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Der verbotene Schlüssel

Titel: Der verbotene Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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stutzte entsetzt. »Meine Haarspitzen sind versengt!«
    Er lächelte müde. »Soll ich sie dir abschneiden?«
    »Das ist wieder mal typisch Junge. Ich werde verunstaltet und du findest das auch noch lustig.«
    Theo grinste. »Ich finde, du siehst nach wie vor gut aus.«
    Sie schnappte nach Luft, um ihre Anspannung in belangloser Empörung abzureagieren, hielt dann aber inne. »Ist das dein Ernst?«
    »Was?«
    »Findest du mich wirklich hübsch?«
    »Es geht so.«
    Sein plötzlicher Mangel an Entzücken regte sie noch mehr auf. Sie ballte die Faust und knuffte ihm gegen den Arm.
    » Aua! Womit habe ich das verdient?«
    Sophia deutete auf die Tüten neben dem Sessel. »Ich habe dir was zum Anziehen gekauft, damit du nicht mehr wie einer dieser Typen vom Mittelaltermarkt rumlaufen musst. Von meinem Geld. Und zum beißen habe ich dir auch was besorgt. Dafür könntest du dich ruhig ein bisschen dankbar erweisen.«
    Seine Augen wurden groß. »Du hast etwas zu essen mitgebracht? Und das sagst du jetzt erst?« Er sprang aus dem Sessel und kramte aufgeregt in den Tüten herum. »Wo? Ich habe einen Kohldampf, als hätte ich hundert Jahre gedarbt.«
    Sophia verschränkte die Arme über der Brust. »Es waren über vierhundert, wie du mir ja ständig erklärst.«
    »Wo ist es? Ich sehe nur die Sachen und Schachteln.«
    »Dann bist du ja auf der richtigen Fährte. Die Burger sind in den Schachteln drin.«
    »Börger?«, murmelte er und nahm mit misstrauischer Miene einen der viereckigen Pappbehälter aus der Tüte. Vorsichtig klappte er ihn auf. »Was ist das denn?«
    »Ein doppelter Cheeseburger. Ich habe dir zwei gekauft – eine Scheibe Beef für je hundert Jahre Hunger. Pommes, Ketchup und Majo sind in den Tüten. Ach, die Cola kannst du auch haben. Ich schätze mal, du stehst nicht auf Light, deshalb habe ich dir die voll zuckrige abfüllen lassen.«
    Er sah sie an, als habe sie mit ihm in Mandarin geredet.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Probier’s einfach mal. Wenn man erst auf den Geschmack gekommen ist, dann wird man süchtig nach dem Zeug.«
    »Und was isst du?«
    »Ich habe keinen Hunger. Mir sind heute so einige Dinge auf den Magen geschlagen.«
    Theo ließ sich in den Sessel sinken und biss herzhaft in den Hamburger. Dabei fiel die Hälfte des Belags heraus, Ketchup und Mayonnaise liefen ihm über die Finger.
    »Du musst beidhändig zupacken und hinten gut festhalten«, erklärte Sophia, während sie ihr Notebook aus dem Rucksack nahm. »Wenn du fertig bist, probier die Sachen an, die ich dir gekauft habe. Ich dachte mir, Bluejeans, ein graues Polo und eine Windjacke müssten fürs Erste reichen. Ein Gürtel ist auch dabei, falls du dich ohne deinen Horndolch an der Seite nackt fühlst. Bei der Unterwäsche habe ich mich … äh, etwas beraten lassen. Ach, und die Schuhe sind von Nike.«
    »Hat du Nike gesagt?«, vergewisserte er sich mit vollem Mund.
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa und klappte ihren Laptop auf, um sich über das WLAN der Jugendherberge ins Internet einzuklinken. »Ja. Hab’s nur englisch ausgesprochen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass die Tochter der Styx und des Pallas auch Schuhe verkauft.«
    »Wer?«
    »Die griechische Göttin des Sieges. Die Römer nennen sie Victoria.«
    »Witzbold. Nike ist ein global agierender Sportartikelkonzern.«
    »Du meinst eine Manufaktur?«
    »Na ja, so etwas Ähnliches. Nur viel größer.«
    Theo packte den zweiten Cheeseburger aus. »Die Dinger schmecken tatsächlich nicht übel.«
    »Siehst du.« Sie rief im Internetbrowser eine Seite mit lokalen Nachrichten aus Berlin auf.
    »Ich finde, du bist das schönste Mädchen der Welt.«
    Ihr Blick sprang über den Deckel des Computers. »Was?«
    »Vorhin habe ich dich nur aufgezogen. Du bist mir in meinen Träumen erschienen, Sophia. Ich habe dich zweitausend Jahre lang im Labyrinth der Zeit bewundert. Natürlich bist du hübsch. Du bist sogar mehr als das. Erst beim Betrachten deines Bildes habe ich verstanden, warum Paris die schöne Helena entführt und so den Trojanischen Krieg angezettelt hat.«
    Sophia war sprachlos. Sie merkte, wie sie errötete, und richtete ihre Augen deshalb schnell wieder auf den Monitor. Ihr Versuch, sich unbeeindruckt zu zeigen, scheiterte kläglich. Noch nie hatte jemand zu ihr etwas so Nettes gesagt.
    »Was tust du da eigentlich?«, fragte Theo interessiert.
    »Ich will nachschauen, ob unsere heutige Verfolgungsjagd durch Berlins Unterwelt schon Spuren im Netz hinterlassen

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