Der verbotene Turm - 11
tzbarem Wert sein.
Das ist die Aufgabe, die Callista ü bernehmen sollte, statt sich um Dinge zu k ü mmern, die jede dumme Hausfrau tun kann!, dachte er.
Raimon schluckte das Schlafmittel und sank benommen in seine Kissen. Nun fasste Damon vorsichtig mit seinen Gedanken nach ihm und nahm die F ä den des Kontakts auf. Andrew, der seine Matrix im Rhythmus seines Atems aufleuchten sah, sp ü rte, wie Damon zufasste und sein Bewusstsein auf ihn, Andrew, und Dezi richtete. Andrew hatte den subjektiven Eindruck – obwohl Damon sich nicht bewegte und die beiden anderen nicht ber ü hrte –, als st ü tze er sich auf sie und senke dann seine Wahrnehmungsf ä higkeit in den K ö rper des Verletzten. Andrew nahm die Spannung in dem zerst ö rten Fleisch wahr, die zerrissenen Blutgef ä ße, das dicke, stockende Blut, das welke, breiige Gewebe, das wie gefrorenes und wieder aufgetautes Fleisch war. Er erlebte damit, wie Damon das alles erkannte, wie er es mit etwas ä hnlichem wie gedanklichen Fingern untersuchte, die durch Fasernb ü ndel verlaufenden besch ä digten Nerven in Kn ö cheln, Zehen, Flechsen, Sehnen . Da ist nicht viel zu machen. Als l ä gen sie unter seinen eigenen Fingerspitzen, f ü hlte Andrew die angespannten Sehnen, f ü hlte, wie sie sich unter Damons Ber ü hrung lockerten, f ü hlte von neuem Impulse durch die zerrissenen Fibern str ö men. Die Oberfl ä che der Fibern w ü rden niemals mehr v ö llig verheilen, aber wenn sich wieder Impulse in ihnen bewegten, kehrte das Gef ü hl zur ü ck. Damon zuckte unter dem Schmerz in den wiederhergestellten Nervenfasern zusammen. Nur gut, dass ich Raimon das Schlafmittel habe geben lassen; in wachem Zustand h ä tte er die Qual nicht ausgehalten. Dann begann er, mit leisen, rhythmischen Anst ö ßen die Zirkulation in den von dickem Blut beinahe verstopften Arterien und Venen wieder in Gang zu setzen. Andrew sp ü rte, dass Damon, voll konzentriert auf die delikate Arbeit in tiefen Zellschichten, z ö gerte und schwankte. Sein Atem ging stoßweise. Dezi griff ein und regulierte Damons Herzschlag. Andrew f ü hlte sich selbst hinauslangen – das Bild in seinem Geist war das eines Felsens, der hinter Damon stand und ihm eine St ü tze bot, und er war sich bewusst, dass etwas sie umgab. Mauern? Dicke Mauern, die sie einschl ö ssen? Kam es darauf an? Er dachte nur noch daran, Damon Kraft zu leihen, und mit geschlossenen Augen sah er, dass der geschw ä rzte Fuß langsam die Farbe ver ä nderte, sich r ö tete, blass wurde. Endlich ö ffnete Damon aufseufzend die Augen. Bis auf einen d ü nnen, sie verbindenden Faden ließ er den Rapport fallen. Er beugte sich ü ber Raimon, der in tiefem Schlaf lag, und ber ü hrte die F ü ße behutsam mit den Fingern. Die geschw ä rzte Haut l ö ste sich in Fetzen. Darunter lag ger ö tetes Fleisch. Es hatte Striemen und Flecke, aber Andrew erkannte, dass es frei von Brand und Gift war.
Er wird h ö llische Schmerzen haben. Damon ber ü hrte eine der kleineren Zehen, an denen sich die N ä gel mit der zerfetzten, geschw ä rzten Haut gel ö st hatten. Auch kann er immer noch eine oder zwei Zehen verlieren; in ihnen waren die Nerven tot, und ich konnte nicht viel machen. Aber er wird sich erholen, und er wird seine F ü ße und seine H ä nde gebrauchen k ö nnen. Und er war der ernsteste Fall. Die Schwere des Entschlusses hatte seinen Mund schmal und streng gemacht, und er sch ä mte sich, als er sich bewusst wurde, dass er tief in seinem Inneren beinahe auf einen Fehlschlag gehofft hatte. Diese Art der Verantwortung war einfach zu viel. Aber die F ä higkeit hatte er, und da lagen andere M ä nner, die sich in der gleichen Gefahr befanden. Und jetzt, wo er wusste, dass er sie retten konnte . Mit bewusster Barschheit sagte er zu Dezi und Andrew: Worauf warten wir noch? Nehmen wir uns die anderen vor!
Wieder spannten sich die F ä den des Rapports, Andrew hatte jetzt erfasst, worauf es ankam: Sobald Damon Zeichen von Schw ä che verriet, musste er seine eigene Kraft auf ihn ü berfließen lassen. Sie arbeiteten als Team. Damon versenkte sein Bewusstsein in die F ü ße und Beine des zweiten Mannes, und mit einem kleinen Teil seines Ichs, das daran unbeteiligt blieb, nahm Andrew die sie einschließende Mauer wahr, die sie vor Zufallsgedanken von außen abschirmte. Mit Damon stieg er langsam von Zelle zu Zelle hinab, durch die Schichten aus Fleisch und Haut und Nerven und Knochen, behutsam stimulierend, abl ö send, wieder
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