Der verbotene Turm - 11
wer es gewesen war, wenn er Dezi nicht beobachtet h ä tte. Er sp ü rte das zarte, tiefe Eindringen. Dann sagte Dezi: Du hast einen schiefen Backenzahn. St ö rt er dich?
Nicht mehr, seit ich ein Junge war , antwortete Damon. Tiefer?
Dezis Gesicht wurde ausdruckslos, sein Blick glasig. Einen Augenblick sp ä ter sagte er: Dein Kn ö chel – der linke – ist an zwei Stellen gebrochen, als du noch ganz jung warst. Die Heilung muss lange Zeit gebraucht haben, denn da sind Narben, wo ziemlich viel sp ä ter noch Knochensplitter ausgetreten sind. Ein feiner Riss ist in deiner dritten – nein, der vierten – Rippe vom Brustbein. Du dachtest, es sei nur eine Prellung, und sagtest es Ferrika nicht, als du im Herbst aus dem Krieg mit den Katzenwesen heimkehrtest, aber du irrtest dich, sie war gebrochen. An deiner Wade ist eine kleine Narbe – senkrecht, etwa vier Zoll lang. Sie wurde von einem scharfen Instrument gemacht, aber ich weiß nicht, ob von einem Messer oder einem Schwert. Letzte Nacht tr ä umtest du .
Damon nickte lachend. Genug! Du kannst tats ä chlich ü berwachen. Warum, im Namen Aldones, hatten sie Dezi gehen lassen? Er war ein Telepath mit ü berragenden F ä higkeiten. Nach einer dreij ä hrigen Ausbildung in Arilinn w ä re er dem Besten in den Dom ä nen gewachsen gewesen! Dezi empfing den Gedanken und l ä chelte, und wieder hatte Damon einen unruhigen Augenblick. Nicht wegen Unf ä higkeit, und auch nicht wegen Mangel an Selbstvertrauen. War es dann seine Eitelkeit?
Oder war ein pers ö nlicher Zusammenstoß die Ursache? Hatte sich jemand dort befunden, der nicht im Stande oder nicht willens war, mit dem Jungen zu arbeiten? Die Turmkreise waren so intim, enger verbunden als Liebende oder Verwandte, dass die leichteste emotionale Dissonanz sich bis zur Folter zu steigern vermochte. Damon wusste, dass Dezi einem auf die Nerven gehen konnte. Er war jung, empfindlich, leicht beleidigt. Vielleicht war er einfach zur falschen Zeit in den Turm gekommen, in eine bereits sehr eng verbundene Gruppe, die keinen Außenseiter mehr aufnehmen konnte und einen weiteren Arbeiter nicht so dringend brauchte.
Es brauchte gar nicht Dezis Fehler gewesen zu sein, ü berlegte Damon. Vielleicht, wenn er sich bei dieser Arbeit bew ä hrte, w ü rde ein anderer Turm ihn nehmen. Es bestand ein schreiender Bedarf nach starken nat ü rlichen Telepathen, und Dezi war begabt, zu begabt, um verschwendet zu werden. Damon sah das zufriedene L ä cheln und erkannte, dass Dezi den Gedanken aufgefangen hatte, aber darauf kam es nicht an. Ein kurzer vorwurfsvoller Gedanke, dass Eitelkeit eine gef ä hrliche Schw ä che f ü r einen Matrix-Techniker sei – und Dezi fing auch diesen auf –, schien genug.
Gut , erkl ä rte Damon, wir werden es versuchen. Es ist keine Zeit zu verlieren. Glaubst du, du kannst mit mir und Andrew arbeiten?
Dezi meinte verdrießlich: Andrew kann mich nicht leiden. Du bist immer zu schnell mit dem Verdacht bei der Hand, dass die Leute dich nicht leiden k ö nnen , schalt Damon ihn freundschaftlich. Es war schlimm genug f ü r Dezi, zu wissen, dass er ihn gew ä hlt hatte, weil Callista sich weigerte! Aber auf Callistas Leid musste er R ü cksicht nehmen. Und Ellemir sollte so fr ü h in ihrer Schwangerschaft diese Arbeit nicht tun. Das ungeborene Kind konnte dabei zu Schaden kommen, und so war Schwangerschaft fast das Einzige, was eine Matrix-Arbeiterin f ü r einige Zeit außer Gefecht setzte. Und in den letzten ein oder zwei Tagen hatte er, mit Ellemir verbunden, die ersten schwachen Ausstrahlungen des sich entwickelnden Gehirns empfangen.
Es musste einen Weg geben, auch das zu kompensieren, dachte er, einen Weg, das sich entwickelnde Kind zu sch ü tzen. Aber er kannte keinen, und er dachte nicht daran, Experimente mit seinem eigenen Kind zu machen! So waren es also er selbst, Andrew und Dezi.
Als Damon kurz darauf mit Andrew sprach, runzelte dieser die Stirn. Ich kann nicht sagen, ich sei hellauf begeistert davon, mit Dezi zusammenzuarbeiten. Doch auf Damons Vorhaltungen hin gab er zu, es sei eines Erwachsenen nicht w ü rdig, einem Jungen etwas nachzutragen, das er in betrunkenem Zustand getan hatte.
Und Dezi ist jung f ü r sein Alter , gab Damon noch zu bedenken. W ä re er als Nedestro anerkannt worden, h ä tte er mit seinen Privilegien auch Verantwortung ü bertragen bekommen. Ein oder zwei Jahre bei den Kadetten h ä tten einen großen Unterschied bedeutet, oder auch ein Jahr harter, m
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