Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Entfernung als Fremde kennzeichneten. Ises Erscheinung war nicht weniger auffällig, ihre Größe gepaart mit ihrer Schönheit und dem leuchtend roten wallenden Haar sowie der valkallischen Fellkleidung würden jeden Versuch, in der Menge unterzutauchen unmöglich machen. „ Unterwegs mit zwei Leuchttürmen, jeder der uns sucht wird uns im Hand umdrehen finden. “ Still seufzend betrat er den Kupferkessel, seine zwei Begleiterinnen dicht hinter ihm. Der große Innenraum der Taverne war gut gefüllt mit Reisenden und Händlern, so wie Herm es erwartet hatte. Zu seinem Leidwesen verstummten die vielen Gespräche in dem Raum umgehend, als sich alle anwesenden Augen auf ihn, Kira und Ise richteten. „Wein und frisches Brot für mich und meine Begleiterinnen. Wir sind auf der Reise zum roten Turm, um die Prüfungen abzulegen.“ Mit Erleichterung sah Herm, wie die Gespräche wieder aufgenommen wurden und eine Schankmagd herbei eilte, um einen leeren Tisch abzuwischen. Sie hatten lange überlegt, welche Geschichte sie zur Tarnung erzählen würden und er war froh, dass er sich mit seiner Idee durchgesetzt hatte. Es gab kaum einen anderen glaubwürdigen Grund, warum ein Mann aus Kaldarra zusammen mit einer Frau aus Valkall und einer aus Begos nach Paitai reisen würden.
Schließlich setzten sie sich und begannen stumm, das Brot zu essen. Es war frisch und noch warm, der Kupferkessel legte offenbar Wert auf Sauberkeit und gutes Essen. Heute Nacht würde er gut schlafen, in einem trockenen und warmen Raum, gut gesichert von bewaffneten Wachen. Es war eine gute Idee von Ise gewesen, als sie die Übernachtung in dem großen Gasthaus vorgeschlagen hatte, sie würden morgen frisch und ausgeruht nach Paitai gehen können. Etwas besser gelaunt nahm Herm einen langen Schluck aus seinem Weinkelch, der Wein schmeckte ausgezeichnet.
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Mit ruhigen Schritten ging Lingard auf den Kupferkessel zu. Er hatte die Leichen der Mörder sorgsamversteckt, es galt nun bedacht und gut überlegt zu handeln. Es war sicher kein Zufall, dass fremde Attentäter so kurz nach der schwarzen Nacht in Meronis auftauchten. Das Fehlen jeglicher Aktivitäten des Königs und der Sternensinger verdüsterte das Bild nur weiter, er musste unbedingt mit Vecox reden und herausfinden, was in seinem Wald vorging.
Doch vorher musste er noch nachsehen, ob der Wirt des Kupferkessels eine Nachricht für ihn hatte. Er hatte diesen Weg des Nachrichtenaustauschs mit Vecox eingeführt, nachdem Bermon erster Singer im Tempel geworden war. Lingard traute Bermon genau so wenig wie Vecox es tat, aber als Waldwächter konnte er nicht ständig in die Stadt gehen, um sich mit seinem alten Freund auszutauschen. Sie schickten sich stattdessen Nachrichten zu, indem sie Briefe im Kupferkessel hinterließen und so wollte Lingard zuerst die Taverne nach einer Nachricht für ihn überprüfen, bevor er in die Stadt ging.
Als er die Tür zum Innenraum öffnete, zeigte er sich ihm erwartungsgemäß gut gefüllt mit frühstückenden Gästen. Es war noch früh am Morgen, doch die meisten Reisenden, die im Kupferkessel eine letzte Rast einlegten, bevor sie in die Stadt gingen, versuchten möglichst früh aufzubrechen. Verschiedene Händler saßen mit ihren Bediensteten und Wachen an den zahlreichen Tischen und ein begrüßendes Kopfnicken des Schankwirts lud ihn an die Theke ein. Den Gruß kurz erwidernd ging er zur Theke, wo Schmek ihm bereits einen Krug frischen Wassers hingestellt hatte. Schmek war der Bruder des alten Schankwirts, der die schwarze Nacht wie so viele Andere nicht überlebt hatte. Zu Lingards Glück hatte er keine Schwierigkeiten damit, seinen Nachrichtenaustausch mit Vecox weiter zu führen wie sein Bruder zuvor und so nahm Lingard wortlos den gefalteten Brief von Schmek entgegen und steckte ihnein. Er würde ihn später lesen, in einer privateren Umgebung, außerdem würde er Vecox heute Abend sowieso noch sehen. „ Und dann trinken wir einen guten Schluck Pflaumenwein aus Keldur, den du mir noch schuldest, mein alter Freund. “ Mit einem Grinsen dachte Lingard an seine Wette mit Vecox, die er gewonnen hatte. Genau genommen hatte er noch nie eine Wette verloren, wenn es um sein Talent mit dem Langbogen ging.
Einen weiteren Blick in den Gastraum werfend stockte ihm plötzlich der Atem. Etwas abseits der anderen Gäste saß eine Gruppe von drei Fremden, die im Kupferkessel so fehl platziert wirkten wie eine Eisspinne in der Wüste. Eine der Fremden stammte ohne
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