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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schlafe deinen Rausch aus!«
    Das war die beste Art, die Sache zu regeln, dachte Andrew. Die verwirrten Mienen der meisten Leute im Saal ließen darauf schließen, daß sie gar nicht wußten, was Dezi gesagt hatte. Sie hatten nur Callistas Verzweiflung aufgefangen.
    Dezi murmelte etwas – Andrew nahm an, es sollte eine Entschuldigung sein. Er antwortete ruhig: »Es kümmert mich nicht, ob du mich beleidigst, Dezi. Aber was wäre ich für ein Mann, wenn ich es zuließe, daß du meine Frau angreifst?«
    Dezi schielte über seine Schulter zu Dom Esteban. Wollte er sich vergewissern, daß sie außer Hörweite waren? Dann zischte er boshaft: »Deine Frau? Weißt du nicht einmal, daß eine Freipartner-Ehe nur durch den Vollzug gültig wird? Sie ist ebenso wenig deine Frau, wie sie meine ist!« Schnell ging er an Andrew vorbei und aus der Halle.
    Der Abend hatte auch den letzten Anschein von Fröhlichkeit verloren. Ellemir dankte Raimon hastig für seine Musik und eilte davon. Dom Esteban winkte Andrew zu sich und fragte ihn, ob Dezi sich entschuldigt habe. Andrew antwortete verlegen mit abgewandtem Blick – der alte Mann war Telepath, wie konnte er ihn anlügen? –, das habe er, und zu seiner Erleichterung gab sich Dom Esteban damit zufrieden. Was hätte Andrew auch tun können? Es war ja ausgeschlossen, daß er dem Halbbruder seiner Frau, einem betrunkenen Halbwüchsigen mit einer Vorliebe für Beleidigungen, die unter der Gürtellinie trafen, Blutfehde erklärte!
    Aber stimmte es, was Dezi gesagt hatte? Diese Frage stellte er Damon, sobald sie sich in ihrer eigenen Suite befanden. Damon schüttelte den Kopf, und doch sah er beunruhigt aus.
    »Mein lieber Freund, mach dir darüber keine Sorgen. Niemand hat irgendeinen Grund, die Rechtmäßigkeit eurer Ehe in Frage zu stellen. Deine Absichten sind klar, und kein Mensch kümmert sich um die Feinheiten des Gesetzes«, sagte er, aber Andrew spürte, daß Damon sich nicht einmal selbst überzeugte. Er hörte, daß Callista in ihrem Schlafzimmer weinte. Damon hörte es auch.
    »Ich könnte unserem Dezi den Hals brechen!«
    Andrew empfand ebenso. Mit ein paar gehässigen Worten hatte der Junge ihre Wiedervereinigung aller Freude beraubt.
    Als Andrew das Schlafzimmer betrat, hatte Callista zu weinen aufgehört. Sie stand vor ihrem Ankleidetisch, loste langsam die Schmetterlingsspangen, mit denen ihr Kleid am Hals befestigt war, und ließ das Haar über die Schultern fallen. Sie wandte sich zu ihm um und befeuchtete die Lippen, als wolle sie etwas aussprechen, das sie sich viele Male im Geist abgehört hatte. »Andrew, es tut mir leid … es tut mir leid, daß du dem ausgesetzt warst … Es ist meine Schuld.«
    Sie setzte sich vor den Tisch, griff zu ihrer geschnitzten Elfenbeinbürste und fuhr damit langsam über ihr Haar. Andrew kniete sich neben sie und wünschte sich verzweifelt, er könne sie in die Arme nehmen und trösten. »Deine Schuld, Liebste? Wie kannst du an der Bosheit dieses elenden Jungen schuld sein? Ich will dir nicht erst zureden, es zu vergessen – ich weiß, das kannst du nicht –, aber laß es dir keinen Kummer bereiten.«
    »Aber es ist meine Schuld.« Nicht einmal im Spiegel wollte sie seinem Blick begegnen. »Weil ich bin, was ich bin. Es ist meine Schuld, daß er … die Wahrheit gesagt hat.«
    Vor Andrews geistigem Auge blitzte das Bild auf, wie sich Ellemir in Damons Arme geschmiegt hatte, wie sie ihn beim Tanz um den Hals faßte. Endlich sagte er: »Callie, ich will dich nicht anlügen. Es ist nicht leicht. Ich will nicht so tun, als mache mir das Warten Freude. Aber ich habe dir ein Versprechen gegeben, und ich beklage mich nicht. Wir wollen nicht weiter darüber sprechen, Liebes.«
    Ihr kleines Kinn verriet Entschlossenheit. »Ich kann es nicht einfach dabei belassen. Verstehst du denn nicht, daß dein … dein Verlangen auch mir wehtut, weil ich dich ebenso will, und ich kann nicht, ich wage es nicht … Andrew, hör mir zu. Nein, laß mich ausreden. Erinnerst du dich, was ich an unserm Hochzeitstag von dir verlangte? Daß du, wenn es zu schwer für dich würde … eine andere nehmen solltest?«
    Er bedachte sein Spiegelbild mit einem mißmutigen Stirnrunzeln. »Ich dachte, das hätten wir ein für alle Mal geregelt, Callista. In Gottes Namen, meinst du, ich interessierte mich für eine der Mägde oder Dienerinnen?« Störte es sie, daß er heute Abend mit Ferrika getanzt hatte? Glaubte sie …
    Sie schüttelte den Kopf und sagte mit schwacher

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