Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Hassem seine Säbel zurück in seinen Waffengurt. „Wer ist das Ziel?“ Der Mann warf einen weiterenBlick auf die Spinne auf seiner Brust und antwortete mit zittriger Stimme. „Triumvirin Tara Gilnos.“
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Sprachlos starrte Herm auf den schwarzen Turm, dessen Anziehung für ihn beinahe unwiderstehlich war. Drei Eingänge wiesen den Weg in das gewaltige Bauwerk, dessen Rumpf sich aus drei schlangenartigen Säulen bildete, die sich umeinander schlangen. Hoch oben unter dem Nachthimmel, der von vier vollen Monden erhellt wurde, mündete der Rumpf des Turms in einer ovalen Platte, die ein einzelnes großes Bauwerk beherbergte. „ Vier volle Monde. Eine große Konjunktion, ist das möglich? “ Herm hatte Geschichten gehört über Konjunktionen der drei sichtbaren Monde, sie waren selten, die letzte musste schon über einhundert Jahre her sein, doch waren diese Nächte stets eine Geburtsstunde von Legenden. „ Wie muss erst eine Konjunktion sein, in der nicht drei sondern alle vier Monde gleichzeitig voll am Himmel stehen, könnte die Welt das überleben? “
Ein weiterer Blick zum Turm zeigte Herm noch einmal die drei Eingangstore, die alle von zahlreichen Runen umgeben waren. Für einen Moment zögerte er und versuchte herauszufinden, welches der drei Tore ihn am meisten anzog, doch dann spürte er einen Blick in seinem Nacken. Er war nicht mehr allein, noch jemand war am Turm. Krampfend zog sich sein Magen zusammen. Er wollte sich umdrehen und nach dem zweiten Mann Ausschau halten, doch sein Körper war erstarrt. Unfähig, seinen Kopf zu wenden, spürte er das Näherkommen des Fremden. Er wusste, dass es derselbe Mann war, den er schon einmal in seinen Träumen gesehenhatte, sein Konkurrent im Rennen zum schwarzen Turm. Eiskalter Schauer lief Herm den Rücken herunter, während er spürte, wie der Fremde sich ihm näherte. Dann, schlagartig und unerwartet, konnte er sich schließlich umdrehen und sah etwas vollkommen unerwartetes. Herms Atem stockte bei dem schrecklichen Anblick, der sich ihm bot. Es war nicht der Mann, den er schon einmal gesehen hatte, es war der blutleere tote Körper von Kira.
„Kira, nein!“ Mit einem lauten Aufschrei erwachte Herm aus seinem Tagtraum und sah in die besorgten Augen Haschekks. Der Hauptmann des Wüstensturms und Anführer ihrer kleinen Karawane hatte ihn nun schon zum zweiten Mal aus einem Tagtraum auf seinem Pferd geweckt. Es war gefährlich, während des Reitens zu schlafen, daher achteten Haschekk und seine erfahrenen Männer genauestens auf Herm und seine Begleiter, während sie durch die heiße Wüste ritten.
Anders als sie es zuvor getan hatten, ritten sie bei Tage und rasteten bei Nacht. Offenbar konnten sich die Pferde so besser ausruhen und abkühlen, was bedeutete, dass sie mehr Weg zurücklegen konnten. Für Herm und Ise jedoch war es die Hölle, und auch Lingard zeigte zunehmend Zeichen der Erschöpfung. „Du vermisst sie wohl sehr. Ist sie deine Frau?“ Überrascht sah Herm den schwarzhaarigen Krieger an, der für ihn unbegreiflich trotz der brutalen Hitze einen metallischen Helm auf seinem Kopf trug. Er hatte seit Beginn ihrer Reise kaum gesprochen, geschweige denn eine persönliche Frage gestellt. „Nein. Aber ich wollte sie fragen, ob sie es werden will.“ Mit einem verstehenden Nicken akzeptierte Haschekk seine Antwort und deutete auf den Horizont, an dem die Sonne langsam tiefer sank. „Eine kleine Oase, nur noch eine Stunde entfernt. Dort können wir rasten und ihr könnt euch abkühlen.“ Der Blick desWüstenkriegers gab keine Zweifel, dass er Herm und die anderen Nordländer für Schwächlinge hielt, wenn er es auch aus Höflichkeit nicht aussprach. „ Wie würde er wohl über uns Nordländer denken, wenn er einmal axtschwingenden Berserkern Valkalls in der Tundra des Nordens gegenüber stehen würde? “
Mit einem Schmunzeln stellte sich Herm einen Kampf zwischen Haschekk und valkallischen Axtmännern vor, doch er wusste, dass es wohl niemals zu einer solchen Begegnung kommen würde. Nach einer guten halben Stunde konnte er dann zum ersten Mal die Umrisse der Oase am Horizont erkennen, sie würden sie in den nächsten zwanzig Minuten erreichen, noch bevor die Sonne unterging. Erleichterung machte sich bei der Aussicht auf die Kühle der Nacht und frisches Wasser bei ihm breit. „Wir kommen gut voran, wir werden vor den Entführern in Phrygia sein.“ Herm hatte in seine Gedanken versunken nicht bemerkt, dass Lingard neben ihn geritten
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