Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Geschmeidig wie eine Raubkatze wich Secan dem Netz aus und tauchte unter dem Speer des Mannes hindurch. Der Gladiator war bereits tot, bevor er einen Schrei aus seinen Lungen lassen konnte, durchbohrt von den fünf Klingen der Blutkrallen.
Ohne die jubelnde Menge zu beachten verließ er das Zentrum der Arena wieder, um dem zweiten Kampfpaar Platz zu machen. Emotionslos sah er auf das ungleiche Paar, das sich nun bereit zum Kampf machte. Eine großgewachsene Kriegerin aus dem Norden, vielleicht Kaldarra, bewaffnet mit Schwert und Schild, hatte ihre bisherigen Kämpfe souverän gewonnen und viel Applaus von den Rängen erhalten. Ihr Gegner war der Mann aus Alterra, der seine zwei krummen Dolche überaus geschickt führte. Secan wusste mit einem Blick, wer gewinnen würde. Zu selbstsicher und mit zu viel Auge für die jubelnde Menge stürzte die große Kriegerin in ihr Verderben, Kaum eine Minute später lag sie mit durchschnittener Kehle am Boden.
Das plötzliche Gefühl von Energie jagte Secan umgehend einen Schauer über den Rücken. Er hatte noch niemals vorher etwas Derartiges gespürt, es war als ob seine Blutkrallen unter fremdartigen Tönen vibrieren würden. „ Die Sikau sind hier, es gibt keinen Zweifel. Jetzt wissen sie, dass die Chi Tsume zurückgekehrt sind. “ Schließlich unterbrach der Aufruf zum Finale abrupt das Gefühl von ihn durchströmender Energie. Ohne einen weiteren Gedanken an die Weissagung fokussierte er sich wieder auf die Arena. Sein letzter Gegner war unweigerlich der schwerste und auch der einzige, den er ernst nehmen musste. Secan hatte es bereits bei seinem ersten Kampf gesehen, er war gut ausgebildet in den alten Kampfformen, die man bei nur wenigen Meistern in der Welt lernen konnte. Er wusste nicht, was den Mann dazu gebracht hatte, hier in Keldur an einem Turnier auf Leben und Tod teilzunehmen und es spielte auch keine Rolle. Es würde ein ehrenvoller Kampf werden und er würde als Sieger vom Feld gehen, das war alles was zählte.
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Mit offenem Mund starrte Herm auf die Proklamation und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. „ Eine Blockade! Gerade jetzt, unglaublich! “ Noch immer fassungslos versuchte er die Auswirkungen des gerade gelesenen abzuschätzen. Offenbar hatte die frisch gekrönte Triumvirin Tertia Gilnos als ihre erste Amtshandlung eine Mobilisierung der Seestreitkräfte durchgesetzt. Handelsschiffe durften nur noch in Flotten mit Geleitschutz an der Küste Keldurs segeln, der Seeraum um Kahilis wurde zum Sperrgebiet erklärt. „ Das heißt, dass Kiras Entführer es schwer haben werden, ein Schiff nach Kahilis zu finden. Aber für mich wird es genau so schwer. Immerhin gewinne ich Zeit. “
Mit den leichtfüßigen Schritten eines Spähers trat Lingard neben ihn und unterbrach seine Gedanken. „Ich habe mich etwas in den Tavernen umgehört. Es sind Schiffe verschwunden in den letzten Monaten. Viele Schiffe, nicht nur Händler sondern auch Kriegsschiffe. Die Seeleute erzählen wilde Geschichten über Kraken und Leviatane, aber einige glauben auch, dass sie dem Fluch von Kahilis zum Opfer gefallen sind. Die meisten verlorenen Schiffe hatten wohl Routen, die sie in die Nähe der Insel brachten.“
Mit einem Grinsen wandte sich Herm dem Waldwächter zu, dessen Fahne nach billigem Schnaps ihm beinahe die Besinnung raubte. „Wie mir scheint hast du ein Talent dafür, Informationen aus Kneipen zu sammeln, gute Arbeit.“ Mit einer Grimasse drehte Lingard seinen Atem aus dem Wind. „Dafür werde ich morgen einen Kopf so groß wie ein Pak-Mah haben. Wir sollten Ise Bescheid geben. Jetzt, wo Haschekk weg ist, wird es noch schwieriger werden, bei der neuen Triumvirin vorsprechen zu dürfen. Ohne ihre Genehmigung werdenwir kaum nach Kahilis kommen.“ Herm gab ihm ein zustimmendes Nicken. Haschekk hatte sich kurz nach dem Einzug in eines der kleineren Häuser auf dem Hügel der Familie Gilnos verabschiedet. Er hatte Wort gehalten und Herm und seinen Begleitern die Tür zu der mächtigen Familie geöffnet, aber danach galt seine Pflicht wieder seinen Männern und seinem Stamm. Nachdem seine beiden überlebenden Krieger ausreichend versorgt worden waren, hatte er sich mit besten Wünschen für Herms Suche nach Kira auf den Weg zurück zu seinem Fürsten gemacht, um ihm zu berichten.
„Ja, wir sollten zurück in unsere neue Bleibe, diese Gegend hier ist nicht sehr vertrauenerweckend.“ Herm und Lingard hatten gemeinsam das Hafenviertel Phrygias erkundet,
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