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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Ridenow«, höhnte Dezi. »Diesmal wirst du sie nicht so leicht zu fassen bekommen! Es gelingt dir nicht mehr auf die alte Art, auch wenn du dein ganzes Nest um dich hast!« Damon zuckte der Frauen wegen bei der alten Obszönität zusammen. »Komm! Ich habe im Rat gegen dich Einspruch erhoben, laß es uns hier und jetzt ausfechten! Wer von uns wird Regent von Alton sein? Hast du so viel Kraft? Halb Mönch, halb Eunuche, so nennt man dich!«
    Damon wußte, er hatte den Spott aus Lorenz’ Gedanken entnommen – oder aus Damons eigenen? »Wenn du mich tötest, beweist du einmal mehr, daß du zum Regenten nicht geeignet bist. Es geht nicht allein um die Kraft, sondern um Recht und Verantwortungsbewußtsein.«
    »Oh, hör auf mit diesem Lied!« rief Dezi verächtlich. »Ein ebensolches Verantwortungsbewußtsein , nehme ich an, wie mein liebender Vater es für mich hatte?«
    Damon wollte sagen, der Dom habe Dezi tatsächlich so geliebt, daß sein Verrat ihn beinahe getötet hätte. Aber er verschwendete keine Worte. Er griff nach seiner eigenen Matrix, konzentrierte sich und begann, die Schwingungen des Steins zu ändern, den Dezi trug. Den er gestohlen hatte.
    Dezi fühlte die Berührung und holte zu einem gewaltigen geistigen Schlag aus. Körperlich brach Damon unter ihm in die Knie. Dezi hatte die Alton-Gabe, den Zorn, der töten konnte. Damon kämpfte seine Panik nieder. Er erkannte, daß Dezi gewachsen, daß er stärker geworden war. Wie ein Wolf mit Geschmack an Menschenfleisch mußte er sofort getötet werden, damit dies Raubtier nicht unter den Comyn wütete …
    Die Luft im Raum wurde dick und wolkig von den wirbelnden Kraftfeldlinien zwischen ihnen. Damon taumelte, spürte Andrews Kraft hinter sich, als stütze ihn der Freund mit seinen Armen. Dezi glühte innerhalb des Nebels. Er schleuderte Blitze auf die Männer. Unter Damons Füßen löste sich der Boden auf, er fiel.
    Callista trat zwischen sie. Sie schien über sie alle emporzuragen, groß und befehlsgewohnt. Die Matrix flammte an ihrer Kehle. Damon sah die Matrix in Dezis Hand glosen wie eine glühende Kohle, fühlte sie durch seine Jacke und in sein Fleisch brennen. Dezi schrie vor Schmerz und Wut auf, und einen Augenblick lang sah Damon Callista, wie sie in Arilinn gewesen war, umwallt vom Karminrot ihrer rituellen Robe als Bewahrerin. Mit dem kleinen Dolch, den sie an der Taille trug, schnitt sie den Lederriemen um Dezis Hals durch. Die Matrix fiel zu Boden und loderte wie eine Flamme auf, als Dezi nach ihr faßte. Damon fühlte mit Dezi die Pein, als Dezis Hand zu brennen begann. Die Matrix rollte auf die Seite, ein nutzloses, schwarzes, totes Ding.
    Und Dezi verschwand ! Einen Sekundenbruchteil lang starrte Andrew auf die Stelle, wo Dezi gestanden hatte. Die Luft zitterte immer noch hinter ihm. Dann gellte in den Köpfen aller ein entsetzlicher Todesschrei voller Verzweiflung und Wut auf. Und sie sahen es, als seien sie in jenem Raum in Armida körperlich anwesend.
    Als Callista die Domenic gestohlene Matrix vernichtete, konnte Dezi es nicht ertragen, von neuem ohne Matrix zu sein. Mit seiner letzten Kraft teleportierte er sich durch die Überwelt und materialisierte an der Stelle, wo Damon seine Matrix verwahrt hatte – eine Panikreaktion ohne vernünftige Überlegung. Ein Augenblick des Nachdenkens hätte ihm gesagt, daß die Matrix sich in einem soliden, fest verschlossenen Metallkasten befand. Zwei feste Gegenstände konnten nicht gleichzeitig denselben Raum einnehmen – nicht im stofflichen Universum. Und Dezi – sie sahen es alle und schauderten vor Entsetzen – hatte sich halb in, halb außerhalb des Kastens mit der Matrix materialisiert. Noch bevor der verzweifelte Todesschrei erstarb, hatten sie alle das Echo in Damons Geist gehört. Dezi lag auf dem Fußboden der Schatzkammer zu Armida, vollständig und auf sehr blutige Weise tot. Noch in seinem Grauen fand Damon Mitleid mit den Leuten, die sich dieses Leichnams annehmen mußten, teilweise in einem fest verschlossenen Kasten steckend, der seinen Schädel wie eine faule Frucht zerdrückt hatte.
    Ellemir war zu Boden gesunken und wimmerte im Schock. Andrews erster Gedanke galt ihr. Er eilte zu ihr, nahm sie in die Arme, versuchte, ihr von seiner Kraft abzugeben, wie er es bei Damon getan hatte. Damon raffte sich langsam auf und starrte ins Nichts. Callista blickte entsetzt in ihre Matrix.
    »Jetzt bin ich wirklich eine Meineidige …«, hauchte sie. »Ich hatte meinen Eid zurückgegeben

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