Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
der Waldwächter mit einem Nicken beantwortete. „Keine Entschuldigung notwendig, aber wir sollten uns wirklich unterhalten. Komm mit uns, wir verschwinden hier, bevor uns die Stadtgarde findet. Es gibt da einen Ort, an dem wir sicher sind...für den Moment wenigstens.“
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Fasziniert sah Kalinde auf den großen Hafen, der sich vor ihr ausbreitete wie ein riesiges Netz. Sie hatte vorher schon Schiffe gesehen in ihrer Heimat, aber noch niemals so große und so viele auf einmal. Die Langboote ihres Volkes waren Küstenschiffe und nicht für die hohe See gebaut, anders als die riesigen Galeonen, die hier im Hafen lagen. Aufmerksam betrachtete sie eines der großen Kriegsschiffe, das mit unzähligen Schleudern und Katapulten bewaffnet war, als sie plötzlichfür einen Moment stutzte. Ein Mann ging allein auf einem der äußeren Stege direkt an der großen Galeone vorbei und zog umgehend ihren Blick auf sich. Er war ein Kaldarrer und Herm ähnlich, das hatte sie stutzen lassen, doch auf dem zweiten Blick erkannte sie, dass er es nicht war. Herm ging stets aufrecht und hatte einen klaren ehrlichen Blick, anders als der Mann, der nun in Richtung eines der kleineren Schiffe an den äußeren Anlegestellen ging. Das Bild Herms hatte sich in ihren Kopf gebrannt, seit sie ihn das erste Mal getroffen hatte bei den heiligen Steinen, in ihrer Heimat Valkall.
Und nun war sie hier, in Phrygia, am anderen Ende der Welt und suchte nach ihm. „ Dieser Ort ist riesig, wie soll ich ihn hier nur finden? Falls er überhaupt hier ist. Ich hoffe nur, dass wir schneller sind als Jorn und seine Männer. “ Tyr hatte schnell reagiert, als er von der Kampfgruppe erfahren hatte, die unter der Führung Jorns Herm folgen und töten sollte. Ohne zu zögern hatte er mit dem Einverständnis seines Klanlords die Verfolgung Jorns aufgenommen und dazu seinen gesamten Jagdklan mobilisiert. So hatte sich für sie die perfekte Gelegenheit ergeben, sich ihnen anzuschließen, war sie doch seit der schwarzen Nacht offiziell eine Runenleserin. Außerdem war ihr Vater, Pytros, einer von Tyrs Männern und so war sie mit ihnen durch die halbe Welt gereist, nur um den Mann zu finden, der laut Marlas Auslegung der alten Schriften der Auserwählte sein sollte.
Im Grunde genommen war es Kalinde egal, ob er es war oder nicht. Die Hauptsache war, dass sie ihn wieder sehen konnte. Sie war noch jung, aber ihr Körper war bereits der einer Frau und sie war bereit, ihm alles zu geben, wenn er es wollte. „ Ob sie wirklich nicht seine Gefährtin ist? “ Einmal mehr richteten sich seine Gedanken an die kleine Frau aus Begos, die Herm als seine Gefährtin mit sich geführt hatte. Bei den Frauen ausTyrs Klan hatte sie erfahren, dass die beiden ihr Lager nicht teilten, also bestand noch Hoffnung.
Glücklicherweise war es einfach gewesen, Herms Spur durch die Welt zu folgen. Der Reißer, den er auf unglaubliche Weise gezähmt hatte, war an mehreren Orten mit ihm gesehen worden und so war Tyrs Klan ihm und seinen Gefährten bis in die Wüste Alterras und von dort nach Phrygia gefolgt. „ Aber was will er hier? “ Laut Marlas Informationen hätte er die Sternensinger in Meronis aufsuchen und dann zurückkehren sollen, doch stattdessen war er bis zum Orakel der südlichen Wüste und von dort dann nach Osten gezogen.
Tyr hatte entschieden, weit außerhalb von Phrygia das Lager aufzuschlagen, da eine große Ansammlung von Valkallern in der Stadt zu auffällig gewesen wäre. Zehn Späher wurden in die Stadt gesandt, um nach Jorn und Herm zu suchen, einschließlich ihr selbst. Es war ihr nicht schwer gefallen durchzusetzen, dass sie auch gehen würde. Trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit besaß sie als Runenleserin einen gewissen Status und konnte auch mit ihrer magischen Fähigkeit argumentieren, die ihr möglicherweise das Auffinden von Jorn, Ise oder Herm erleichtern würde. „ Ich wünschte nur, dem wäre auch so. “ Tatsächlich hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie Herm finden sollte, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie nicht weit von ihm entfernt war. Warum sollte jemand nach Phrygia gehen wollen, wenn nicht, um ein Schiff zu nehmen? Der Gedanke war ihr gekommen, während sie in den letzten Stunden die Betriebsamkeit am größten Hafen der Welt beobachtet hatte. Wenn Herm in der Nähe war, würde sie ihn nur hier finden. Was sie brauchte, war Geduld.
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Mit weit aufgerissenen Augen starrte Herm auf die riesigen Regale, die mit den verschiedensten
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