Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
eine souveräne Herrscherin gewesen. Innerlich fluchend setzte sich Schmee wieder auf ihrenedlen hölzernen Thron in der Kapelle des Triumvirats, ihr Vorschlag war abgelehnt worden, nun schon zum zweiten Mal.
Als sie zum ersten Mal ihren Antrag vorbrachte, der es der kaldarrischen Kriegsflotte der Tzarina Katharina IV erlauben würde, im Hafen Phrygias anzulegen, hatten beide Triumvire, Kaldwell wie auch Tara, sofort abgelehnt. Es war schon seit Jahrhunderten verboten für die Kriegsschiffe anderer Reiche, in der Hauptstadt Keldurs anzulegen, lediglich Handelsschiffen war dieses Privileg gestattet. Mit Kaldwell hatte sich Schmee inzwischen einigen können, er würde gegen ein unverschämt hohes Bestechungsgeld sowie ihre Zusage zu seinem Ausgrabungsprojekt in den alten Tempelruinen sein Ja-Wort zu ihrem Antrag geben. Tara aber zeigte sich wenig einsichtig, keiner der Manipulationsversuche Schmees in den letzten Monaten war erfolgreich gewesen.
Wichtige Entscheidungen konnten in Keldur nur mit dem Einverständnis alle drei Triumvire getroffen werden, das war schon seit Jahrhunderten so. Ebenso wie die Tatsache, dass die drei Triumvire stets aus den drei einflussreichsten Familien kamen, den Trionen, den Gilnos und den Kadeen. Und schon immer hatten Intrigen um die Macht den Regierungsalltag in Keldur bestimmt, schon immer war es einer einzelnen Person unmöglich gewesen, die Macht in dem Triumvirat zu übernehmen. „ Aber ich werde die Erste sein, die es schafft. “
Schmee Kadeen war die Älteste der drei amtierenden Triumvire und seit beinahe fünfzehn Jahren Mitglied des Triumvirates für das Haus Kadeen. Die Tatsache, dass sie sich in all den Jahren gegen ihre Konkurrenten innerhalb und außerhalb ihres eigenen Hauses sowie gegen alle Anschläge auf ihr Leben hatte durchsetzenkönnen, war ein klarer Zeichen ihres wachen Verstandes und ihrer Fähigkeit, die Intrigen des Hofes stets in die richtigen Richtungen zu lenken. Kaldwell, Triumvir des Hauses der Trionen, war ebenfalls kein Dummkopf, aber ihm fehlte der rechte Ehrgeiz zur Macht. „ Stattdessen verplempert er seine Zeit mit diesen unsinnigen Ausgrabungen und der Suche nach alten Schätzen. Deswegen hat man mich erwählt und nicht ihn. Ich werde Keldur in ein neues Zeitalter führen. “ Nachdenklich sah sie aus der großen Kapelle des Triumvirats zum Hafen. Die Kapelle stammte noch aus der Zeit der Legenden und stand zwischen den drei Familienhügeln der herrschenden Familien Phrygias. Von hier aus lenkten sie die alte Stadt und den Rest des Reiches Keldur seit Jahrhunderten. Und von hier aus wurde auch in alten Zeiten Alarm gegeben, wenn sich Feinde der Stadt näherten. Der große Glockenturm des alten Bauwerkes trug eine riesige Glocke, deren Klang so laut war, dass man ihn in der ganzen Stadt hören konnte. Doch sie war schon seit hundert Jahren nicht mehr geschlagen worden. Die große Stadt Tangara, der ewige Rivale Phrygias um die Herrschaft der Meere, existierte nur noch in Legenden und Geschichten, die man sich am Lagerfeuer erzählte. Keldur war die einzige Seemacht der Welt und Phrygia ihr Zentrum. „ Es wird Zeit, dass wir wieder den uns zustehenden Platz als Führer der Welt einnehmen. “
Die stampfenden Schritte Taras, die noch immer wütend durch den Raum stapfte, rissen Schmee aus ihren Gedanken. „Ich kann nicht glauben, dass du ihrem Antrag tatsächlich zustimmst. Wie viel hat sie dir dafür gezahlt, dass du unser Volk an Fremde auslieferst?“ Taras wütende Beschuldigung schien an Kaldwell abzuprallen wie Wasser an einer Hafenmauer. „Die Flotte Kaldarras ist keine Gefahr für uns. Wir haben zehnmal so viele Schiffe wie die Tzarina und selbst wenn demnicht so wäre, würden wir sie jederzeit auf dem Wasser vernichten, woher also kommt deine Angst, Tara?“ Kaldwells lässig gesprochene Antwort schien die junge Triumvirin der Gilnos nur noch wütender zu machen. „Wir spüren es doch alle, die Zeiten ändern sich. In Valkall ist Krieg ausgebrochen, Gesandte des Orakels von Alterra strömen in unser Reich und verkünden die Zeit des Erwachens. Denkst du wirklich, dies ist ein guter Zeitpunkt, um seine Häfen für fremde Armeen zu öffnen?“
Schmee hatte offensichtlich nicht nur die Sturheit ihrer jungen Gegenspielerin unterschätzt. Offenbar wusste die junge Frau auch erstaunlich gut Bescheid über den Wandel, der sich in der Welt vollzog, sie war intelligenter als Schmee gedacht hatte.
„ Dann wird sie sterben müssen. “ Ein
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