Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Wenn ich euch bestätige, werden die kritischen Stimmen verstummen.“ Nur mühsam konnte Bermon sich ein Grinsen verkneifen. Vecox war clever, nur wusste er noch nicht, dass er die nächste Vision nie erleben würde. „Also gut Vecox. Morgen breche ich wie geplant auf, um dem König zu berichten. Wenn ich zurück bin, wirst du die nächste Vision empfangen.“ Verdutzt sah ihm Vecox in die Augen, er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass Bermon auf seinen Vorschlag eingehen würde. „Ich bin erschöpft und brauche Kraft für die Reise. Vecox wird den Tempel leiten, solange ich unterwegs bin. Und bis morgen früh erwarte ich keine Störungen.“
Unter den überraschten Blicken der anderen Singer verließ Bermon den Raum und ging in seine Kammer. Sollten sie sich doch darüber wundern, warum er seinem Feind die Leitung des Tempels übergeben hatte, keiner von ihnen würde lange genug leben um seine wahren Absichten zu erkennen.
Er spürte die Anwesenheit von Fremden sofort, als er seine Kammer betrat. Eine angenehme Wärme ging von dem brennenden Kamin aus, vor dem ein bequemer Sessel aus bestem Bärenleder stand. Felle von weißen Wölfen bedeckten den Boden, auf dem neben dem Sessel noch ein luxuriöses Königsbett und ein edel verarbeiteter Ahorntisch samt Stühlen standen. Allesschien so wie immer, doch Bermon ließ sich nicht vom schlichten Schein täuschen. „Ich bin allein.“ Seine Worte waren an niemanden speziell gerichtet, doch wusste er, dass sie gehört wurden. Nur wenig später rollte sich eine schwarz gekleidete Gestalt geschickt unter dem Bett hervor und sprang in einer fließenden Bewegung auf seine Beine.
Der Mann, der nun vor ihm stand, war klein und komplett in schwarze Leinen gehüllt, nur seine Augen sahen aus einem Schlitz in seiner Gesichtsmaske auf den Ersten. Ein kurzes Schwert, das auf seinem Rücken befestigt war, schien die einzige sichtbare Waffe des Mannes zu sein, der ihn wortlos mit kalten Augen anstarrte. Das plötzliche Kribbeln in seinem Nacken ließ Bermon erschrocken herumfahren, überrascht sah er auf einen zweiten Mann in Schwarz, der sich lautlos und unbemerkt hinter ihm positioniert hatte. „ Wie hat er das geschafft? Unglaublich. “ Der zweite Mann war etwas größer wie der erste, aber immer noch klein nach Bermons Maßstab. Der einzige Unterschied zu dem ersten Mann war das lange Krummschwert, das auf seinem Rücken befestigt war. Der Griff aus schwarzem Tigerhorn, versetzt mit vier Edelsteinen, stand in krassem Gegensatz zu der sonst so unauffälligen Erscheinung der Männer, ohne Zweifel handelte es sich um eine besondere Waffe, möglicherweise sogar um ein magisches Artefakt.
„Karrek sagte, ihr habt Arbeit für uns.“ Die Stimme des Mannes verriet Bermon augenblicklich, das der Mann im nördlichen Teil von Begos aufgewachsen war. Bermon hatte ein gutes Verständnis für Klänge und Stimmen, so konnte er den grausamen kalten Klang des Fremden ebenso heraus hören wie auch, dass er die Wahrheit sagte. Schließlich konnte er dem gedungenen Mörder nicht länger in die Augen sehen. Sich abwendend setzte er sich in seinen gemütlichen Sessel. „Ichwerde morgen aufbrechen und in die Hauptstadt reisen. Die anderen Singer in diesem Tempel dürfen bei meiner Rückkehr nicht mehr leben. Schlagt nicht direkt morgen zu, sondern wartet, bis man keine Verbindung mehr zu meiner Abreise ziehen kann. Ihr könnt euch Beute nehmen, wenn es euch beliebt, aber zerstört auf keinen Fall die Kristalle des Tempels, ich werde sie noch brauchen.“ Bermon hatte langsam und deutlich gesprochen, um sicher zu stellen, dass seine beiden Besucher alles richtig verstanden. Dann, als nach einer kurzen Pause keine Fragen kamen, drehte er sich zu den Männern um und sah in einen leeren Raum. Die Fremden waren genau so lautlos verschwunden wie sie gekommen waren.
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Schweiß rann Herm in Bahnen vom Gesicht. Seit beinahe einer Stunde folgte er Kira durch das, was sie als Formen des zweiten Shitsu bezeichnete. Vor zwei Tagen war es ihm das erste Mal gelungen, alle Übungen die sie ihm in den letzten Wochen gezeigt hatte, fehlerlos zu durchlaufen. Die Übungen waren sehr nah an dem gewesen, was er in der Waffenausbildung bei seinem Vater und seinem Lehrer Martek gelernt hatte, daher war es ihm verhältnismäßig leicht gefallen, Kira zu folgen. Doch sein Stolz war nur von kurzer Dauer gewesen. Kira hatte ihm bereits kurz nach seinem vermeintlichen Erfolg verkündet, das er nun den Stand
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