sein Arzt oder sein Psychiater?«
    »Sein Hausarzt wie auch sein Osteopath, mit besonderem Interesse für psychosomatische Phänomene.«
    »Gut«, sagte Adamsberg vage. »Erzählte er Ihnen von sich?«
    »Mitnichten, vor der Psychiatrie graute ihm. Doch was ich an seinen Knochen spürte, hat mir viel darüber gesagt. Ich hing, unter medizinischem Aspekt betrachtet, sehr an ihm. Vaudel war ein außergewöhnlicher Kasus.«
    Der Doktor schwieg nachdrücklich.
    »Verstehe«, sagte Adamsberg. »Sie werden mir nicht mehr sagen, solange ich nicht mehr sage. Das Berufsgeheimnis steht uns da wohl beiderseits im Weg.«
    »Genau so ist es.«
    »Sie werden begreifen, dass ich wissen muss, was Sie in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag, zwischen elf Uhr abends und fünf Uhr morgens, gemacht haben.«
    »Sie kränken mich durchaus nicht, es leuchtet mir vollkommen ein. Wenn man davon ausgeht, dass die Leute um diese Zeit schlafen und ich weder Frau noch Kinder habe, was soll ich Ihnen darauf antworten? Nachts liege ich im Bett, es sei denn, ich werde dringend gerufen. Sie kennen das.«
    Der Doktor zögerte, holte seinen Terminkalender aus der Brusttasche, zog seine Jacke wieder zurecht.
    »Francisco«, sagte er, »der Hausmeister unseres Gebäudes – er ist gelähmt, ich behandle ihn gratis –, rief mich gegen ein Uhr morgens an. Er war zwischen seinen Rollstuhl und sein Bett gefallen, das Schienbein war abgespreizt. Ich habe dem guten Mann das Bein wieder gerichtet und ihn zu Bett gebracht. Zwei Stunden später rief er wieder an, das Knie war angeschwollen. Ich habe ihn zur Untersuchung geschickt und am Morgen dann noch einmal bei ihm vorbeigeschaut.«
    »Danke, Doktor. Kennen Sie den Hausangestellten Émile?«
    »Den Morpion-Spieler? Faszinierend. Er ist auch mein Patient. Sehr störrisch, aber Vaudel interessierte sich für den Mann und befahl ihm, die Termine mit mir wahrzunehmen. Ich habe seine Gewaltbereitschaft in den letzten drei Jahren erheblich reduzieren können.«
    »Das hat er gesagt. Er schreibt diese Verbesserung dem Alter zu.«
    »Von wegen«, meinte der Arzt amüsiert, und Adamsberg sah die Schläue, die Heiterkeit, die Ungezwungenheit in seinem Gesicht, die er hinter der verächtlichen Pose bereits vermutet hatte. »Das Alter verstärkt Neurosen für gewöhnlich. Doch ich behandle Émile, und so nach und nach erreiche ich die blockierten Zonen, lockere sie auf, auch wenn der listige Fuchs die Türen hinter mir zuschlägt. Aber ich kriege ihn schon noch. Seine Mutter schlug ihn, als er klein war, was er allerdings nie zugeben wird. Er liebt sie abgöttisch.«
    »Woher wissen Sie es dann?«
    »Von da«, sagte der Arzt und legte Adamsberg seinen Zeigefinger an die Schädelbasis, ein wenig rechts oberhalb des Nackens. Was ihn einen leichten Stich empfinden ließ, als wäre der Finger des Arztes mit einem Stachel versehen.
    »Auch ein interessanter Fall«, bemerkte Josselin halblaut, »wenn Sie mir gestatten.«
    »Émile?«
    »Sie.«
    »Ich bin nicht geschlagen worden, Doktor.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Adamsberg trat einen Schritt zur Seite, um seinen Schädel der Neugier des Mediziners zu entziehen.
    »Hatte Vaudel – und hier frage ich nicht nach einem Berufsgeheimnis –, hatte er Feinde?«
    »Viele. Und das war das eigentliche Problem. Bedrohliche und sogar mörderische Feinde.«
    Adamsberg blieb in der kleinen Allee stehen.
    »Namen kann ich Ihnen nicht geben«, sagte der Arzt gleich sehr bestimmt. »Und es wäre auch sinnlos. Das geht über Ihre Ermittlung hinaus.«
    Adamsbergs Handy vibrierte, der Kommissar entschuldigte sich und nahm ab.
    »Lucio«, schimpfte er, »du weißt doch, dass ich arbeite.«
    »Ich rufe

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