Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Anlegestellen. „ Nur einen Tag früher. Bei allen Monden, wieso habe ich es nicht einen Tag früher versucht? “ Hassem hatte sich einige Tage in einem der Slumviertel Phrygias versteckt. Das war ihm nicht schwer gefallen, bei den Sieben Spinnen hatte er alles gelernt, was er dafür brauchte und auch der magische Umhang, den er erbeutet hatte, hatte ihm dabei gute Dienste geleistet. Das schien vor einigen Tagen noch wie eine gute Idee, schließlich hatte er noch nie zuvor eine Triumvirin getötet und so hatte er seinen Plan, mit dem verdienten Gold ein Schiff nach Kahilis zu heuern, verschoben.
Aber nun war die neue Triumvirin gekrönt und hatte als erste Amtshandlung die Seewege nach Kahilis gesperrt. „ Ich hätte ihre von allen Kraken verfluchte Schwester direkt mit umbringen sollen. Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Information über den Kapitän korrekt sind. “ Hassem hatte nach einigen Tavernenbesuchen, die seinen Geldbeutel deutlich erleichterten, von einem Kapitän erfahren, der eine kleine Logger befehligte und es mit dem Gesetz nicht so genau nahm. Was aber noch wichtiger war, den Erzählungen nach war er bereits zweimal nach Kahilis gesegelt und sein Schiff war erst heute in Phrygia eingelaufen. Mit sicheren Schritten ging er weiter über den langen Steg, der den Haupthafen mit den äußeren Anlegestellen verband. Die kleineren Stege dort gaben großen Handelsschiffen nicht genügend Platz zum Manövrieren und so wurden sie meist von kleineren Schiffen, die keinen großen Handelshäusern angehörten, genutzt. Nach kurzer Zeit schon fand er die Logger, die ihm beschrieben worden war, an einem der Anlegeplätze. In einem entsprach das Schiff nicht der Beschreibung. Seinen Informationen nach sollte es in tadellosem Zustand sein, gut gerüstet für eine Fahrt auf hoher See,doch der Anblick der sich ihm bot, war wenig vertrauenerweckend.
Die unteren Segel waren behelfsmäßig repariert worden und die Spuren eines Feuers an Bord deutlich erkennbar. Teile der Reling waren zerstört und gaben Hassems geschultem Auge deutliche Hinweise auf einen Kampf an Bord. Unter normalen Umständen wären das mehr als genug Gründe, sofort wieder kehrt zu machen, doch heute hatte er keine Wahl. Die Melissa war seine einzige Chance, nach Kahilis zu kommen und er würde sie nutzen, egal was an Bord passiert war.
Als er näher kam, sah er nur fünf Personen an Deck des Schiffes. Zwei alterrische Seemänner arbeiteten an der Reparatur der Schäden, während ein glatzköpfiger älterer Mann ihnen Kommandos gab. Die anderen beiden jedoch schienen keine Seeleute zu sein und überhaupt nicht zu dem Schiff zu passen. Ein Mann und eine Frau aus Begos, beide leicht an ihrer Körperhaltung als Kämpfer zu erkennen, standen reglos an Deck und sahen ihn an, als hätten sie sein Kommen bereits erwartet. Verdutzt stellte er fest, dass er sie schon einmal gesehen hatte. Beim Orakel in Alterra war er noch vor wenigen Wochen an ihnen vorbei geritten, während sie ihre Kampfübungen ausgeführt hatten. Und nun waren sie hier, auf einem Schiff, das ihn nach Kahilis bringen könnte, es konnte kein Zufall sein.
Vorsichtig näherte sich Hassem dem seltsamen Paar und blieb schließlich vor ihnen am Steg stehen. „Kapitän Gaross?“ Für einen Moment sahen sie ihn prüfend an, dann trat der Mann einen Schritt nach vorn. „Kapitän Gaross ist in Ruhestand getreten. Mein Name ist Nakang und wir werden euch nach Kahilis bringen, zum schwarzen Turm. Das ist doch euer Ziel, nicht wahr?“
Geschockt erstarrte Hassem und sah sich mit einer schnellen Bewegung um. „ Eine Falle?“ Doch niemandsonst schien von ihm Notiz zu nehmen. Keine versteckten Attentäter umkreisten ihn und auch die Seemänner der Melissa fuhren unbeeindruckt mit ihren Reparaturen fort. Hassem wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Die Tatsache, dass der Mann aus Begos von der Existenz des schwarzen Turmes wusste, konnte alles oder nichts bedeuten. Auf See war er im Nachteil allein gegen fünf, falls die Einladung doch eine Falle war. Aber er hatte immer noch seine Magie und seine Begleiter und auch wenn der Mann vor ihm, der sich Nakang nannte, die Bewegungen eines geübten Kämpfers hatte, so würde auch er machtlos sein gegen das Gift eines Gelbrückenkriechers.
„Wir müssen unterwegs noch einmal an der Küste anlegen, einen Freund aufnehmen.“ Hassem sprach seine Forderung in einem kühlen Tonfall, der klar zeigte, dass er dem neuen Kapitän der Melissa
Weitere Kostenlose Bücher