Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
gewesen und konnte den Rat der Neun zerschlagen. Jetzt musste Jorn nur noch Herm Pendrak töten und so beweisen, dass Marlas Auslegung der alten Schriften falsch war.
„ Und Ise zurück bringen. “ Umgehend stieg Wut in ihm auf, als er an seine halsstarrige Schwester dachte. Sie wusste nicht, wo der Platz einer Frau war. Nicht nur, dass sie sich seinen Weisungen widersetzte, obwohl er älter und ein Mann war, jetzt hatte sie sich auch offen auf Marlas Seite gegen ihren Vater gestellt. Sie würde die Peitsche spüren für ihren Verrat und lernen, wie sich eine Frau zu verhalten hatte, wenn er sie erst nach Hause gebracht hatte.
„Belk, prüfe die Richtung. Jetzt!“ Der Befehl kam lauter und zorniger aus seinem Mund als er es beabsichtigt hatte, aber das spielte keine Rolle. Belk und die anderen Runenleser unterstanden genauso seinem Befehl wie die anderen Männer, keiner von ihnen würde es wagen, sich dem Sohn des Kermo zu widersetzen. Umgehend kam der untersetzte Runenleser an die Spitze der Kampfgruppe neben Jorn und begann, seine Magie zu wirken. Er nutzte die Macht des blauen Mondes, um Ise zu folgen, doch dafür brauchte er Jorns Hälfte seines Amuletts.
Kermo hatte sowohl ihm wie auch seiner Schwester je eine Hälfte eines magischen Amuletts gegeben, als sie noch Babys waren. Trotz all seiner Versuche, die Macht der kleinen halbrunden Scheibe herauszufinden, war es ihm nie gelungen. Sein Vater hatte stets darauf bestanden, dass sowohl Ise als auch er die halben Amulettstücke bei sich trugen, auch wenn er den Grund dafür nie begriffen hatte. „ Hauptsache, wir können Ise auf diesem Weg finden. Und den von allen Monden verfluchten Kaldarrer, der uns in diesen Glutofen geführt hat. “ Ohne ihn zu beachten, reichte Jorn dem Runenleser seine Amuletthälfte und ließ ihn seinen Zauber wirken. Schon nach wenigen Minuten hatte der Mann sein Ergebnis. „Osten, mein Lord, unverändert. Aber ich spüre, dass wir näher kommen.“ Mit einem stummen Nicken quittierte Jorn die Richtungsangabe. Wortloshob er die Hand und gab das Signal zum Aufbruch, sie hatten keine Zeit zu verlieren.
Langsam setzte sich die Gruppe in Bewegung und verließ die Oase in die von Belk angezeigte Richtung. Sie würden weiter der alten Handelsstrasse folgen und so die nächste Oase erreichen, noch bevor die Morgensonne aufstieg. Ein Blick zum Himmel zeigte Jorn den beinahe vollen blauen Mond, während sein eigener Mond Zonah genau wie der grüne Mond weniger als halbvoll am Himmel standen. Plötzlich stutzte er und sah erneut zum Himmel. Für einen Augenblick war ihm gewesen, als ob er noch etwas anderes am Himmel gesehen hätte, wie ein vierter Mond. „ Nur eine Täuschung. Verfluchte Hitze. “ Sein erneuter Blick bestätigte ihm, dass alles unverändert war, nur drei Monde am Nachthimmel Alterras. Schließlich nahmen die Späher ihr Positionen an den Flanken und vor dem Haupttrupp ein, insgesamt zehn der vierzig Krieger stammten aus einem von Kermos Jagdklans und verstanden sich ausgezeichnet aufs Spurenlesen, auch wenn die ungewohnte Umgebung ihre Arbeit erschwerte. Nach nur wenigen Kilometern war die anfangs steinerne Strasse nur noch ein Weg im Sand, der man entlang größerer Grenzsteinmarkierungen folgen konnte, gedankenversunken folgten Jorn und seine Männer den Spähern, ohne ihrer Umgebung zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Dann ging alles ganz schnell und binnen Sekunden wurde die Nacht von Schreien zerschnitten. Blitzartig griff Jorn seinen Dreizack und sah auf seine linke Seite, die Richtung aus der die Schreie kamen. Atemlos sah er auf das Schauspiel des Schreckens, das sich ihm bot. Riesige Tentakelarme waren aus dem Boden gebrochen und hatten mehrere seiner Männer erfasst, die nun von ihnen hilflos in der Luft herumgewirbelt wurden. In der Mitte der Tentakeln war ein wenigstens fünf Meterdurchmessendes Loch im Sand aufgegangen und hatte bereits drei seiner Männer samt Pferde verschluckt, während der Rest seines Trupps in wilder Flucht von dem Loch im Boden weg ritten.
„Kämpft, ihr Feiglinge. Oder ich werde euch eigenhändig pfählen und rösten lassen. Mit den Äxten auf die Tentakel, alle Runenleser zu mir.“ Jorn wusste umgehend, was für ein Jäger sie angegriffen hatte. „ Ein Tempok. So einen Großen habe ich noch nie gesehen. “ Die Späher seines Jagdklans hatten ihm gesagt, dass Wüstentempoks zu den größten ihrer Art gehörten, tödlich und äußerst selten. Doch hätte er es nie für
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