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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Wagentür und hätte sie Leonas Begleiter, der gerade die Höhe des Autos erreicht hatte, fast gegen den Bauch geschlagen.

    »Passen Sie doch auf«, schimpfte der Fremde.
    »Wolfgang, was tust du denn hier?« fragte Leona überrascht.
    »Ich brauche ein paar Akten.« Er ignorierte den Fremden, gab Leona einen flüchtigen Kuß auf die Wange. »Und ich habe leider meinen Schlüssel vergessen.«
    »Dann kommt erst einmal beide mit rein«, sagte Leona und suchte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. »Ach, übrigens«, fügte sie rasch hinzu, »dies ist Robert Jablonski. Wolfgang Dorn, mein Exmann.«
    Das Wort Exmann hämmerte schmerzhaft in seinem Kopf, als er ihr und dem Schönling – wie er ihn insgeheim titulierte – ins Haus folgte.
     
    »Ist er ein Autor von dir?« fragte er, als er endlich mit ihr allein war.
    Er hatte die Akten gefunden, die er brauchte und die dennoch diesen verdorbenen Sonntag nicht wert waren. In der Zwischenzeit hatte sich Leona ihrer nassen Kleider entledigt, kurz geduscht, und stand nun im Bademantel im Wohnzimmer. Robert, an dem nach eigenem Bekunden kein trockener Faden mehr war, hatte sich nun ebenfalls unter die Dusche begeben, von Leona fürsorglich gedrängt, um sich »bloß nicht zu erkälten.« Wolfgang überlegte, ob er nun gleich mit einem Handtuch um die Hüften erscheinen und Leona seine kräftige Brust präsentieren würde. Eine außerordentlich intime Situation, fand er.
    »Nein, er ist kein Autor«, antwortete Leona nun auf seine Frage, fühlte sich aber offenbar nicht bemüßigt, ihm zu erklären, wer er denn war.
    Sie hatte Wolfgang einen Whisky angeboten, den dieser dankbar akzeptiert hatte, und nun standen sie einander mit ihren Gläsern gegenüber. Fremd. Distanziert.

    »Wer ist er denn dann?« fragte Wolfgang nach ein paar Momenten des Schweigens, in denen er überlegt hatte, ob er es riskieren konnte, diese Frage zu stellen. Leona hatte jedes Recht, ihn abblitzen zu lassen, und wahrscheinlich würde sie das auch tun.
    »Ein Bekannter«, antwortete sie.
    »Aha. Mich geht es ja nichts an – aber kennst du ihn gut genug, um ihn mit ins Haus zu nehmen und dann auch
    noch … na ja, im Bademantel herumzulaufen?«
    Ihre Augen waren voller Spott. »Nanu? So tugendsam und konventionell plötzlich?«
    »Das hat weder etwas mit Tugend noch mit Konvention zu tun. Ich weiß ja nicht, wer er ist … aber man muß vorsichtig sein.«
    »Ich kann durchaus auf mich aufpassen, Wolfgang.«
    »Natürlich.«
    Das hatte so abweisend geklungen, daß er wußte, er konnte das Gespräch nicht fortführen. Sie würde ärgerlich werden, wenn er weiterfragte.
    »Du hast deine Haare abgeschnitten«, sagte er unvermittelt. »Es steht dir gut.«
    Damit zumindest hatte er sie überrascht.
    »Du warst doch immer dagegen«, meinte sie.
    Er lächelte. »Trotzdem muß ich zugeben, daß es dir steht. Du siehst sehr erwachsen aus.«
    »Nicht mehr wie ein kleines Mädchen jedenfalls, zum Glück.«
    »Wie ein kleines Mädchen hast du auch vorher nicht ausgesehen. Aber mädchenhaft. Das ist nun völlig verschwunden. «
    »Danke.«
    »Ja«, sagte Wolfgang und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas, »ich werde dann jetzt gehen.«

    Wäre sie allein gewesen, er hätte ihr vielleicht gesagt, daß er sich daheim ausgesperrt hatte. Aber so mochte er ihr die Schadenfreude nicht gönnen, und genützt hätte es sowieso nichts: Sie hätte ihm bestimmt nicht angeboten zu bleiben. Sie wollte mit ihrem Verehrer allein sein, wahrscheinlich den Kamin anzünden, ein Abendessen zubereiten.
    »Wir müssen endlich wegen des Hauses miteinander reden«, sagte Leona, »und wegen der Scheidung.«
    Wolfgang zog die Augenbrauen hoch. »Willst du das jetzt besprechen?«
    Robert trat ins Zimmer. Er trug, wie Wolfgang empört feststellte, einen alten Bademantel von ihm , allerdings einen, den er schon vor langer Zeit ausgemustert und von dem er nicht geahnt hatte, daß es ihn noch gab.
    »Jetzt fühle ich mich wieder wie ein Mensch«, sagte er.
    »Jetzt möchte ich natürlich nicht darüber reden«, sagte Leona hastig, »irgendwann in den nächsten Tagen, okay?«
    »Okay. Ich rufe dich an, ja?«
    »Ja, ist gut. Robert, nehmen Sie sich doch einen Whisky. Ich begleite Wolfgang nur rasch zur Tür. Er wollte gerade gehen.«
    Draußen rauschte noch immer der Regen. Die Straßenlaternen schalteten sich gerade an. Es war schon fast dunkel geworden.
    »Erst fünf Uhr«, sagte Wolfgang, »und schon so düster.«
    »Jetzt beginnt ein

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