Der verbotene Turm - 11
aussende oder ein H ö hlending rufe, das Mehltau ü ber die Felder bringt? Nein, nein, nat ü rlich nicht! Sie setzte sich auf und streckte die Arme nach ihm aus. Leg dich hin, ruh dich aus, mein Liebster, du bist so m ü de.
Er ließ sich von ihr beim Auskleiden helfen und legte sich neben sie, aber hartn ä ckig fuhr er in der Dunkelheit fort:
Elli, an dem Gebrauch, den wir hier auf Darkover von unsern Telepathen machen, ist etwas falsch. Entweder m ü ssen sie ihr ganzes Leben wohlbewacht in den T ü rmen verbringen und sind kaum noch menschlich – du weißt, dass es mich beinahe vernichtete, als ich aus Arilinn weggeschickt wurde –, oder sie m ü ssen alles fortwerfen, was sie gelernt haben. Wie Callista – Evanda erbarme sich ihrer , setzte er, der immer noch in lockerem Kontakt mit Andrew stand, hinzu. Denn Andrew blickte soeben auf die schlafende Callista nieder, deren Gesicht noch immer Tr ä nenspuren zeigte. Damon fuhr fort: Sie musste alles aufgeben, was sie je gelernt hat, alles, was sie je getan hat. Sie hat Angst, anders zu handeln. Es musste eine M ö glichkeit geben, Elli!
Damon, Damon! Sie dr ü ckte ihn fest an sich. So ist es immer gewesen. Die Turmleute sind weiser als wir; sie werden wissen, aus welchem Grund sie das verlangen!
Da bin ich mir nicht so sicher.
Jedenfalls k ö nnen wir im Augenblick nichts dagegen tun, mein Liebster. Du musst dich jetzt beruhigen und schlafen, sonst wirst du sie aufregen. Damit nahm sie Damons Hand und legte sie an ihren Leib. Damon wusste wohl, dass sie nur versuchte, ihn abzulenken, ging jedoch bereitwillig darauf ein. L ä chelnd nahm er die formlosen, zuf ä lligen Emanationen – noch nicht zu Gedanken geworden – des ungeborenen Kindes in sich auf. Sie, sagst du?
Ellemir lachte leise und gl ü cklich. Ich kann dir nicht sagen, woher ich es weiß, aber ich bin ü berzeugt davon. Vielleicht eine kleine Callista?
Damon dachte: Ich hoffe, ihr Leben wird gl ü cklicher sein. Ich will nicht, dass Arilinn die Hand auf eine Tochter von mir legt . Dann erschauerte er. In einer blitzartigen Vorausschau sah er eine schlanke rothaarige Frau in dem karminroten Gewand einer Bewahrerin von Arilinn . Sie riss es vom Halsausschnitt bis zum Saum auf und warf es beiseite . Damon blinzelte. Es war vorbei. Vorausschau? Oder war es eine Halluzination gewesen, eine Dramatisierung seiner eigenen Unruhe? Er zog seine Frau und sein Kind in seine Arme und versuchte, das Bild f ü r alle Zeiten zu verbannen.
7
Die M ä nner mit den Erfrierungen erholten sich, aber solange sie krank waren, fiel Andrew mehr k ö rperliche Arbeit als sonst zu. Das Wetter war milder geworden, Dom Esteban versicherte ihnen jedoch, das sei nur eine Pause, und dann w ü rden erst die richtigen Winterst ü rme von den Hellers herabfegen und die Vorberge f ü r Monate unter dicken Schneeschichten begraben.
Damon hatte sich erboten, mit Andrew nach Serrais zu reiten und von dort ein paar M ä nner zu holen, die w ä hrend des Winters auf dem Gut arbeiten und zu Beginn des Fr ü hjahrs bei der Feldbestellung helfen konnten. Die Reise w ü rde mehr als zehn Tage dauern. An diesem Morgen machten sie in der Großen Halle von Armida Pl ä ne. Ellemirs morgendliche ü belkeit hatte sich gelegt, und wie ü blich war sie in der K ü che und beaufsichtigte die Frauen. Callista saß neben ihrem Vater. Pl ö tzlich fuhr sie mit best ü rztem Gesicht in die H ö he. Sie rief: Oh . Elli, Elli . o nein . ! Doch noch ehe sie auf den F ü ßen war, krachte Damons Stuhl r ü ckw ä rts zu Boden, und Damon rannte zur K ü che. Gleichzeitig erklangen von dort Schreckensrufe.
Dom Esteban knurrte: Was ist los mit diesen Frauen? , aber keiner h ö rte ihm zu. Callista lief hinter Damon her. Kurz darauf tauchte Damon wieder auf und winkte Andrew.
Ellemir ist ohnm ä chtig geworden. Ich m ö chte nicht, dass irgendein Fremder sie jetzt ber ü hrt. Kannst du sie tragen?
Ellemir lag zusammengesunken auf dem K ü chenfußboden, umringt von gaffenden M ä gden. Damon scheuchte sie fort, und Andrew hob Ellemir auf. Ihre Bl ä sse war Angst erregend, aber Andrew wusste nichts ü ber schwangere Frauen, und er nahm an, eine solche Ohnmacht sei nicht sonderlich beunruhigend.
Bring sie in ihr Zimmer, Andrew. Ich werde Ferrika holen. Als Andrew Ellemir auf ihr eigenes Bett legte, kam Damon schon mit der Hebamme. Seine H ä nde schlossen sich um Ellemirs. Er stellte den Rapport mit ihr her und suchte nach dem schwachen, formlosen
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