Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Volk liebt Spiele und es soll sie erhalten. “ Tertia hatte entgegen dem Rat ihrer Vertrauten ihre Krönung in die große Arena im Zentrum Phrygias verlegt und zahlreiche Gladiatoren mit großen MengenGold in die Stadt gelockt. „Herrin, wenn ich sprechen darf?“ Pfutius war der Dritte und letzte der anwesenden Ratgeber, seine Stimme klang wie immer rau und bestimmend. Er war der Hauptmann ihrer Leibwache und hatte am heftigsten gegen ihre öffentliche Krönungszeremonie argumentiert. Tertia verstand seine Einwände, sie wusste selbst, dass niemand sie in einer dermaßen großen Menge würde schützen können. Und doch fühlte sie sich absolut sicher. „ Wer auch immer Tara ermorden ließ, wollte dass stattdessen ich auf dem Thron lande. In Gefahr bin ich erst dann, wenn sie merken, dass ich nicht die Marionette bin, die sie sich erhoffen. “ Mit einem Handzeichen gab sie Pfutius die Erlaubnis, zu sprechen. Wenn sie ihrem alten Kampflehrer und Leibwächter auch mit ihrem Leben vertraute, so war er doch von niedrigem Stand und musste auch entsprechend behandelt werden.
„Wenn ihr mir erlauben würdet, mit mehr Männern die Loge zu sichern, würde das eure Familie und die anderen Triumvire sicher beruhigen.“ Schmunzelnd vernahm Tertia die Bitte ihres Leibwächters. Er wusste ebenso gut wie sie, dass der Mörder ihrer Schwester vermutlich gerade von einem der Männer und Frauen, die selbst auch in der Loge saßen, beauftragt worden war. „ Vielleicht war es Tubor. Mein jüngerer Bruder ist ebenso verschlagen wie ehrgeizig. Oder Schmee, die alte Hexe. Ein Anschlag, ausgeführt von einem Magier, sähe ihr ähnlich. “ Der dritte Fanfarenstoß erklang und beendete damit ihre Überlegungen. „Nein Pfutius, alles bleibt wie geplant. Wir müssen jetzt gehen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten stand Tertia auf und betrachtete sich noch einmal kurz im Spiegel. Sie wusste, dass sie hübsch war. Nicht außergewöhnlich, aber genug, um die Augen junger Männer von Stand auf sich zu ziehen. Ihr blaues, tief ausgeschnittenes Kleid unterstrich ihre schlanke Figur und hob dabei gleichzeitig ihren etwaszu kleinen Busen, während ihr langes Blondes Haar in einem kunstvoll geflochtenen Zopf über ihrer linken Schulter hing. Ein kurzer Griff zu ihrem Schenkel bestätigte ihr den perfekten Sitz des kleinen versteckten Dolches. Obwohl sie nicht an einen Anschlag am heutigen Tag glaubte, zeichnete sie sich auch nicht durch Leichtsinnigkeit aus.
Schließlich atmete Tertia noch einmal tief ein und begann den langen Marsch durch die steinernen Korridore der Arena zur großen Loge der Triumvire. Einzig Pfutius folgte ihr auf dem langen Weg zu ihrer Krönung, während ihre Gedanken zu der Nachricht wanderten, die sie heute Morgen erhalten hatte. „ Ein Chi Tsume, hier in der Stadt. Und er hat mich kontaktiert. Also ist das alte Netzwerk noch intakt, so wie es mich Onkel Tredius gelehrt hat. “ Tertia wusste nicht, was ihr Blut schneller pulsieren ließ, die Tatsache dass sie zum Triumvir gekrönt wurde oder das sich die Lehren ihres toten Onkels heute bewahrheitet hatten. „ Und wenn die Chi Tsume zurückkehren, werden sich auch die Sikau wieder erheben. Es wird einen neuen Kaiser geben. Es muss einen neuen Kaiser geben. Und der alte Feind? Werden auch seine Agenten wieder durch unsere Strassen wandeln, werden auch die Kagenoha zurückkehren? “ Nicht nur die Gedanken an die Agenten des Feindes, sondern auch die Nachricht selbst gab ihr Grund zum Kopfzerbrechen. Der Chi Tsume ließ ihr mitteilen, dass er der Krönung beiwohnen werde und dass sie ihn erkennen würde. Sonst nichts. „ Aber wie soll ich ihn erkennen? Und wieso besucht er mich nicht im Geheimen? Wie soll er sich in diesem Trubel zu erkennen geben, ohne dass er auffällt? Das ergibt keinen Sinn.“ Während sie noch über die seltsame Nachricht nachdachte, riss sie der lauter werdende Jubel aus ihren Gedanken. Sie hatte sich ihrem Ziel genähert und während sie noch nervös an ihrem Kleid zupfte, erreichtesie das steinerne Eingangsportal. Mit einem letzten Schritt betrat sie die Loge der größten Arena Phrygias und wurde umgehend von dem lautstarken Jubel tausender Menschen empfangen.
Schmee Kadeen und Kaldwell Trion standen bereits vor ihren Thronen, die sich auf dem linken und rechten Flügel der großen Plattform befanden. Ihr eigener Thron war zentral in der Mitte aufgestellt, so dass alle Besucher der Arena eine gute Sicht auf die Krönungszeremonie hatten. Für
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