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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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noch etwas hinzufügen wollen, aber sie waren unterbrochen worden. »Sie deutete an, daß sich seit einem dreiviertel Jahr aber wieder etwas geändert habe.«
    »Ich habe das auch nicht so genau mitbekommen, ich war ja zu weit weg. Lydia behauptet, daß sich Bernhard seit einem dreiviertel Jahr wieder verstärkt um Eva bemüht habe. Er hat sie ein paarmal besucht, sie öfter angerufen. Eva war natürlich sofort wieder voller Hoffnung. Aber dann muß es erneut Affären seinerseits gegeben haben, Lügen und Heimlichkeiten und all das Theater, das sie vom ersten Tag an mit ihm durchgemacht hatte. Sie meinte wohl, es nicht noch einmal durchstehen zu können.«
    Leona fröstelte unwillkürlich, und das kam nicht von ihren klammen, kalten Kleidern. Vier Jahre Trennung, und Eva hatte sich noch immer nach Bernhard verzehrt.
    Hoffentlich geht das viel, viel schneller bei mir, dachte sie.
    Robert bestand darauf, für sie beide zu zahlen. Leona fragte ihn, wo er wohne in Frankfurt, und er nannte ihr ein Hotel, das sie nicht kannte.
    »Ich begleite Sie nach Hause«, sagte er. »Schließlich regnet es, und im Regen begleite ich Sie immer.«

    Sie mußte lachen, und als sie vor die Tür traten, meinte er plötzlich: »Lydia konnte mir meine Frage nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Sind Sie nun eigentlich verheiratet? «
     
    Wolfgang starrte auf die Windschutzscheibe seines Autos, an der das Wasser in breiten Bächen hinunterlief und jede Sicht hinaus unmöglich machte. Ab und zu drehte er den Zündschlüssel um und betätigte die Scheibenwischer, dann tauchte, wie aus einer verschwommenen Wasserwelt, die Straße vor ihm auf, die Häuser, die Zäune, die kahlen Bäume. Der Regen gurgelte die Rinnsteine entlang. Die Dämmerung schlich schon heran, in den Häusern ringsum flammten die Lichter auf. Nur in Leonas Haus nicht. Es lag leer, verlassen und dunkel im novembertoten Garten.
    Er fragte sich, wo sie sein mochte an diesem Sonntag, bei diesem Wetter. Vielleicht besuchte sie jemanden. Aber wen? Er wußte, daß er nicht das mindeste Recht hatte, ärgerlich wegen ihrer Abwesenheit zu sein, und doch war er es – auf eine kindische, unvernünftige Weise. Vielleicht, dachte er, war er aber in Wahrheit ärgerlich auf sich selbst. Warum hatte er nur nicht angerufen, ehe er hierherfuhr? Und dann war er auch noch so blöd gewesen, seinen Schlüssel daheim liegenzulassen. Den ganzen Schlüsselbund, so daß er auch bei Nicole nicht mehr in die Wohnung kam. Nicole war mit einem Fernsehteam unterwegs und würde erst am Abend zurückkehren. Eine idiotische Situation für ihn: ausgesperrt von beiden Frauen, buchstäblich im Regen stehengelassen. Und das alles, weil er dringend ein paar Akten brauchte, von denen er annahm und hoffte, daß sie sich in seinem alten Arbeitszimmer befanden.
    Fröstelnd kuschelte er sich tiefer in seinen Mantel. Noch zehn Minuten, dann würde er aufgeben, sich irgendwo
eine Zeitung kaufen und die Zeit bis zum Abend in einem Café verbringen.
    Ein Scheißsonntag, dachte er.
    Er ließ erneut die Scheibenwischer anspringen und sah Leona, die die Straße entlangkam. Sie war nicht allein. Ein Mann begleitete sie, ein großer, gutaussehender Mann, soweit Wolfgang dies in der Eile und aus der Entfernung von etwa fünfzig Schritten beurteilen konnte. Beide hatten sie keinen Schirm und waren patschnaß. Offensichtlich tat dies der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Der Mann erzählte irgend etwas, und Leona lachte. Sie wirkte gelöst und unbeschwert.
    Sie hatte ihre Haare abgeschnitten!
    Stoppelkurz. Die schönen, taillenlangen Haare, die er so an ihr geliebt hatte. Plötzlich kam es ihm vor, als habe sie Abschied von ihm genommen, die Trennung akzeptiert und ein neues Leben angefangen. Die verschlossene Tür, vor der er seit über einer Stunde wartete, erschien ihm nun wie ein Symbol: Der Rückweg war versperrt. Leona hatte den Bruch ebenfalls vollzogen und verwandelte sich in eine Fremde.
    Warum tat ihm das so weh?
    Nicht der Moment, darüber nachzudenken, entschied er.
    Am liebsten hätte er sich davongemacht, hätte die Begegnung mit dem Kerl, der Leona begleitete und sie mit heiteren Erzählungen zum Lachen brachte, vermieden. Aber er hätte an ihnen vorbeifahren müssen, und Leona hätte den Wagen sofort erkannt. Wie hätte er ihr erklären sollen, warum er davonbretterte, sobald er ihrer ansichtig wurde? Es half nichts: Er mußte aussteigen und sich den Dingen stellen.
    Er öffnete etwas heftig und abrupt die

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