Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
mit der Schatzkarte, die in einem Lederholster in seinem Gürtel steckte, als ihn der Mitternachtsschlag der Deckglocke aufschreckte. Blakman hatte sie nur leise und gedämpft geschlagen und sah ihn nun vielsagend an. „ Nein Blakman, wir ziehen es durch, egal was für ein Gefühl du hast. “ Wortlos blickte Gaross zu seinen Männern. Es bedurfte keiner Befehle, sie alle wussten was zu tun war.
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„Seht nun, Phrygia. Die Stadt der Legenden und Seefahrer.“ Beinahe stolz zeigte Haschekk von der kleinen Anhöhe, auf die er sie geführt hatte, auf die riesige Stadt, die um und auf drei große Hügel gebaut worden war. „ Das ist sie also, die älteste Stadt der Welt. Und hier ist vielleicht auch das schwarze Buch versteckt. “ Beeindruckt sah Herm auf die pulsierende Stadt und ihren großen Hafen, der als der größte der Welt galt. Haschekk hatte ihnen viel erzählt über die Geschichte der Stadt, während sie gereist waren und Herm war dankbar gewesen für die Ablenkung.
Es tat gut, sich mit etwas anderem beschäftigen zu können wie Kiras Entführung. Der Angriff von Jorn und seinen Kriegern hatte sie schwer getroffen und er hatte keine Hoffnung, dass sie die Stadt vor den Entführern erreicht hatten. Ketara hatte keine schweren Verletzungen davongetragen, doch sie brauchte mehr Ruhe und Erholung wie vor dem Kampf. Herm selbst hatte zwei volle Tage gebraucht, bis er wieder reiten konnte, ebenso wie Ise. Von Haschekks Männern hatten nur zwei überlebt, die ebenfalls noch mit ihren Wunden kämpften, auch wenn die stolzen Reiter des Wüstenwindes ihre Schmerzen zu überspielen versuchten. Lediglich Lingard und Haschekk selbst waren ohne Blessuren aus dem Kampf gekommen und hatten sich in den letzten Tagen der Reise die Nachtwachen geteilt, was zur Folge hatte, dass nun auch sie erschöpft und übermüdet auf der Anhöhe standen.
„ Wie soll ich sie hier nur finden? “ Der Blick auf die gewaltige Stadt nahm Herm beinahe jede Hoffnung, die Entführer abzufangen, bevor sie sich einschifften. Er war bereits beeindruckt gewesen von dem großen Hafen Magystras, doch Phrygia stellte alles in den Schatten, was er bisher gesehen hatte.
„Seht ihr den ersten großen Hügel auf der linken Seite? Es ist der Stammsitz der Familie Gilnos, Fürst Fa-Sal hat dort Freunde. Wir müssen vorsichtig sein in Phrygia, denn es ist auch die Stadt der Intrigen.“ Herm folgte Haschekks ausgestrecktem Arm und sah auf den Hügel, der mit prachtvollen Bauwerken bedeckt war. Er hatte von dem Wüstenkrieger gelernt, dass Keldur von drei mächtigen Familien in einem Triumvirat regiert wurde, eine Konstellation die viel Raum für politische Intrigen und höfische Machtspiele ließ.
Das plötzliche Auftauchen einer größeren Menschengruppe, die die Stadt durch das Südtor verließ,riss Herm aus seinen Gedanken. Mehrere große Wagen, die teilweise mit Maschinen beladen waren, wurden von starken Ochsengespannen gezogen. Bewaffnete Reiter eskortierten die Wagen, denen wenigstens zweihundert Männer zu Fuß folgten, die Spitzhacken und anderes Werkzeug trugen. „Gibt es Minen in der Nähe, Haschekk?“ Der Wüstenkrieger schien einen Moment zu überlegen, bevor er antwortete und dabei nervös zu dem Tross sah, der sich in ihre Richtung bewegte. „Nein, hier gibt es keine Minen. Gefällt mir nicht, die haben uns bestimmt schon hier oben gesehen. Wir müssen vorsichtig sein.“
Als hätten sie die Worte Haschekks gehört, verließen sechs Reiter den Rest der Gruppe und ritten direkt auf sie zu. Angespannt warteten Herm und seine Begleiter, während die Reiter näher kamen. Bewaffnet mit Speeren und von dicken Lederrüstungen geschützt machten die fünf Männer einen nervösen Eindruck, während ihre Anführerin mit wachsamen Augen Herms Reisegruppe und die Umgebung musterte. Die Art und Weise, wie sie arrogant im Sattel saß, gab sie schnell als Adlige zu erkennen, ihr kunstvoll verzierter Helm mit Federbusch tat den Rest dazu.
„Ausgrabungsleiterin Camille von den Trionen. Ihr seht nicht aus wie Händler, was führt euch hierher?“ Der Blick der Adligen hatte Ketara lange gemustert und war schließlich auf Herm stehen geblieben. Offensichtlich gab er neben dem riesigen Bären stehend einen beeindruckenden Anblick ab. „Herm Pendrak aus Kaldarra. Wir besuchen die Familie Gilnos, unser Anliegen ist nicht Eure Angelegenheit.“ Herm wusste genau, wie er mit Adligen von der Sorte Camilles umgehen musste. Die Tatsache, dass sie eine
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